Letztes Jahr im November, wir erinnern uns? Eine neue Regierung kurz davor, ins Amt vereidigt zu werden. Wieder einmal eine Talk Show mit illustrer Runde.
Es ging um die Frage, ob demnächst – es geht natürlich um Corona – Geschäfte und Gastronomie wieder geschlossen würden? Gibt es wieder einen Lockdown? Robert Habeck wand sich und verwies ein wenig verdattert darauf, dass derzeit nichts ausgeschlossen werden könne. Dann folgte ein philosophischer Exkurs seinerseits über den Menschen. „Wir sind träge Wesen.“ Und weil diese trägen Wesen sich allzu schnell immer wieder in Sicherheit wiegen würden, „müssen wir den inneren Schweinehund überwinden“. Die zugeschaltete Journalistin Christiane Hoffmann daraufhin: „Es geht doch nicht um Trägheit. Politische Führung heißt, nicht die Augen zu verschließen.“ Und sie schloss daran an, er und seine Partei seien doch gewählt und träten demnächst an, um die Trägheit zu überwinden. Ihn traf das sichtbar und er wurde, was man in der gehobenen Umgangssprache „schmallippig“ nennt.
Trägheit, ja, was ist das? Zaudern? Die Unfähigkeit, sich zu bewegen, aus Sicherheitsgründen, aus Angst vor der Aufgabe des Status quo, weil doch alles irgendwie doch gut so ist, wie es ist – also ein Arrangement? Und sei es auch noch so schrecklich? Auf der körperlichen Ebene fällt mir da gleich einmal das „träge Lymphsystem“ ein, ein Zustand des Staus, der Blockade – zu verorten in einem Merkur-Saturn. (Nachzulesen in WD, Erfahrungsbildern 1, S. 242ff). Ja, der Merkur-Saturn ist der Intellektuelle par excellence, einer, der die Umweltbeziehungen (von sich zur Welt, die in umgibt) versachlicht und neutralisiert , und die Selbstbestätigung in der Skepsis findet. Ist alles an anderer Stelle aufgeführt.
Steht diese Konstellation bei einem Menschen in Bezug zum I. Quadranten, wird sie sich gesundheitlich auswirken als das Träge (Abwesenheit von fließendem Leben), u.a. auch als eine Abwehrschwäche.
Wenden wir die Münchner Rhythmenlehre an, wissen wir, dass Merkur-Saturn im Zusammenhang mit der Rückseitenlehre eine Blockade-Konstellation ist, die bei verschiedenen Planetenkonstellationen entstehen kann. Nun schaue ich die eine Blockade mit einer anderen zusammen, nämlich der von Uranus zu Venus/Venus zu Uranus.
Diese Konstellation (ob als Konjunktion oder Quadrat oder Opposition gegeben sei einmal untergeordnet) entspricht auf der körperlichen Ebene dem labilen Aufbau des Nervengewebes und dessen Schädigungen, Muskelschwund, Aufhebung der Gefäßspannung in den Venen (mithin Erschlaffung), Fehlen von Energie, weil diese nicht gespeichert werden kann, Blutversackung bei Spannungslosigkeit der Gefäße, Schwindel (wenn sich die Bilder zu schnell bewegen oder die Neutralität aus dem Gleichgewicht fällt). Venus-Uranus gibt einen Hinweis darauf, dass man vom eigenen Gefüge abwesend ist, insofern kommt es zur Aufhebung der Formen (= 2. Haus) und des Raumes, auch des Standortes. Ohne fest umrissenes Revier ist man Nomade und unterwegs. Im Endergebnis ist dies paradoxerweise ebenfalls eine Blockade der Bewegungsfähigkeit, denn ein Ankommen ist versagt. Natürlich lesen wir immer auch die geistige und emotionale Trägheit mit, ist schon klar?
Ich tendiere dazu, diese Konstellationen als ein „vom Clan vereinnahmtes Leben“ zu bezeichnen: „Das Verstecken im Sozialen“. Es geht dabei um das Verhältnis von Verband zu Einzelwesen. Das Soziale ist „Gemeinschaft/ Familienverband (Hs 2) in der Ausübung (Hs 3), dem sich das Subjekt unterordnen muss (Integration, Inklusion).
