Der Matchball beendet einen zeitlich nicht begrenzten Wettkampf (z.B. ein Tennis-, Volleyball- oder ein Squashspiel) zwischen zwei Gegnern. Wer den Matchball schlägt, entscheidet also das Spiel für sich. Ist es der Rückschläger, der die Chance hat, das Spiel für sich zu entscheiden, spricht man vom Breakball. Ist es der Aufschläger, der nur noch einen Punkt braucht, um das Game zu gewinnen, ist das der Spielball.
Spielball und Matchball können durchaus die gleiche Spielsituation betreffen, und doch markiert der Spielball meistens eine Situation, in der der Aufschläger eben nicht das gesamte Tennisspiel für sich entscheidet, sondern besagt, dass er hier die Möglichkeit hat, mit dem nächsten Punkt sein Aufschlagspiel durchzubringen. Das soll immer dann der Fall sein, wenn es 40:0, 40:15, 40:30 für den Aufschläger steht oder wenn er nach Einstand und einem Punktgewinn mit „Vorteil Aufschläger“ vorne liegt. Ich habe es nie ganz verstanden.
Zwei Felder, zwei Spieler (oder vier im Doppel) ein Ball, und der Ball muss im Feld des jeweils anderen „versenkt“ werden. Der Ball ist „arm“ dran. Keiner will ihn haben und alle hauen auf ihn drauf. Wolfgang Döbereiner hat diese Art Ballspiele immer mit dem Wunsch, das eigene verdrängte Schicksal loswerden zu wollen in Zusammenhang gebracht [z.B. Seminare Bd. 24, 335]. Beim Fußball sind ganze Mannschaften beteiligt, und der Lustgewinn und die Spannung ist für den Zuschauer ausgefeilter: wer von den verschiedenen Spielertypen (mit denen man sich identifizieren kann) donnert das Verdrängte den anderen ins Tor? – Beim Tennis geht es schneller und unmittelbarer. „Ich will es nicht! Bumm.“ – „Ich auch nicht! Bumm.“ Und deshalb fliegen dann beim Verlierer auch schon mal Schläger und andere Sachen durch die Gegend, weil er nun das Verdrängte (seines, das er da in den Ball hineinimaginiert hat, ohne es zu wissen) wieder zurücknehmen muss. Die Zuschauer sind natürlich fasziniert (vom Verdrängten ist jeder, der es nicht begriffen hat, fasziniert) und schauen wiederum ihr eigenes Ausgelassenes, denn nichts anderes ist das Verdrängte, in den Ball auf dem Spielfeld hinein.
Also, es dreht sich alles um den Ball, den keiner haben, und den jeder so weit wie möglich von sich weg wissen will. Wenn der jeweilige Spieler nun sein Schicksal annähme, behielte er den Ball. Damit wäre das Spiel überflüssig, er könnte aufhören, Tennis, Fußball oder sonstwas zu spielen und nach Hause gehen.
Die Größe der Bälle spielt auch eine Rolle: Korbbälle sind ziemlich groß, der Korb hängt hoch und man muss dafür sogar springen. In Texas wurde da letzte Woche einer geehrt, weil er ein überragender Basketball-Spieler war und das Mannschaftsverdrängte (der Mavericks von Dallas), erfolgreich in den Körben der anderen unterbrachte. Fußbälle sind etwas kleiner, etwa so groß wie die Volleybälle, Handbälle sind die nächste Größenkategorie, dann kommen die Tennisbälle, während die Tischtennisbälle und die Golfbälle recht klein sind. Golfbälle werden nicht im Feld des anderen „versenkt“, sondern verschwinden in einem Loch in der Erde (natürlich nicht wirklich, denn man holt sie ja wieder heraus). Manche Spieler lassen sich ihre Golfbälle vergolden. Das unverdaute Schicksal wird aber wenigstens nicht jemand anderem aufgedrückt, es ist ein „individuell Unverdautes“, kein kollektives.
