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ASTROLOGISCHES RÄTSEL

Ich verrate nicht, wessen Horoskop dies ist. Es ist nicht irgendein Mann, aber es ist einer, dessen genaue Geburtszeit ich nicht kenne. Es gibt auch kaum biographische Daten zu ihm, sehr schwer zugänglich Privates. Nach einem bewegten politischen Leben, das er bereits im 57. Lebensjahr führte, publizierte er eine Schrift. Auch zum genauen Publikationstermin findet sich wenig, meistens nur eine Jahreszahl.

Nebenstehend sehen wir sein Horoskop mit der Sonne am MC.

Ich beginne – nicht willkürlich mit irgendetwas – mit der Sonne in diesem Geburtsbild. 27°25′ Wassermann, damit haben wir den Tierkreisverbund des IV. Quadranten Fische-Wassermann-Steinbock. Die 27° sind ein Jupiter-Uranus-Gruppenschicksalspunkt. Kürzel dafür: „Es endet doch irgendwie glimpflich“, auch wenn nach der Münchner Rhythmenlehre (jetzt hätte ich beinahe Rückenlehre geschrieben) zwischen dem Jupiter und dem Uranus der Saturn fehlt, sich als auf der linken Seite der Lücke ein Schott von Jupiter-Mond und auf der rechten Seite ein Schott von Uranus-Venus ergibt. Ich schaue später danach, falls ich es nicht vergesse.

Ein Wassermann also, einer, der sich aus den Zentren nach außen bewegt, nicht verdichtend, sondern mit dem Geist der Freiheit für alle belüftend, leicht von oben herab auf die kleine Subjektivität schauend, originell im Handeln, und bisweilen ein wenig überheblich, weil er über den Dingen steht. Unabhängigkeit will er auf jeden Fall. Man muss einmal sprechen über Individuell-Sein und Individualistisch-Sein. Während der Löwe ein seelisch Souveräner ist, ist der Wassermann ein geistig Unabhängiger. Doch was ist, wenn das Seelische in ihm verletzt ist?

Ich befrage Wolfgang Döbereiners „Horoskop für jeden Tag“: 

16. und 17. Februar

In den ersten Kindheitsjahren kann es zu einer sorgenbelasteten Mutterbeziehung kommen oder auch zu vorübergehenden Trennungen von der Familiengemeinschaft. Dabei ist es möglich, dass äußere Zwänge eine Rolle spielen, so dass ein Kompensationsstreben im Sinn des „Leitbildes von Festigkeit und Stärke“ gefordert wird. So geht der Trend der Entwicklung auf eine Sicherung des Standortes hin und im übertragenen Sinn auf Sicherung und Entwicklung des Individuums. Es zeigen sich Begabungen zur Aufdeckung, Durchsetzung und Entwicklung des Vordergründigen und Konkreten. Somit ist das eher unruhige Zentralgefühl abhängig von Außenvorgängen, ist umweltorientiert, was zu äußerer Dynamik führt. Im einzelnen ergeben sich hohe Intelligenz und Scharfsinn für Fragen der Organisation, Planung und für formale (Rechts-)Probleme, vor allem im Rahmen soziologischer Interessen. Probleme tauchen auf, wenn man von der Festigkeit und Ordnung zu abhängig wird (aggressive Verteidigung), wenn in engagierter Sachlichkeit funktionelle Entwicklungen inneren Maßstäben nicht gerecht werden und wenn das Festigkeitsstreben in Widerspruch zur eigenen freiheitliebenden und eigenen Mentalität gerät.

Kennzeichen: Individualität und Sicherheit – ist das möglich?

Für die Gruppe vom 12.2.-19.2. spezifiziert er:

Durch problembelastete Mutterbeziehung in der Kindheit Gefühlsunsicherheit, die durch Leitbilder der Stärke“ ausgeglichen werden soll. Es ergeben sich einheitliche Denkgrundsätze, Konturierungsdrang bei liberaler Basis.

[Wolfgang Döbereiner: Horoskop für jeden Tag]

Das behalten wir im Hinterkopf und gehen zur Exposition: Fische. Im Zeichen selbst steht die Venus, sie liebt Musik und hier insbesondere eine solche, die das Bewusstsein und das Vordergründige auflöst. Grenzen werden aufgeweicht, das Materielle wie auch das Gemeinschaftliche gehen im Zeit- und Raumlosen auf. Diese Venus ist nicht unbelastet: aus dem Stier trägt sie Potential des darin hausenden Pluto, und aus der Waage des Mars. Mars-Pluto zusammengenommen ist zu lesen als: die Information von Durchsetzung oder auch als Übertragung von Gewalt, gewaltsame Manipulation, hier trägt die Venus den Zwang ins Gemeinschaftliche wie auch die Erscheinung bzw. Realität gewordene Denkaggression. Die Venus zeigt ein Quadrat zu Jupiter in den Zwillingen. Das Weltanschauliche in der Darstellung, eine Fülle an Erkenntnisdrang mit dem Mitwissen einer notwendigen Auflösung von Vordergründigem und einem Bewusstsein fürs Hintergründige will mitgeteilt werden. Das steht also von Beginn an zur Durchführung an.

