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Angst und Humor in heutiger Zeit – astrologisch betrachtet
Vorwort
Zunächst. Dieses Buch ist ein Lesebuch für Leser, die dem Thema Ernst, Angst und Humor auf vielen verschiedenen Wegen auf die Spur kommen wollen. Es wird auf eine Reise durch 250 Jahre und über mehrere Länder hinweg, in Kriege und ins Showgeschäft hinein mitnehmen.
Rückblick und Vorblick: Dieses vorliegende Buch ist ein weiterer Schritt – und man verzeihe mir, dass ich dies hier niederschreibe – mich aus der bloßen „Bedienung der Münchner Rhythmenlehre“, die ich übrigens weder offiziell (auch nicht inoffiziell) vertrete noch lehre, heraus in ein eigenes Weltensehen.
Im Jahr 2019 habe ich das Kompendium der „Konstellationenbilder“[1] zusammengestellt. 20 Jahre Beschäftigung mit der Rhythmenlehre mündeten im Zusammentragen von Notizen aus verschiedenen besuchten Seminaren – in gewisser Weise ist es ein Nachschlagewerk. Anfang 2020 folgte „Der Hunger nach dem eigenen Dasein I und II“, worin es um die Frage ging, warum Mütter ihre Kinder töten, um dann den Fall der Familie Weimar astrologisch – quasi forensischer Astrologie – zu untersuchen und Rückschlüsse auf den Verlust des Ursprungs und damit des Lebens als Dasein zu ziehen. In diesem Buch ging es mir darum, vor allem die Not der Deformation des Ich (im II. Quadranten) und auch von psychischen Krankheiten darzulegen.
Beide Bücher sind nicht für astrologische Anfänger geeignet, also bitte nicht enttäuscht sein, wenn Sie als jemand, der etwas über Planetenkonstellationen in Bezug auf sich selbst erfahren möchte, nicht fündig werden.
Als junge Frau habe ich Sprachwissenschaft studiert, weil mir nach einem versuchten Chemiestudium klar wurde, dass mich Sprache viel mehr als organische, anorganische oder Biochemie interessiert. Abgesehen von der Begabung. Sprache also. Habe mich dann umgesehen, Finnisch, Ungarisch, Persisch gelernt, mich mit verschiedensten Sprachlehr- und -lernmethoden vertraut gemacht, die Spracherwerbsprozesse untersucht, darüber promoviert. Linguistik – die Wissenschaft von Sprache und Sprechen, von den Systemen und deren Regularien und Gesetzen. Besonders gut habe ich meine Muttersprache gelernt – ich schreibe das und betone dabei jedes einzelne Wort – und sie dann auch unterrichtet. Das habe ich bis 2016 auch voller Ernst und dem notwendigen Schuss Humor getan. Doch dann trat das ein, worin ich nun in diesem Buch schreibe: der Wechsel stand an. 2016/2017 waren Scheidejahre. Ich schied mich selbst aus dem Deutsch-als-Fremdsprache-Unterricht aus.
Multilingualismus, die Vielsprachigkeit eines Individuums, hieß zu „meiner Zeit“, dass eine Person drei-/vier-, also mehrsprachig war und sich in jedem dieser Sprachsysteme souverän und den Regeln gemäß verständlich machen konnte.
Dialekte, Soziolekte gab es immer und auch diese hatte ich „erforscht“; Sprache – daran führte nie etwas vorbei – ist eine Visitenkarte, die man auf der Zunge trägt. Es gibt prestigereiche, erwünschte Dialekte; prestigearme Dialekte, Soziolekte, die „man“ mit seiner Peergroup spricht, lässt man beim Bewerbungsgespräch besser in der Tasche. An der Sprache, am Akzent, an seinen Sprachirrtümern erkenne ich, woher jemand kommt: seinen Sprachstand, seinen Bildungsstand, seine Herkunftssprache. Dieses mein so geschultes Ohr habe ich jahrzehntelang in den Einstufungsgesprächen für DaF-Kurse eingesetzt, um die Schüler dem passenden Kurs zuzuweisen.