Dieser nebenstehende Mann hat offenbar einen großen Drang zum Ballspiel: am MC hat er den Skorpion stehen, und dessen Herrscher steht in Haus 9. Das ist noch nicht alles. Der AC steht im Steinbock, was etwas über das Verhältnis zur Selbstdurchsetzung aussagt: Die ist nämlich beeinträchtigt, was wiederum dem Mars nicht gefällt. Die Beeinträchtigung der Selbstdurchsetzung enthebt – ich formuliere es freundlich – nachgerade aus der Pflicht, sich für die ausschließlich eigene Erscheinung durchboxen zu sollen. Das ist eine Schwäche, bzw. wird so von vielen interpretiert, wenn sie ihren Standort im Gemeinschaftlichen haben. Steinbock ist ein Prinzip des IV. Quadranten und sagt hier: Du bist maßstäblich über dich selbst hinaus, indem du das Bewährte (Traditionelle) in Unabhängigkeit neu schöpfst, du hebst dich (Saturn in 11) aus dem Allgemeinen heraus. Das bekräftigt auch noch einmal der Mitherrscher von 1 – der Wassermann – mit dem Uranus an der Grenze von 12 zu 11. Da wir die beiden gerade bearbeiten: Merkur (in den Zwillingen und im 5. Haus) steht dem Saturn gegenüber. Er verführt, er verführt dazu, die angelegte Aufgabe (im wahrsten Sinne des Wortes) nicht anzunehmen und stattdessen eine Ausführung zu setzen. Zwillinge, Merkur in Zwillinge in Haus 5 – die Befolgung der Spielregeln. Die Sonne steht ebenfalls in den Zwillingen und widerspricht nicht. Uranus und Saturn gehen eine 6°-Konjunktion ein, nun wissen wir, dass dies ein Tauziehen ist. Da sie hier sogar im gleichen Zeichen stehen, könnte man vermuten, dass sie sich nicht zu fremd sind, anstrengend aber ist das allemal. Der eine sagt: „Ich erneuere eine Fügung (oder die Sicht auf die Fügungen der Welt, die ich aus der Vereinheitlichung hebe), der andere sagt: „Gut, dann werde ich dieses Neue mal zu einer Art allgemeinem Gesetz festlegen.“ Uranus hat in Spiegelkonjunktion den Mars dabei. Eben der Mars, der ja ein wenig gehandikapt ist – über die belegte Selbstdurchsetzung. Uranus und Mars zusammen, das sind die zu bewältigenden Mutationen aus dem Milieu, in dem man möglicherweise fremdbestimmt ist (durch die Familie, durch den Vater, durch…), das ist auch der Sprung aus aus einer unangemessenen Berufssituation, die zu mehr Eigenständigkeit hin verändert werden will. Nicht, weil das der Kopf so sagt, sondern die Gestalten des eigenen Lebens.
An dieser Stelle ergibt sich die Frage nach dem Stand in der Erscheinung und in der Realität. Das Zeichen Fische steht an der Spitze von Haus 2. Aufgelöste „Grenzen“ rund um die eigene „Person“, ein Bestand nicht von dieser Welt, versunken in Haus 12. Saturn-Neptun in Haus 12: Das ist der Hinweis auf eine für das Ego-Ich schweraushaltbare Aufgabe: Wenn du Saturn und Uranus verwirklichst, musst du auf eine Integration in der Realität und im Konkreten verzichten. Will keiner, besonders wenn er erst einmal gar nicht aus dem Dunstkreis seiner Familie, seiner Gemeinschaft herauskommt. Die Gestalten des eigenen Lebens bleiben mithin im 12. Haus verschlossen. Neptun aber hat als Ventil die Opposition zu Mars in Haus 6 und die Person, das Subjekt, um das es hier im II. Quadranten geht, wird zu einem Gejagten. „Ist der Teufel hinter dir her?“ hat meine Großmutter gefragt, wenn ich sehr schnell lief und mich viel bewegte. Ja, und als ich Handball spielte, war er das erst recht. Mars-Neptun und Mars-Pluto sind Getriebene, Vertriebene. Diesem Mann ist offensichtlich noch nicht einmal klar, dass er ein von seinem eigenen (verschütteten) Schicksal Getriebener ist – denn er hört die Stimme nicht. Bis jetzt nicht.
Ich greife noch einen Punkt des Ist-Zustandes heraus: Pluto verzeichnet eine Opposition zur Venus (im Stier) in Haus 3. Die Konstellation sagt vieles, u.a., dass es ein Missverhältnis zwischen dem Kind (das dieser Mann einmal war) und dem Verband, in den es hineingeboren ist, gibt. Mit seinen Anlagen ist es fremd, mit der „Aufgabe“, die es mitbringt, gefährdet. Die Gestalten seines Lebens werden mit Vorstellungen (der Eltern, der Mitglieder der Gemeinschaft) überlagert und vereinnahmt, damit ist es seiner eigentlichen Anwesenheit in der Welt entfremdet und von ihm isoliert. Heißt auch u.a.: was wir von ihm sehen, ist nicht er, sondern ein Zeichen und eine Ausübung. Venus-Pluto: die Information einer Gestalt ist nicht die Gestalt. Es ergibt sich damit, was W. Döbereiner immer „die Welt in der Welt“ nannte: bei gleichzeitigem Zwang zur Integration ins Gemeinschaftliche, der den Zwang zur Unselbständigkeit bedeutet, entsteht die Affinität zu Sekten und Ideologien, in die man sich dann begibt. Venus-Pluto: hier wohl auch das Tennisfeld, dieses Rechteck, auf dem sich sein Leben abspielt.
