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GPS ODER WAS?

Jeeps ist ein gedankliches Experiment: das Arbeitsamt, in dem das Stück spielt, zieht jegliches Erbe ein und verlost es an Personen, die ein Los beantragen. Diese Personen wiederum sind die eigentlichen Erben. Mit Glück gewinnt also ein potentieller Erbe mehr, als ihm die eigenen Eltern weitergegeben hätten; der Haken ist – er könnte mit Pech aber auch fremde Schulden erben. Auf der anderen Seite – auf der der ‚Enterbten‘ – stehen diejenigen, die auf die Grundsicherung des Arbeitslosengelds angewiesen und schon lange ohne Arbeit sind. Sie stehen beim Arbeitsamt Schlange. Jeep, oder Jeeps könnte auf das Kürzel GP für General Purpose zurückgehen, also allgemeiner Zweck bedeuten, und das ist wohl die Idee dahinter.

In Deutschland werden bis zu 400 Milliarden Euro im Jahr vererbt,  gleichzeitig ist jedes fünfte Kind von Armut betroffen. Familien mit großem Vermögen vererben dieses innerhalb ihrer eigenen Kinder- und Verwandtschaft weiter, Vermögen von Familien und Erben bleiben mehr oder weniger immer konstant. Die Erben sind sich ihrer Erbschaft vom Beginn ihres Lebens an sicher. Anders  entweder die, die nie erben, weil es nichts zu vererben gibt, oder jene, die Schulden erben, weil sie versäumt haben, das Erbe ausschlagen. Dieser Zustand in der Gesellschaft ist, könnte man versucht sein zu sagen, eine vererbte Ungerechtigkeit. Was wäre, wenn dieses Geld radikal umverteilt würde? 

Nora Abdel-Maksoud (geb. 1983) hat das einmal durchgespielt und greift mit ihrem (satirischen) Stück das „tiefe soziale Sicherheitsbedürfnis“ auf. Sie nimmt sich die strukturellen Bedingungen einer Gesellschaft (in diesem Fall der deutschen) vor, in der Klassenunterschiede einerseits bestehen und andererseits vehement negiert werden. 

Abdel-Maksoud nimmt die tradierten Überzeugungen der westlichen Zivilisation ins Visier und konfrontiert uns mit dem Klassismus, dem verdeckten Wunsch privilegierter Schichten nach Selbstbehauptung gegenüber den Zumutungen einer offenen Gesellschaft. ›Café Populaire‹ ist eine Komödie voller Tiefsinn, die die Lust am Schauspiel auf meisterliche Art erfüllt.« (Jurybegründung zum Hermann-Sudermann-Preis)

»Ihr Theater ist eines der Verlierer oder der ›Mittelmäßigen‹.«
(SZ über KINGS)

Die Premiere des Stücks war am 21.11.2021, 20:00 Uhr in den Kammerspielen in München. Noch in den Nachwehen der Corona-Lockdowns.  Das ist vor ziemlich genau einem Jahr gewesen – inzwischen hat sich die neue Zeit etabliert, und wir könnten langsam von der Satire in die Realität wechseln. Ist das so?

Schauen wir mal:

Eine Sonne auf fast 0° Schütze (29°40‘ Skorpion) steht im 5. Haus des Gestaltens und Erschaffens. Sie stammt aus dem 2. Haus – nimmt das Scheinwerfer-Licht vom Gemeinschaftlichen hinüber ins Dunkel des Lebens jener Einzelwesen und eigentlich als Eigenständige Vorgesehenen.

Im Verbund Schütze-Skorpion-Waage stehen nur im Durchführungszeichen Planeten – Schütze an der Spitze von Haus 6 Pate für die Lebensumstände und Bedingungen und die im 4. Haus eingeschlossene Waage sind planetenlos und weisen von sich weg.

Günstige Gelegenheit – fällt mir bei Schütze in Haus 6 ein: eine raumgreifende, Einsicht suchende und ins Außen drängende Wahrnehmung.  Jupiter finden wir in Haus 8 – im Revier der Anderen – und auf einem Merkur-Uranus-GSP. Ein „wilder Ritt auf der Hecke“, umstritten, – und doch vor allem ein „Gefüge“ von Visionärem. Die Gemeinschaft der Zukunft (Wassermann – noch nicht in der Gegenwart, aber bereits die Ungeteiltheit hinter sich lassend) wird anschaulich gemacht. Der Wassermann – auch der Reformer und Sozialist: Gleiche unter Gleichen.