Im Unterricht war ich das Sprachmodell für die deutsche Sprache, an meiner Aussprache, an meinem Sprach- und Sprechstil orientierten sich die Deutschschüler. Bis – bis zu jenem Moment, in dem das Ganze kippte, und die deutschen Muttersprachler immer weniger erwünscht waren. Es schlich sich ein Gift ein, es nannte sich „die Rede von der Diskriminierung“. Das stimmt so nicht, kein Ding benennt sich selbst – es müssen Benenner da sein. Die fanden sich. Das Stichwort Diskriminierung war da, und es wurde gefüttert, bis es zum Monster wurde.
In den Sprachkursen war es bald angekommen: wer im Kurs nicht mitkam, fühlte sich diskriminiert. Die Sprachlehrer zu anspruchsvoll, die deutsche Sprache zu schwer, man erwartete zu viel, die Prüfungen waren nicht zu schaffen. Der Ruf nach Vereinfachung und Gleichberechtigung wurde laut. Das führte dazu, dass das Niveau gesenkt und keiner durchfallen gelassen wurde.
Ich überspringe die nächsten Stadien, weil dies kein linguistisches, sondern ein astrologisches Buch werden soll: Wir sind jetzt in einer multilingualen Gesellschaft angekommen. Die Zahl der unterschiedlichen Dialekte, Soziolekte, Lernersprachen auf unterschiedlichen Niveaus und Sprachmischvarietäten je nach Sprachberührungsgruppen ist explodiert. Wir haben eine Pseudostrukturenvielfalt, die keinerlei Struktur mehr erkennen lässt. Mittendrin die deutsche Sprache, die sich unter unseren Händen in eine nicht sehr beliebte Lingua franca verwandelt hat. Was ich in meinem Studium noch mit Kommilitonen als „Ausnahme“ an Hamburger Schulen erhob, nämlich, dass es statt zu Zweisprachigkeit häufig zu Halbsprachigkeit[2] kam, ist eingetreten.
Mehr noch, aus dem Kopf des Monsters „Diskriminierung“ sprang bereits vor 9 Jahren ein erst leises, nun immer lauter werdendes Stimmchen: Linguizismus, inzwischen Neo-Linguizismus. Während Linguizismus als spezielle Form des Rassismus und Instrument der Machtausübung gegenüber sozial schwächer gestellten Gruppen ursprünglich für die Sprachenpolitik der Kolonialmächte in Afrika erforscht wurde, befasst sich Neo-Linguizismus mit subtileren Formen der Ausgrenzung und dem Zwang zur Assimilation in einer Gesellschaft. Der Gebrauch von bestimmten Sprachen wird zwar nicht verboten, führt aber zu Nachteilen für die Sprechenden einer weniger angesehenen Sprache, eines Dialekts oder Soziolekts.
Ich schreibe das vorliegende Buch in einer Zeit, in der derjenige, der „gutes Deutsch“ spricht, schon mal eines unbewussten Rassismus verdächtigt wird. Ist das nicht verrückt? Was sich in den letzten Monaten klar und deutlich herausgestellt hat, ist das Scheitern der Vorstellung vom friedlichen Multikulturalismus.
Die Illusion darüber, dass wir die menschliche Geschichte und das ruhmhafte und noch viel mehr unrühmliche Erbe von Tausenden von Jahren überwunden hätten, ist in diesem Jahr geplatzt. Das Scheitern einer Täuschung könnte zum Aufatmen führen, aber noch ist es nicht soweit. Zeitgleich tauchte das Virus auf, das uns die Pandemie bescherte. Es ist ein Symptom – nicht die Ursache, und zum Symptom gehört auch der Verlust des Humors wie man ihn kannte.