Der Merkur – aus dem Zwilling und der Jungfrau – steht in dieser Durchführungsphase und ist ist der, der Kunde, kundtut, was sich a an Hintergründigem vernetzt hat; nun wäre es gut, zu wissen, wo die Jungfrau steht, welches Haus sie bewohnt, um zu erfahren, wo sie eine Aussteuerung vornimmt bzw. wo sie den Schutz des Lebens sichern muss. (Ich habe bereits einen Verdacht, was die Häusereinteilung angeht, aber ich habe keine „Beweise“.) Aber ich greife vor.

Der Herrscher der Fische steht im „kriegerischen“ Widder auf 19°, das „Subversive“ der Selbstdurchsetzung und der -verteidigung hat ein Quadrat zu Uranus im Krebs und zum Mond im Steinbock. Die Seelenwelt, der Seelenausdruck ist aus sich selbst gehoben, unbeheimatet, angstvoll, weil die Sicherheit nicht gewährleistet ist. Der Mond im Steinbock wächst auf subjektiv-magerem Boden, bzw. auf einem Boden, auf dem überpersönliche Normen und Gesetze herrschen, der sich diesen Normen unterordnen muss, und gleichzeitig den Drang hat, sich aus daraus zu lösen. Uranus-Mond wie auch Saturn-Mond sind ein Kindheits-, und auch ein Mutter-Kind-Thema, es geht um emotionale Überlagerung und Zugriff auf das Kind. Hinzu tritt auch noch das Neptun-Mond-Thema – das der Unterlegenheit unter Gleichgeschlechtliche und der Scheinheimat, der Illusion einer Heimat  – der Scheinheiligkeit. Es verbinden sich über Neptun und Mond auch die Zeichen Widder und Steinbock – der „Einzeltrieb“ gegen die Ordnung des Ganzen, gegen die Institution.

Ich fasse zusammen: Hier besteht eine Voraussetzung bzw. Ausgangslage mit hintergründiger Gewalt und Manipulation begleitet von einem Erschrecken über die Wahrheit der eigenen Herkunft (als „Mensch“ allgemein), der Anlage der Anschauung von im Hintergrund, im Namenlosen Liegenden in/zu Informationen, was wiederum ein Eintauchen voraussetzt, das möglicherweise ein Missverhältnis hervorruft.

Uranus ist der Herrscher des Durchführungs- und Sonnenzeichens Wassermann, über ihn wird die Seelenebene, die Empfindungswelt und – auf noch anderer Ebene – die Heimat (Krebs als der Hort der Identität) eine „Sache“ über den Einzelnen hinaus, und auf eine gesellschaftliche Ebene gehoben. Über diesem Heimatlichen liegt ein Tuch des Schweigens: Uranus im Quadrat zu Neptun beinhaltet eine Irritation einer der wichtigsten Phasen in der Entstehung des Lebens. Aus dem Wirklichen von Allem wird das für das individuelle Leben zuständige Wirkliche geschöpft, das dieses in sich aufnimmt und sich gemäß seiner Bestimmung – mit der es aus der Namenlosigkeit aufsteigt und in der nächsten Phase an die Grenze des Wirklichen gelangt – mit entsprechenden dazugehörigen Umständen und Ereignissen, Erfahrungen zur Gestalt der Gegenwart fügt. Stehen Neptun und Uranus in einer angestrengten Konstellation zusammen, ist das ein Hinweis darauf, dass der Prozess der Wandlung vom Träger abgelehnt wird, was allerdings keine willentliche Entscheidung ist.