Der Herrscher des 8. Hauses ist auch der des 9. Hauses und steht im Stier – wiederum in Haus 11. Wassermann im Hause Scorpio – zwei Radikale und Extremisten. Was der eine an „fixierten Bildern“ im Sinne eines so und so gearteten vervielfältigbaren Programms hütet, will der andere aufheben und erneuern. Beide stellen aber ihre Figuren auf dem Brett noch anders auf: Uranus im 11. Haus legt viel Gewicht darauf, dass es hier tatsächlich um die Aufhebung von Beständen geht. Stier – das ist schon das Erbe als der tradierte, der die Existenz konkret sichernde, finanzielle Bestand.  Immobilien und Geld und dieses wird hier neuen Zwecken zugeführt. Pluto steht im Steinbock in Haus 7: er gibt also ein Bild ab, es ist das Bild von: Mars-Pluto, Merkur-Pluto und Sonne-Pluto – viel Verneinung, viel Vorstellung an einem Ort, an dem das Leben sein „sollte“ und nicht an dessen Stelle eine Vorstellung von dem, was nicht zugelassen ist. Nun ist es die Natur des Theaters, wie auch des Films, eine Illusion zu erschaffen. Die Frage ist nur: Wer führt die Regie und wer ist sein Herr?

Der Widder ist in Haus 10 eingeschlossen – die Selbstdurchsetzung tut sich schwer im Haus des Steinbock: es ist die erste Phase des Lebens im Haus des beginnenden Alters, es ist das Gegenangehen gegen das Etablierte. Abspielen wird sich die Rebellion auf der Ebene des verdrängten Lebens. Es ist eine Mars-Uranus-Rebellion: hier wird es brachial zugehen. Mars ist auch der Aufdecker, der Pionier – doch er ist im Unrecht, bzw. ins Unrecht gesetzt und es ist ein Herausspringen nötig, ganz bestimmt ein Zerstören. Mars gehört zur Durchführung. – Pluto steht außerhalb des Verbundes im Steinbock: im öffentlichen Bewusstsein, das von der höheren Ordnung „bestimmt“ wird. Bewusstseinswandel durch Aufhebung oder Aufhebung im Zuge des Bewusstseinswandels. Beides gilt – und die Konstellationen der Zeit deuten auch auf die Möglichkeiten der Täuschung und Verklärung hin.

Uranus auch aus dem Wassermann an der Spitze des 9. Hauses. Wassermann entfügt, indem er die Versuche, Einsichten und Anschauungen in eine einheitliche Form zu bringen, durchkreuzt. Ein Windstoß, der die Puzzleteile durcheinanderbringt, und zudem noch ein Puzzle, das aus der reinen, unverfälschten Wahrheit bestehen könnte. Ein Neptun in den Fischen in Haus 9 – die Gestalten des Wirklichen erschrecken in der Welt der Gegenwart und lassen sich nur indirekt anschauen.

Was nun denken wir, wenn diese Wahrheit (sagen wir die, dass der Zustand der Erde nicht dem entspricht, was wir mit diesseitigen Augen sehen) in einen entfügten Zustand versetzt wird? Neptun und Fische sind „ätzend“, wenn sie an falschen Orten und zu ungeeigneten Zwecken herangezogen werden. Der Akkord Uranus-in-Stier/Pluto-in-Steinbock/Neptun-in-Fische – da fällt mir eine Tanzszene aus einer Fernsehserie ein. Tanz ist übertrieben. – Es ist ein stakkatohaftes Ausagieren gestauter Energie – in dieser Szene endet das Ganze in einem Schuss, und alle Tänzer fallen zu Boden. 

Also, Schütze und Jupiter, Skorpion und Pluto – bleibt als Endsatz und Fazit die Waage und die Venus im 6. Haus im Steinbock. Eine Aphrodite taucht im Innersten und im Rückzugsort auf, sucht den Ausgleich und bereitet ihn vor, ist aber auch der „Einbruch“ des Außerpersönlichen im Privaten. Das Öffentliche im Intimen. Sie macht eine Momentaufnahme und stellt die Venus in die „staatlich“ und von höherer Ordnung geleitete Aussteuerung. Dazu bedient sie sich „neuer“ und ungewöhnlicher Wege und steuert sich seelisch gegenüber der Umwelt aus, indem sie bisher gültige Normen und Maßstäbe verwirft.  Hier verlässt das Gemeinschaftliche im Zuge einer Aufhebung von einschließenden Grenzen zwar alte Wege, um sie dann im Geist der Gegenwart festzustellen. Der vorgestellten Gegenwart stehen wiederum sich aufhebende Umstände zur Verfügung. Allerdings – Saturn und Uranus zanken sich in einem Quadrat. Sie veranstalten seit Jahr und Tag ein Tauziehen, die Kräfte sind langsam ausgezehrt.

Die Venus ist die Erscheinungsseite des Uranus – und mit der Waage als Endzeichen in 4 ist sie – zwar unter der Regie der Jungfrau und dem Merkur – für die „Herkunft des Lebens“ zuständig. Ein qua Gesetz (des Geburtsrechts) festgelegter Bestand liegt in den Umständen eingeschrieben und steht – wie gesehen – von mehreren Seiten zur Disposition.