Es gibt vieles, was in heutiger Zeit nicht gesagt werden darf, wenn es nicht der Mehrheitsmeinung entspricht. Ist das nicht ein bekannter Satz? Bereinigung, Geschichtsumschreibung, Segregation… „Cancel Culture“ ist das geisternde Unwort. Die Münchner Rhythmenlehre ziehe ich heran, weil ich in ihr ein hervorragendes Artikulationsinstrument (sie ist natürlich viel mehr) finde, das den Zustand unserer Gegenwart und die Entwicklung bis zum heutigen Stand abbilden kann. Ich beende damit dieses Vorwort und überlasse Sie der Einführung. Viel Spaß.
Friedberg, im Juli 2020
Scherz beiseite
Da sah ich ein fahles Pferd; und der, der auf ihm saß, heißt „der Tod“; und die Unterwelt zog hinter ihm her. Und ihnen wurde die Macht gegeben über ein Viertel der Erde, Macht, zu töten durch Schwert, Hunger und Tod und durch die Tiere der Erde. (Offb 6,8 EU)[3]
Die Deutschen lachen genauso gern wie alle anderen, aber sie trennen Ernst und Humor schärfer. Die Deutschen warten auf ein Signal zum Lachen. Loriot hat das bedauert: Sie müssten Humor und Ernst mehr mischen, also einfach mal an der Stelle lachen, wo eigentlich ein ernstes Gesicht gemacht werden müsste. |
Die Lage ist ernst. Ernster als mancher sie sich eingestehen mag. – Doch davon später. Sprachspiele, Wortspiele oder den Finger in eine Schwäche legen, macht keiner „einfach so“. Dafür braucht es schon den Blick, den aber nicht jeder hat, und den Antrieb, ihn zu teilen. Während nicht wenige Leute anschließend über das Gesehene urteilen, moralisieren, dozieren und Ratschläge geben, und sich mit all dem wichtig tun, gibt es andere, die das Liebenswerte herausstellen, denen die Ungeschicklichkeiten, Macken und Missgeschicke ihrer Mitmenschen Anlass zum amüsierten Nachdenken sind. Komische Menschen und Humoristen sind meiner Beobachtung nach sehr häufig ziemlich ernste Menschen. Humor und lebensbejahende Komik gedeihen dort, wo jemand sich selbst (und natürlich auch andere) in Frage stellen kann und um seine und die Schwächen der anderen weiß. Humor hilft, Spannung und Angst abzubauen, ein befreites Lachen nimmt den Druck und – ja – manchmal ist auch ein Sich-Lustigmachen über die Pannen und Pleiten in der Schadenfreude ein Blitzableiter. Lachen über Klischees? – Auch das. Der Ernst als Substrat für den Humor heißt – wie bereits angedeutet – nicht, dass jeder ernste Mensch auch zwangsläufig Humor hat.
Es wird sich zeigen, dass es mindestens drei Lesarten für „Ernst“ gibt. Eine erste ist der Ernst des In-die-Verantwortung-Geworfen-Seins (eventuell mit der Ablehnung und Verweigerung derselben), letzteres ist der Ernst eines Mangels (an Lebensfluss und Vertrauen). Und dann gibt es noch die verbiesterte, moraline Ernstheit, der das Verständnis für die menschlichen Schwächen abgeht. Es ist eine Ernsthaftigkeit, der der Schmerz fehlt – aber auch die Angst. Wenn die Moral über allem steht, gibt es nämlich keine Angst, der Humor findet allerdings dann keinen Boden, auf dem er gedeihen kann.
Ich bin dem mal auf der Spur und betitele die folgende Zusammenstellung „Der Ernst der Kinder“ (die sich anschicken, ins Leben zu gehen und Erwachsene zu werden).
