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EIN TRAUM – ASTROLOGISCH

Dieses Horoskop – zu sehen unten rechts – gehört nicht einer Person; es ist auch kein Geschehen, das ganz und gar außersubjektiv, auch kein Ereignis im Sinne, dass eine Person hier betroffen wäre. Es ist kein Vorgang. Als was immer wir es bezeichnen – es ist in erster Linie das Horoskop auf den Moment, als der Träumende aus einem Traum aufwachte, und der ihm als Traum bewusst wurde; es wurde auf die Uhr geschaut und „entschieden“, weiterzuschlafen. Vielleicht nehmen wir es als Fragehoroskop? Wobei – nein. Die (noch nicht einmal gestellte) Frage hier ist nicht an ein Gegenüber gerichtet, also trifft es das nicht.

Der Aszendent – soweit ist sofort klar – liegt auf dem Gruppenschicksalspunkt von 27°30′ im Krebs alias Merkur-Pluto, Merkur-Saturn und Mars-Pluto. Da liegen als Inhalte schon mal eine „Fehlen von Gegenwart“, ein „Abweisungserlebnis“ und die „Austreibung einer Verdrängung“. Es ist kein Traum von Milch und Honig im Paradies. Der Mond – wenn wir nach der Strukturdeutung schauen – steht als Herrscher von 1 in Haus 3. In der Jungfrau wird mithin das, wofür Mond und Krebs stehen, dargestellt, kenntlich gemacht. Ein Einzelwesen, ein Empfinden, vielleicht das Heimatlich-Heimische – II. Quadrant-Belange mit der „außenwelt-beunruhigten“ Jungfrau als Ausübung einer Lebensform.

Nach der Verbunddeutung laufen wir vom Krebs aus über den AC in den I. Quadranten hinein in die Erscheinung. Etwas, das im Zeitlosen, in den möglichen Gestalten des Ungesagten liegt, wird ausgeführt – und zwar im Sinne der Aussteuerung des Lebens. Im Krebs steht die Sonne – ebenfalls noch im „Off“, dirigiert aus dem Hintergrund aber schon die Belange des Reviers bzw. des Bestandes in Haus 2. Herrscher von 2 in 12: nicht in dieser Welt, ein Geschehen im Nicht-Geschehen. Nun ja – es ist ein Traum. Dass die Sonne (als Durchführung) beim Herrscher der Jungfrau und damit beim Herrscher des Verbund-Endzeichens steht, zeigt hier Ringförmigkeit: Anfang, Durchführung und Ende treffen sich, und das auch noch mit der Durchführungssonne in der Nähe eines Neptun-Uranus-GSP. Es steht eine unbequeme Wahrheit an, die abgeholt werden soll. Will sie auch? Mond übrigens – und da müssen wir schauen, wie sie im Horoskop zueinanderstehen – hat sich auf einem Uranus-Pluto-GSP niedergelassen. Erfahrung einer Täuschung, deren Aufhebung Enttäuschung bedeutet, wird gefühlt zur Ausübung gebracht. Bei Pluto-Uranus sind Vorstellung und Wirklichkeit in eine Illusion und Schocklähmung hinein auseinandergefallen, die nun mit dem Neptun in Opposition (ebenfalls auf  Pluto-Uranus) bereinigt wird. Das Heillose in einer Korrekturphase.

Uranus, Pluto und Neptun haben keine direkten Aspekte, aber sie stehen in Aspekten zu anderen Elementen: Neptun in Opposition zu Mond, der Orbis ist mit nur 9′ fast zu ignorieren. Das Einzelwesen, das Individuum, oder: die Identität mit sich selbst, die hier in Frage gestellt ist. Die dargestellte Geborgenheit, das in einer Höhle Geborgene ist gefährdet. Die Gefährdung kommt aus dem Ausführungshaus des Begegnenden, ist in der Funktion einer Auflösung und Bereinigung unterwegs. Im Fische-Zeichen steht auch noch Mars – der ist am MC noch zu betrachten, er zieht von Neptun weg, hat also seinen gröbsten Reinigungsbesen im Sinne des Neptun-Prinzips gerade abgegeben, um demnächst in „eigener Sache“ aktiv zu werden. Die wird er um einiges feuriger vertreten.  