Das Endzeichen bildet der Steinbock. Nicht nur der Mond als das Kind, der Wesenskern und die Heimat stehen darin, sondern auch der Saturn. Es geht um den Maßgeber des Maßgeblichen, den Bestimmer im Bestimmenden, und gegen ihn steht der „eigene“ Mars. Das Quadrat spricht zunächst über einen bestehenden Existenzkampf mit großer Ambition, gegen alle Widerstände und auch gegen das Bestimmende zu kämpfen. Nun ist der Mars dieses Mannes bei der Geburt rückläufig, Hinweis darauf, dass sich seine Durchsetzungsenergie bildlich tatsächlich eher zurück als nach vorne hin richten. Übersetzt man das Bild: eine Hinterfragung der unmittelbaren Bewegung in den geistigen Raum. Ein Zurückhalten der Waffen im Auftrag der Diplomatie. Saturn steht auf einem Sonne-Uranus-GSP – da nimmt er die Überhöhung des Ich und die Schwächung der Lebens- und Ausdruckskraft ernst und sich ihrer an. 

Im Jahr des Erscheinens seines Buches, und er muss ja einige Momente vorher bereits daran gearbeitet haben, haben wir vier wichtige Transite. Da ich auch in diesem Fall kein genaues Datum habe, habe ich die Mitte des Jahres gewählt und die Konstellationen wieder bunt unterlegt. Der Neptun im Löwen läuft in Opposition zur Sonne im Wassermann bis auf 1° genau heran. Neptun ist ein sanftes Regulativ, er lenkt die Tatkraft und den Blick nach innen, während im Außen Rollenkonkurrenz und (Familien-) Tradition in Frage gestellt sind. Die (bisherige) „Identität“ wird in der „Herde“, im Verband, in dem man sich befindet, nicht (mehr) anerkannt, d.h. Rückzug ist „angesagt“. Der wird nicht immer als angenehm erlebt, kann zu Entfremdungstendenzen sich selbst gegenüber führen, entlarvt allerdings auch ein falsches Selbstbild oder gaukelt einem ein Trugbild von sich vor.

Uranus – das zweite Regulativ – steht in Opposition zu Mars, der in der Waage stehend zwar eine Beißhemmung hat, normalerweise gut eingesperrt ist und nicht unüberlegt angreift (wiewohl ein Mars-Saturn auch schon einmal grausam ist und einem Auge-um-Auge-Zahn-um-Zahn-Gesetz folgt), nun aber quasi „angezündet“ wird. Im Februar des Jahres  ist Uranus in den Widder eingetreten, was die Opposition noch verstärkt, Im Widder sorgt er für „Aufregung“ und Umwälzung in den Mars-Belangen wie Bewaffnung, Militär, Armee und Krieg. Uranus ist überhaupt nicht sanft, eher der jähe, eruptive, ins „Vakuum“ Werfende. Er ist Aufheber von Gegensätzen, der unerwartete Herausheber aus der Dualität. Oder er fungiert als der, der die Keile treibt, eventuelle Einigkeiten spaltet. Im Widder entkoppelt er Aggression und Selbstdurchsetzung aus der Folgerichtigkeit, die dadurch gewissermaßen unkontrollierbar werden. Im Oppositionstransit zu Mars hebt er die bisherige persönliche Durchsetzung „empor“, macht sie unverbindlich, unpersönlich. Es geht – wie bei der Sonne – auch hier um ein Vaterbild, eine Vaterrolle, und mit Uranus immer auch um Erneuerung. Tradition gegen Neuerung. Saturn im Steinbock und Uranus im Widder stehen im Quadrat zueinander: Saturn zu Uranus, im entstehenden Tauziehen kommt es zur Stockung, die sich gewaltsam entladen kann. Oder es besteht ein Arrangement der Formalharmonie mit einer Beweihräucherung seiner selbst und der Traditionen einhergehend, die gleichsam nun mit dem ebenfalls scharf gemachten Mars gezündet werden. 

Die 3. Stufe der „Selbstvernichtung“ („Erfahrungsbilder“ WD) und Regulativ ist Saturn. Er ist nicht sanft-auflösend, nicht eruptiv-aus dem Trott schleudernd – er schränkt ein. Bei einem Saturn-Transit ist das Persönliche und Subjektive herausgefordert, sich neu zu „norden“ oder justieren. Je nachdem, wie festgefahren die Person und wie wenig gewillt sie ist, sich im Leben – das bei bereits vorliegender Chronifizierung der Fehlhaltung – geeigneteren Maßgaben unterzuordnen, wird sie sich jetzt zu einer Selbstheiligung aufschwingen. Die Lektion von Saturn ist Demut und Anerkennung dessen, was größer ist als man selbst.