Wie in der obigen Zeichnung zu sehen ist, ergeben sich noch zwei weitere Konstellationen in der Diagonalen: Saturn-Venus („der Zwang bzw. Zug zur Integration“) und Uranus-Merkur („der zwischen den Stühlen Sitzende, Zerrissene“). Die Diagonalen sind in einem solchen Engramm diejenigen, über die die Lösung (in diesem Fall der Stockung und Stauung) herbeigeführt werden müssen und können. Die Person muss also hinterfragen bzw. anschauen, inwieweit sie sich in einem Verband befindet, der für sie nicht geeignet und sie deshalb unselbständig ist, und inwieweit sie in der falschen Zugehörigkeit einen Zustand von Berührungs“phobie“ entwickelt hat. Stichwort: Hautausschläge, die Distanz schaffen und einem die anderen von der Pelle halten.
Der Mensch ist träge. Nein, nicht jeder, aber viele sind es tatsächlich. Von einem „Arbeitsclan“ vereinnahmt, in einem Verband von „Gleichgesinnten“ (was man sich eben so darunter vorstellt) „integriert“, der nicht dem eigenen Leben und den eigenen Fähigkeiten und der Aufgabe entspricht, sitzen viele Menschen in einer Erscheinungsform des Merkur-Venus, zu sehen in der unteren Quere. Es wird das Körperliche geregelt, auch die Körperschaft, also Organisationen. Man schreibt Hausordnungen in Wohnanlagen oder das Reglement für Sitzungen als Ablaufplan. Es wird gemessen, gezählt und – mit dem Saturn-Venus – dort gearbeitet, wo man nicht zuständig, nicht zuhause ist.
Die Schotts stellen immer eine Abschirmung der Probleme dar: sie schützen den übrigen „Körper“ und halten ihn lebensfähig. Würden die Schotts als Begrenzungen aus welchen Gründen auch immer wegfallen, verlöre der Körper und die in ihm manifestierte Krankheit seine Ordnung und würde überfordert zusammenbrechen. Es geht also um „fein eingekapselte“ Probleme, die sich in den gezeigten Symptomen sogar ein Leben lang halten können. Mittelschwere Erkrankungen nehmen viele Menschen fraglos auf sich, dafür gibt es Medikamente, um die Körper funktionsfähig zu halten. Heilung ist nicht erwünscht.
Fehlt noch die obere Quere, und die ist die eigentlich Interessante, weil sie die Ursachen für die Probleme der unteren Quere beschreibt und damit die „Lösung“ darstellt.
Bei Uranus-Saturn (hurra, da ist er!) entsteht, sofern Inhaltliches (an eigenem Leben und dessen, als was es in Zeitliche kommen sollte) und Form (Erscheinung und Raum, in dem es gelebt bzw. ausgeführt wird) nicht zusammenpassen, eine Stauung. Die Impulse blockieren sich gegenseitig – nichts geht voran. Die Konstellation (in Zusammenhang mit Planeten des II. Quadranten) ist unangenehm für das Einzelleben, das ein Subjektives ist, denn sowohl Uranus als auch Saturn schwächen das Subjektive und stärken das Wirkliche. Ich lote hier nicht alle Tiefen aus, nur soviel: In dem Versuch, die mitgegebene Spannung bzw. Unvereinbarkeit auszugleichen, kommt es zu formal-harmonischen Arrangements, in denen das Eigene unterdrückt wird. Diese Unterdrückung der eigenen Wirklichkeit führt weiter und weiter in den Zwang zum Formalen hinein und schließlich zur Erstarrung („Steinbildung“). Den Formalzwang überträgt die Person, so sie Träger dieser Konstellation ist, dann schon mal auf ihre Umwelt, die sie – wie zuvor gezeigt – regelt und organisieren will, ja muss. Jemand, der Vorgang im Gemeinschaftlichen ist, kann nicht schöpferisch tätig sein, und wird deshalb das Schöpferische anderer in seinem Umfeld regeln.
Ohne eine Entfernung aus dem ungeeigneten Milieu geht das Ganze schließlich an die Nieren, bildlich und wörtlich. Die nicht vollzogene Ablösung und die Unechtheit, die weihevolle Oberpriesterhaltung zeigen sich in vielerlei Hinsicht auch als Ausbruch von Infekten, die aus dem Milieu heraus mutieren lassen.
Hier haben wir eine Sonne in der Jungfrau (ich habe auf Sonne am MC gerechnet). Der Merkur steht in Konjunktion zu Uranus (es sind 4°), Jupiter gehört auch noch dazu und ist marshaltig. Außerdem steht der Mars im Zeichen des Schützen. Selbstdurchsetzung in der Weltanschauung. Die Venus wiederum (die deshalb anzuschauen ist, weil Merkur in der Waage steht) verzeichnet von ihrem Wirts-Zeichen Löwe aus ein Quadrat zu Saturn im Stier. Damit haben wir Uranus-Merkur, Venus-Saturn als Diagonalen und damit, auch ohne dass sie im Horoskop einen Aspekt miteinander eingingen, eine Uranus-Saturn-Komponente. „Menschen sind träge“ – ist ein Übertragungssatz vor Publikum, das sich dies als willkommenes Argument auf der Zunge zergehen lassen könnte.