Uranus steht ohne weitere Aspekte zu anderen Elementen auf 9°43′ im Stier. Grundsätzlich hebt er da ja schon seit längerem die gemeinschaftlichen Bestände, auch die geldlichen Belange und Revierzuständigkeiten auf, indem er sie zusammenbrechen lässt. Auf 10° Stier findet sich Saturn-Pluto, d.h. Uranus setzt seinen Hebel an die „in Stein gemeißelten Gesetze“, die wir im Steinbock näher benannt sehen: Saturn und Pluto in weiter Konjunktion (Saturn auf 0°18′ Wassermann) als das Vertreten von Haltungen derer, die einem ihre Mentalität aufzwingen, und Pluto und Jupiter (beide, wie auch Saturn, rückläufig) fast gradgenau in Konjunktion. Pluto-Jupiter – da ist zusammengefügt nach einer Vorstellung, oder es wird zusammengefügt, was nicht zusammengehört, Anschauungen, Religiöses, und das geht gerade in die Revision, geht zurück wie das Meer bei Ebbe, ganz weit hinaus, der Strand wird weit und weiter, das Wasser gibt frei … Pluto und Jupiter gehören zu den Umständen, bzw. auf den Strand der Bewusstheit und Wahrnehmung, Saturn ist bereits über den Strand hinaus und „draußen“. Mit Schütze und Jupiter in 6 sind die Bedingungen verheißungsvoll, mit Pluto ist trotzdem ein Zwang gegeben, die Vorstellung der „günstigen Stunde“, die trügerisch ist. Und: das Meer kommt ja irgendwann zurück.

Merkur in 12 rührt auch aus dem Zwilling, der an der Überleitung von 12 nach 11 steht: Er „muss“ als er selbst, als Kennzeichnung über die Sonne hinweg, bzw. sie mitnehmend, den Sprung in die Zeitlichkeit tun: er muss zur Venus werden, muss Erscheinung annehmen, sich auf die Erscheinung, und damit auf den Stier – im Sonnenhaften mit der Ereigniswelt, der Souveränität des Einzelnen befasst – beziehen. Merkur zaudert – er ist rückläufig, er will sich verkriechen, will in der Verborgenheit und der vermeintlichen Geborgenheit bleiben. Der rückläufige Merkur wendet sich von der Welt ab, ist mit dem inneren Ordnen mehr beschäftigt als mit der Darstellung nach außen. 

Am MC steht Widder. Die Durchsetzung, auch das „Hier ich – dort die Welt“ – also das Duale, die Re-Aktion. Der Mars schneidet in die Fügung, steht kurz vor dem absoluten Kardinalpunkt und mit einem Quadrat zur Sonne in 12. Leben ist bedroht. Mars-Sonne in diesem Fall können wir das Messer und das Lebenseingeweide (nein, das ist der Darm), aber den nahrungsaufnehmenden, den bergenden Lebensteil denken: eine bedrohliche Situation für das Leben, das Selbstopfer und die Reinhaltung inbegriffen. Mars-Sonne ist der, der im Verband, im Kollektiv keine Rechte bekommt bzw. keine hat. Bleibt er aber dort, oder will er in das Kollektiv hinein, geht das nur über die Übernahme der ihm fremden Mentalität, wobei er immer der Unterlegene bleibt. Es entsteht die Angst vor dem Bösen, die gebannt werden muss. – Mars in Haus 9: der Schnitt in das Gefüge, parallel dazu das 4. Haus (am IC Waage) mit der aufgehobenen bzw. zu bezeichnenden Venus in 11 im Werden und dem Hinweis auf Saturn-Venus und dem Festhalten daran, wo man nicht hingehört. Bei allem Zugehörigkeitswillen fehlen hier die Wertigkeiten, die es im Sozialen braucht, um sich in die Herde zu integrieren. Geht man in die Herde, verliert man die eigene Wirklichkeit. Man kommt in eine Verzichtshaltung. Zugehörigkeit durch Brauchbarkeit.