„Es sind jetzt etwa sieben, acht, zehn Jahre her – es mag paradox klingen, aber es ist wahr -, seit für den wirklichen Beobachter des Lebens die Kinder, die geboren werden, mit einem ganz anderen Antlitz geboren werden als früher. Gewiß, man bemerkt es nicht, weil man auf solche Dinge nicht achtet, weil man heute überhaupt auf die wichtigsten Dinge des Lebens nicht acht gibt. Aber wer sich einen Blick für solche Dinge erworben hat, der weiß, daß über dem Antlitz der vielen, seit sieben bis acht oder zehn Jahren geborenen Kinder etwas lagert wie Trübe, wie Zurückhaltung gegenüber der Welt. Man möchte sagen, schon von den ersten Tagen, von den ersten Wochen an merkt man es an der Physiognomie der Kindergesichter: da ist etwas anders, als es früher war. Und geht man dieser merkwürdigen, dem heutigen Menschen noch paradox klingenden Tatsache nach, dann bemerkt man, daß die Kinderseelen, die sich durch die Geburt in die Welt bringen, bereits, indem sie durch Empfängnis und Geburt durchgehen, schon dasjenige in sich tragen, was dann ihrem Antlitz fast von der Geburt ab den melancholischen, vielleicht oftmals hinter allem Lächeln verborgenen melancholischen Ausdruck gibt, der früher nicht so auf den Kindergesichtern lagerte. Und in den Seelen, ganz unbewußt selbstverständlich, lebt etwas von der Stimmung des Nichthereinwollens ins Leben. Die Seelen, die heute durch die Geburt gehen – wie gesagt, es ist das schon seit fast zehn Jahren -, fühlen etwas wie ein Hindernis und Hemmnis, in diese physische Welt hereinzukommen. “ Rudolf Steiner, GA 193, S. 86f
Der Vortrag wurde am 12. Juni 1919 in Heidenheim gehalten. Geringfügig mehr als 100 Jahre sind seitdem vergangen. Nehmen wir Rudolf Steiner beim Wort und schauen uns das an. Nehmen wir dazu einige Kinder aus dieser Zeit. Ich phantasiere sie mit ihrer Geburt in einen Zeitraum von 1909 bis 1913 hinein. Das könnten die Kinder sein, die Steiner meinte.
Viele meiner Generation kennen ganz bestimmt noch Heinz Erhardt (deutscher Komödiant, Musiker und Schauspieler), auch Bernhard Grzimek (Zoologe, ehemaliger Zoodirektor vom Frankfurter Zoo und bekannt durch seine Fernsehsendung „Ein Platz für Tiere“) dürfte noch erinnerlich sein. Aenne Burda und Marion Gräfin von Dönhoff sind bereits weniger bekannt, oder? Alle vier sind 1909 geboren. Meine Großmutter mütterlicherseits übrigens auch.
Das Jahr 1910 war das Geburtsjahr u.a. von Samuel Barber (der Komponist mit „der traurigsten Musik aller Zeiten“), Akira Kurosawa (dem wir unglaubliche Filme japanischer Schwere verdanken) sowie Inge Meysel (Mutter der Nachkriegsnation und ihres Zeichens Zwilling mit Löwe-AC und einer Sonne in Haus 11) und Mutter Teresa (Jungfrau-Sonne in Haus 8 bei Schütze-AC). Königin Juliana der Niederlande (Sonne im Stier) gehört in diese Jahresklasse ebenso wie der deutsche TV-Kommissar Erik Ode (Sonne im Skorpion in Konjunktion zu Venus-Merkur).