Es gibt kein Lösungsangebot – die Venus steht allein, und ohne muss sich selbst helfen. Neptun gehört zur Finalität: Fische am MC und verweist uns wieder an die aufzulösende Fügung. Steinbock, das Recht und das Gesetz, Schütze/9. Haus die Rechtsprechung. Die Anschauung der Ausübung von Recht steht auf der Tagesordnung – und die hat einen entscheidenden Spannungswinkel: ein Quadrat zum Mond in Haus 12.  Der steht auf der schwachen Rechtsposition und der Auflösung von Grenzen (Zwilling als Ausübung des Gemeinschaftlichen in der Funktion dieser Form) oder aus der Jungfrau die Auflösung der Aussteuerung an Vordergründigem, die Unfähigkeit zur Vernunft, mehr noch: die Unabhängigkeit von ihr. Das wäre ja bisweilen durchaus angebracht, wenn es um mehr als das Subjektive geht. Doch hier trifft es die „Sache“ an sich. Es geht gar nicht „wirklich“ um Höheres. AC Krebs. Zur Disposition steht ein „Heimatliches“, ein Ort, an dem wir so unöffentlich wie nur möglich sind/ sein können. Dieses Heimatliche ist versunken und aufgelöst, hat zudem noch die Geschlechtsunterlegenheit eingeschrieben (Mond-Neptun im Quadrat) – das geht nicht einvernehmlich, das ist ein Angebot zur Unterwerfung.

Die Jungfrau in 4 schließt den AC-Verbund ab. Der Verbund läuft in Richtung des Phänomens aus Haus 12 und transponiert den Mond wie in einer La-Ola-Welle erst in den I. Quadranten, über den Löwen in die Jungfrau, Merkur geworden wird er von Skorpion absorbiert. Da wird in der Tiefe und verborgen geregelt, das Leben verplant. Ich bin mir noch nicht vollkommen klar darüber, was es bedeutet, wenn sich im 4. Haus zwei Verbünde treffen: der AC-Verbund aus der einen Richtung, und der Sonnen-Verbund aus der anderen. Das ist hier meiner Intuition nach eine Kollision, bei der einer der beiden Vertreter des letzten Zeichens die Seiten wechselt. Es ist Merkur, der ins andere Lager wechselt, und die Interessen der Sonne, die ja auch bereits ein „Überläufer“ ist, im Skorpion regelt. Sie verraten das Leben der Eigenständigen.

Ich drücke es mal geschmeidiger aus: Sie wollen eine Ungerechtigkeit ausgleichen und dafür sorgen, dass die alten, bestehenden Strukturen, die für Ungerechtigkeit und Benachteiligung verursachend ausgemacht wurden, aufgebrochen werden.

Die Ungerechtigkeit in der Welt ausmerzen zu wollen, indem man Unrecht umverteilt, ist eine Verneinung all dessen, was wir in der Astrologie betrachten. Es gibt Unterschiede und die bestehen darin, dass jeder Geborene auf eine ganz bestimmte, ihm mitgegebene Weise unerlöst ist. Die Erlösung findet er nicht im Kollektiv. Wir werden derzeit Zeuge eines „Narrativs“ derer, die meinen, sie müssten aktiv eingreifen. Es ist der Versuch, den zugeworfenen Ball des Uranus in Stier („Es mögen die geistigen Kräfte und Energien in der Masse aufwachen und Wandlung bewirken.“) mit einer Aufhebung aller Unterschiede zu bewerkstelligen. Dabei müssen Menschen von ihrem persönlichen Schicksal entfremdet und abgetrennt werden. Sie werden ihrer selbst enteignet und unfrei gemacht. Was sage ich: nicht wenige geben sie freiwillig und in verschlafenen Bequemlichkeitsgehorsam auf. Persönliche Schicksale, macht man uns glauben, seien diskriminierend, und in den öffentlichen Medien und den Gremien,  den angeschlossenen Institutionen wie auch selbsternannten Kulturvertretungen wischen sie den Leuten die Augen damit, dass die Geschichte und die Vergangenheit gelöscht werden müssen. Ein Los – das wäre der Gipfel der Verneinung von je eigener Bestimmung. 

Ich fürchte, Uranus im Stier läuft in eine völlig falsche Richtung. Das Theaterstück einer Frau, über die ich hier nicht weiter schreibe, ist vielleicht als Komödie ausgeschrieben. Es ist aber keine Komödie. Nun gut, ich habe mir das Stück nicht angesehen, muss ich nicht – ich schaue mir an, was in unserem Land gerade davon galoppiert und sich an der Aushöhlung beteiligt. Aber wahrscheinlich muss es so sein: Bevor es besser wird, muss es schlimmer werden.

Dabei belasse ich es hier. Jeder kann ja mal weiter schauen: Klebe-Aktionen, Klima-Gipfel, G20-Gipfel…

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