Noch zu Mars in Haus 6, wo er den Schnitt an den Umständen durchführt: Mars steht bereits im Krebs, damit haben wir einen Hinweis auf die „Umstände des Empfindens“, das gerade noch in den II. Quadranten fällt. Mond-Mars ist dreifach gegeben: Mond im Widder, Mars-Quadrat-Mond, Mars im Krebs. Ein Herausgefallener, und – ich mache es kurz – einer, den man nur im Verband behält, wenn er sich dienstbar erweist. Für seine eigenen Werte wird er nicht akzeptiert, die Wirklichkeit, für die er antritt, ist nicht gewollt. Groll hat er in sich, Mars-Mond: die schnell entzündliche Magenschleimhaut. Und Jähzornigkeit, die zu Affektreaktionen führt. Auch Mars-Mond ein Verdrängter und muss sich selbst im Leben verletzen – da ist sehr viel Aggression gegen sich selbst. Ist klar, dass er einen Ball schlägt und damit „Mamas Großer“ wird?
Derzeit geht es rund um die Welt: der erfolgreiche Tennisspieler, um den es hier geht, sitzt fest. Er, der die größten Turniere und Ehrungen gewonnen hat, hat die Einreisebestimmungen eines Landes verletzt, weil er a) nicht geimpft sein soll, b) unrichtige Angaben zu seinem „Status“ gemacht haben und Verfahren nicht richtig ausgeführt haben soll. Nun wird er voraussichtlich den Ball, den er immer in die Spielfeldhälfte seines Gegners schlägt, zumindest in diesem Turnier nicht mehr weltmeisterlich schlagen können. Er ist jetzt in der Venus-Pluto-Isolation und hat zudem Transite, die dies noch verschärfen.
Bei dem Mann handelt es sich um Novak Djokovic, geboren am 22.5.1987, 23:25 Uhr in Belgrad. Hier ein klitzekleiner Ausschnitt aus seiner Karriere [wikipedia]:
Zusammen mit Vater Srđan, Mutter Dijana und seinen beiden jüngeren Brüdern Marko und Đorđe wuchs Novak Đoković in der serbischen Hauptstadt Belgrad auf. Đoković begann als Vierjähriger mit dem Tennisspielen und übte den Sport selbst während des Krieges auf dem Balkan aus. Mit zwölf Jahren kam er auf die Tennis Academy von Nikola Pilić in München. 2003 debütierte er als Profi und stand am Ende des Jahres auf Platz 679 der ATP-Rangliste. […]
Eine Tennis-Dynastie.
Dass ihm der Ausstieg nahegelegt ist, zeigt sich auch im 5. Septar, das bis zu seinem 35. Geburtstag am 22.5.2022 gültig ist. Wiederum ein Steinbock-AC, aber nun sind die drei Planeten des IV. Quadranten aus dem IV. in die Sichtbarkeit des I. Quadranten getreten. Damit wird das je eigene „Schicksal“ nahezu greifbar. Neptun-Uranus in Steinbock spricht auch außerdem von einer erschreckenden Erkenntnis, im I. Quadranten betrifft das auch eine Manifestation im Körperlichen. Der Herrscher von 10 – Pluto – steht im Erwirkten – befreit er sich? Oder wird er weiter der Verdrängte auf dem Platz seinem Gegner zuspielen und körperliche Versehrung riskieren? Das wird das Ergebnis dieser 7-Jahres-Phase sein und bestimmend für ihn. Im 6. Septar geht es jedenfalls um anderes als die „Selbstfindung“ – im 6. Septar geht es um seinen „Platz in der Welt“ – auch als Arbeitsplatzumstand. Ich überlasse es meinen Lesern, sich dieses Septar anzuschauen.
Djokovic kann sich eigentlich beglückwünschen – das Ereignis, das ihn jetzt aus den Pflichten seines Verbandes enthebt, ist ein Glücksfall für ihn. Er geht vom Platz, begreift sein Schicksal und braucht nicht mehr zu spielen. Ich wünsche ihm viel Glück bei der Annahme seiner Aufgabe.