Im Jahr 1919 waren Ronald Reagan (ihn sollte man noch kennen – Wassermann-Sonne (Typ verwegener Westerner) in Haus 2 mit Schütze AC, einer Jupiter-Mond-Opposition, einem Jupiter-Sonne-Quadrat und dem Mars im Steinbock), die Schriftstellerin Luise Rinser, Max Frisch (Stier-Sonne bei Fische-AC in Haus 2, Merkur-Saturn-Konjunktion) und Nino Rota ((Film-)Komponist mit Schütze-Sonne bei Schütze-AC in Haus 1) 8 Jahre alt, und siebenjährig blickten Wernher von Braun, Nord-Koreas Kim-Il Sung, Axel Springer und Carl Friedrich von Weizsäcker in die Welt. Mary McCarthy (amerikanische Schriftstellerin und Frauenrechtlerin) ist 1912 geboren, und Barbara Hutton, die amerikanische Woolworth-Erbin. Die deutsche Schauspielerin und Kabarettistin Ursula Herking ist dagegen kaum noch jemandem bekannt, oder? Ruth Cohn (die die TZI ins Leben rief) ist ebenfalls 1912 geboren. Alle diese Kinder kamen vor dem Ausbruch des I. Weltkrieges zur Welt, haben die 20-er Jahre mit Finanzkrisen und Pandemien als Heranwachsende, die erste Neuordnung der Ersten Welt und den zweiten Weltkrieg mit der Stunde Null (dazu gibt es ein Unterkapitel) als junge Erwachsene erlebt.
Waren sie ernste Kinder, ernster als die Kinder der Generation davor und danach? – Weil sie für eine Zeit vorgesehen waren, die Krisen für sie bereit hielt? Der Erste Weltkrieg brach aus, als sie noch Kleinkinder waren, ihre Eltern dürften beunruhigt, wenn nicht sogar existenzgefährdet gewesen sein. In der Zeit zwischen 1920 bis zu den Übungswehen des II. Weltkrieges waren sie Heranwachsende, die ihren Platz im Leben suchten.
Woran macht sich dieses „ernst“, oder der „wahrnehmbare Ausdruck des Nicht-Hineinwollens ins Leben“ (wie Steiner schrieb) bemerkbar? Und wie ist es heute mit den Kindern, die mit den derzeitig über uns hereinbrechenden Konstellationen geboren werden – was machen die mit den Kindergesichtern und Kinderleben?
Diesen Fragen gehe ich im Folgenden nach. Den Humor werde ich mir ebenso vornehmen – und sein Fehlen – wie auch die Betrachtung der unterschiedlichen Ängste.
Angst ist übrigens – ich greife vor – eine Grundemotion und gehört zum Leben, weil sie orientiert und warnt. Sie ist eine Grenzzieherin. Sobald die Ängste überschießen, im Handeln hemmen, irrational werden, sprechen z.B. Psychoanalytiker von einer Angststörung. [4] Zunächst fällt mir diese psychologisch begründete Einteilung ein: die „Angst vor Veränderungen“, die „Angst vor der Nähe“, die „Angst vor Endgültigkeit“ und die „Angst vor der Selbstwerdung“[5]. Aber es gibt viel mehr Ausprägungen, über die ich in den entsprechenden Unterkapiteln noch schreiben werde. Man kann festhalten: Ängste sind diffuser Natur und geht mit bestimmten Erwartungen und Erkenntnissen einher. Mögliche Reaktionen auf Angst und Ängste sind: Flucht, Angriff oder Totstellen. Als paradoxe Abreaktion nach Beendigung der akuten Angst-Situation würde ich das Lachen sehen. Ich werde die Angst bzw. die verschiedenen Angstformen astrologisch betrachten; dazu wird es mehrere Unterkapitel geben, die sich mal mehr, mal weniger aufeinander beziehen.
In den Kapiteln „Generationskonstellationen“ stelle ich Überlegungen an, die auch für sich allein stehen könnten, die ich aber hier aufgenommen habe, um die Gebundenheit der vorgestellten Individuen an die Einflüsse ihrer Geburtsjahre und -dekaden zu zeigen. Alles ist miteinander verbunden. Dass die Konjunktion von Saturn und Pluto eine zentrale Rolle einnimmt, war zunächst gar nicht meine Absicht – liegt aber nahe, und nicht nur, weil wir gerade an einer Zeitenwende stehen, und die sich in einer Pandemie zeigt. Das wirft die Frage nach vorausgegangen Konjunktionen auf. Was wirkt hier?