Er nimmt – nicht ganz schmerzlos – hier den „persönlichen“ Jupiter in den Zwillingen in die Pflicht und in die Verantwortung. Es wird jetzt ernst in der Darstellung und Kennzeichnung – und es geht hier um die Darstellung und auch die Kommunikation, die zunächst hoffnungs- und verheißungsvoll daher kam.  Gesetzgebung auf dem Prüfstand. Das „Material“ wird gewichtet, gewertet. Der Transit-Saturn im Schützen – das sind immer Zeiten, in denen das, was an Anschauung, an Weltbildern, besteht, sich die Messlatte des Überpersönlichen anlegen lassen muss. Ist das rechte Maß (noch) in der Form gewährleistet? Welche Normen und welche Ordnung gelten hier? Es ist die Zeit, in der die Mäßigung, die Rückführung auf das Wesentliche den möglicherweise aus dem Ruder gelaufenen Fügungsdrang bremst. Saturn auch im Quadrat zur Venus in den Fischen. Eine schwierige Formierung für etwas, das im namenlosen und aufgelösten Zustand vorliegt. Es braucht ein Gefäß, in dem es sich auffangen lässt. Was bis jetzt vielleicht zerflossen und formlos war, erhält eine Stimme, wird damit ebenfalls bestimmend anschaulich gemacht. Für den Mann persönlich ist es eine Zeit, in der er sein gesprochenes wie geschriebenes Wort als verbindlich und geordnet sieht.

Als vierten Punkt haben wir noch den Transit-Pluto im Krebs. Pluto als die Schaltzentrale der Macht, der Ort, an dem die Pläne geschmiedet und konzipiert werden. Ohne genauen Geburtszeitpunkt wissen wir nicht, wo dieser Mond exakt steht, er kann am Morgen des Tages auf 11° Steinbock stehen und am Abend auf 25°. – Es ergäbe sich damit größtenfalls ein Orbis 9° bei einer Geburt um kurz vor Mitternacht. Pluto auf dem Mond – wie fühlt sich das an? Es dürfte dem Mann einiges hochgekommen sein, denn die Belange des Mond-Uranus, Mond-Saturn und Mond-Neptun sind grundsätzlich des Leben betreffend.  Im Transit trägt die transformierende Kraft Verletzungen wieder nach oben und ans Licht, damit sie angeschaut werden können. Der erfahrene Schmerz kann so groß sein, dass nun endgültig versucht wird, alles dies nicht sehen, nicht wissen zu wollen. Andererseits ist mit Pluto auf dem Mond der Druck, sich aus dem falschen und dem Ungelebten zu lösen sehr groß. Er bedeutet die Wegscheide zwischen Lösen aus einer Besetzung (die Verneinung des Lebens) oder Hineingehen in eine. Eine Zeit von (unterdrückter) Leidenschaft und auch ein Zug in die Illegitimität (wie aus ihr hinaus). 

Wie gesagt: über das private Leben des Mannes habe ich nicht viel in Erfahrung bringen können. Er stammte aus einer „Soldatenfamilie“ (sein Vater war hochrangiger Soldat und stieg bis zum Generalmajor auf, diente in verschiedenen Kriegen, war Staatssekretär von Queen Victoria), war Staatsbeamter, Politiker, Pazifist und Schriftsteller, u.a. schrieb er eine Biographie über den Vater und erhielt damit einen Literaturpreis. Bei Beginn des Ersten Weltkrieges lehnte er den Eintritt Großbritanniens ab, wurde zum radikalen Gegner des liberalen Imperialismus und Kriegsgegner. 1925 hatte er eine Erklärung seiner Überzeugungen veröffentlicht und initiierte eine Petition, in der die Unterzeichner verpflichtet wurden, „sich zu weigern, eine Regierung zu unterstützen oder Kriegsdienst zu leisten, die auf Waffen zurückgreift“, die zwei Jahre später von 128.770 Personen unterzeichnet worden war. Im darauffolgenden Jahr veröffentlichte er Falsehood in Wartime (1928), darin deckte er viele im Ersten Weltkrieg verbreitete Meldungen über Kriegsverbrechen der beteiligten Mächte als Propagandalügen auf. Daraus formulierte er eine Liste mit 20 Leitkriterien, die man später als Charakteristiken der Psychologischen Kriegsführung heranzog, und bestand darauf, „dass alle Streitigkeiten zwischen Nationen entweder durch diplomatische Verhandlungen oder durch irgendeine Form internationaler Schiedsgerichtsbarkeit beigelegt werden sollten“.

 „When war is declared, truth is the first casualty“ (dt.: „Nach der Kriegserklärung ist die Wahrheit das erste Opfer.“)

Zur eigenen Weiterbildung auch hier schauen und von dort weiter. Und immer bitte Gehirn einschalten (Tschuldigung).

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