Die „Trägheit“ steht – jetzt gehe ich auf den nächsten Komplex ein – bei diesem Mann auch im Mond im Stier eingeschrieben. Der sucht ein Revier, in dem er sich häuslich (immobil) niederlassen kann. Der Mond braucht Sicherheit, steht allerdings hier auf einem Merkur-Uranus-GSP zwischen ein paar Anschauungen und zersplittert sich schon mal. Er kann sich stabilisieren, indem er sich die Spiegelopposition zu Venus im Löwen hinzuzieht. Die steht ebenfalls auf Merkur-Uranus-GSP. Sehr gut möglich, dass er die Absicherung über einen Partner, der dann die Unsicherheit und Verunsicherung mit lebt, eventuell sogar übernimmt, eingeht. Die Venus weist allerdings wiederum eine Spiegelkonjunktion zu Neptun im Skorpion auf. Da tun sich die Revier-Venus und Neptun zusammen – es entsteht erschwerte Revierbildung, Reviere lösen sich auf. Mond – in dieser Venus enthalten – in Opposition zu Neptun: Da das Revier (für das eigene Leben existentiell) gefährdet ist (es trägt noch den Saturn – da meint man, die Zugehörigkeit zur Pflicht machen zu sollen), sucht sich das Leben „Rollen“ und Identitäten (aus der Vorstellung), in denen es sich niederlassen kann, um damit einen „Halt“ zu bekommen. Man sucht und findet eine „ideale Welt“. Außer, dass hier ein Hinweis auf eine eventuelle Geschlechtsunterlegenheit unter andere Männer gegeben ist, ist dieser Mond-Neptun Bild für die „Scheinheimat“, für die Idealisierung einer Sicherheit – und auch deren Auflösung.
Die Vorderseite des Neptun – sein „Rächer“, wie Wolfgang Döbereiner es ausdrückte, im Falle der Veruntreuung und Verneinung (des Schmerzes, dass man keine Sicherheit im Revier hat) – ist der Mars im Schützen. Der vertritt seine Anschauung der Welt und die Einsichten in die Welt der Anderen vehement in Selbstdurchsetzung und – auf einem GSP Mond-Uranus – auch schon mal im Sinne einer „Reinhaltung“ von Schuld. Uranus führt den Mond aus der Dualität heraus, d.h. er könnte versucht sein, sich nicht am „endlichen“ Leben beteiligen zu wollen – stattdessen vertritt er die Unantastbarkeit seines Erlebens. Was heißt das? – Er müsste sein eigenes Anliegen – Sicherheit in geliehenen Identitäten zu finden – aufdecken und die Identitätsübernahmen benennen.
Tut er das? – Nun hat der Mars ein Quadrat zu Pluto in der Jungfrau, und damit steht einigermaßen fest: Sofern sich dieser Mann nicht aus seinem Milieu, in das er sich hineinidentifiziert hat, herausbegibt, wird der Mars im Pluto zum Anzeiger von Übertragung. In der Jungfrau ist es ein „Zwang in den Bedingungen“, der jetzt zum Durchsetzungsmittel aufsteigt und bestimmend regelt. Merkur ist der Herrscherplanet der Jungfrau und steht bei Jupiter in der Waage – man ist der „Verkünder der Anschauung einer ausbalancierten Umwelt“. Den Begriff der Umwelt, den wir umgangssprachlich jeden Tag verwenden, gibt es eigentlich nicht. Es gibt Umstände, die zu unserem Leben gehören (6. Haus), und es gibt eine größere, weitere (9. Haus) und unmittelbare Umgebung (3. Haus), in die hinein sich der Einzelne bewegt oder in der er tätig ist. „Umwelt“ ist ein Konstrukt des Pluto in Jungfrau. Mars-Pluto trägt eine Verletzung: er ist der Vertriebene – und hier wiederum „aus den Revieren“. Und wenn er Minister eines Landes wird, ist das nicht wenig fatal, solange er seine Konstellationen (in Oppositionen und Quadraten ein Angebot) auf andere überträgt. Stichwort: „Der innere Schweinhund“.