Soweit lasse ich die Deutung stehen. Hier ist der Traum, der sich tatsächlich in einer Art Märchensprache erzählte und bebilderte:

Ohne Titel

Dem Hund waren seine schwarzen Schafe weggelaufen. Es war eine kleine Herde, und eines Tages, als er aufwachte, war sie weg. Er begann mit der Suche, aber die verlief über mehrere Tage erfolglos. Er wollte schon aufgeben und verzweifeln, als ihm von Weitem sehr vertraute und bekannte Geräusche und Stimmen zu Ohren kamen. Sie kamen von einem Baum, an den er sich nun heranschlich, um zu sehen, ob es sich um das handelte, was er hoffte. Unter dem Baum, am Stamm angelehnt, saß ein Lebewesen, vielleicht ein Mensch, vielleicht auch noch anderes. Es war eingerollt in eine Decke aus Rinderfell, auf dem Kopf trug es eine Rinderfellmütze, sogar Hörner waren noch darauf. Das Wesen war halb wach, halb am Einschlafen, und um vollends einschlafen zu können, zählte es weiße Schäfchen, die durch die Luft geflogen kamen und eins nach dem anderen unter seine Decke sprangen.

Na warte, dachte der Hund erzürnt, du willst mir meine Schäfchen wegnehmen?! Und er sprang auf das Rinderwesen zu, um sich die Schäflein zu schnappen. Doch er konnte keines von ihnen erwischen, saß schließlich auf der Brust des Rinderwesens, das sich übrigens überhaupt nicht rührte, sondern still und geduldig sitzen blieb. Etwas betreten und beschämt stieg der Hund herunter und setzte sich in einiger Entfernung nieder, um weiter zu beobachten.

Es dauerte nicht lange, da bewegte sich etwas unter der Rinderdecke, an einer Seite hob sie sich und ein schwarzes Schafgesichtchen schaute heraus. Kurz danach sprangen sechs, sieben, acht kleine schwarzlockige Schäfchen heraus, vertraten sich die Beine, machten Bocksprünge und beschnupperten sich aus Freude darüber, wieder an der frischen Luft zu sein. Sie waren mit einem Band miteinanderverbunden, um den Hals eines jeden lag eine Schlaufe, und die Leine daran war mit der der anderen verknotet. Nachdem sie sich ausgeblökt und genügend gefreut hatten, bemerkten sie den Hund, liefen auf ihn zu und nahmen ihn, der immer noch den Kopf hängen ließ, in ihre Mitte. Da freute sich der Hund, seine Herde doch noch gefunden und sie wieder bei sich zu haben. Die Schäfchen stupsten sich gegenseitig an und begannen, im Kreis um den Hund herumzulaufen. Immer schneller wurden sie, bis sie ihn ordentlich in der Mitte eingeschnürt hatten.

Schließlich beendeten sie ihren wirbelnden Tanz, verstummten und verharrten – mit den Gesichtern jedes in eine andere Richtung – solange still, bis sie ihr stummes Kommando erhielten. Als jedes der Schafe schließlich in eine andere Richtung loslief, hörte man den leisen Knacks eines Hundegenicks.

Vielleicht noch ein Kuriosum: Während des Träumens und des Bildbetrachtens vom sich dem Rinderwesen nähernden Hund, die Frage, ob es sich um einen Hund oder einen Wolf handelte. Die erhaltene Antwort: Es ist ein Hund. Dann sinnieren wir einmal, wie Deutung und Traum zusammenpassen, oder ob nicht.

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