Es wird wieder einmal komplex zugehen. Die Deutungsmethoden wie gehabt die drei Systeme der Rhythmenlehre von W. Döbereiner: Struktur, Aphrodite und Verbund mit der Rückseitendeutung und der Lückenlehre, die sich wieder einmal als „ungeheuer“ aufschlussreich entpuppt.
Die Kapitel sind zu verschiedenen Zeiten entstanden, das Alexander-von-Humboldt-Kapitel ist z.B. vier Jahre alt, die Trauma-Passagen stammen aus Texten zur „Verletzten Wirklichkeit“, einige Passagen sind aus den „Astrologischen Konstellationen“ von 2019 übernommen. Im Literaturverzeichnis sind die Titel komplett genannt.
[1] Astrologische Konstellationen – Planetenkombinationen in Wort und Bild, 2019
[2] Ich könnte jetzt meine eigene Arbeit angeben, empfehle aber hier die Arbeiten von Wilhelm Grießhaber, Universität Münster, zu diesem Thema, z.B.: Grießhaber, W. (2007) Deutsch im Umbruch: zu einigen Aspekten von Sprachwandel im Sprachkontakt. In: Redder, A. (Hg.) Diskurs und Texte. Festschrift für Konrad Ehlich zum 65. Geburtstag. Tübingen: Stauffenburg, S. 339-344
[3] Der Würgeengel (Originaltitel: El ángel exterminador) ist ein Spielfilm von Luis Buñuel aus dem Jahr 1962. Der Film erzählt davon, dass eine vornehme Abendgesellschaft irgendwo in Mexiko in einem Haus, dessen Türen und Fenster zwar offen stehen, gefangen ist. Beim Eintreffen der Gäste haben bereits die meisten Bediensteten das Haus fluchtartig verlassen – die Gesellschaft speist derweil weiter. Später stellt sich heraus, dass niemand aus der Gesellschaft das Haus wird verlassen können, weder physisch und psychisch. Während der mehrtägigen Haft erlebt der Zuschauer nun die Offenbarung der verschiedenen Charaktere und Persönlichkeiten der Protagonisten. Um Hunger und Durst zu stillen, müssen sie einen Kanal bauen und mysteriöserweise auftauchende lebende Tiere, u.a. Lämmer, töten, deren Opfer paradoxerweise gleichzeitig zum Anstieg der primitiven Gewalt in der Situation beiträgt. Die absurde geschlossene Tür, die Promiskuität, die Unmöglichkeit, sich waschen zu können, führen zu Entmenschlichung, dem Verblassen sozialer Konventionen. Nach und nach werden Täuschungen und Gewalt aufgedeckt. Die einzige Lösung zeigt sich schließlich darin, dass der als verantwortlich erachtete Wirt zum Selbstmord gezwungen werden muss. – Aus einer „launigen“, wenn auch verlogenen Soirée wird sehr großer Ernst und ein Kampf um Leben und Tod.
[4] Panik wiederum gibt keine Orientierung, sondern stellt eine manifeste, unkontrollierte Angststörung ohne direkten Auslöser aus. Diese generalisierten Angstzustände treten bei der kleinsten Abweichung von einer gerade noch als ungefährlich erachteten Situation auf und umfassen alle Lebensbereiche. Menschen, die zu Panik neigen, sind ständig damit beschäftigt, möglichst alles Bedrohliche auszuschließen, um den Alarmzustand zu vermeiden. Und gerade das ist das Problem Die Furcht ist anders als die Angst eine Emotion, die etwas ganz Konkretem und einer klaren, spezifischen Bedrohung gilt: Furcht vor einer Spinne, die über den Boden krabbelt, Furcht in dem Moment, wenn das Flugzeug abhebt , Furcht davor, dass in diesem Moment, da man in den Keller geht, das Licht ausfällt.
[5] Vgl. Fritz Riemann