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DER VERLUST DES MYTHOS

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Der Verlust des Mythos
Karin Afshar
Softcover, 90 g/m² weiß, matt
Format: 17,00 x 24 cm
schwarz/weiß, 492 Seiten
Preis: 49,20 €
ISBN 978-3-00-069698-5

 

Eine der Grundideen der Epoche, die Aufklärung genannt wird, war die Berufung des einzelnen Menschen auf sein Naturrecht – infolgedessen betonten ihre Vordenker die Vernunft (Jungfrau/6. Haus) und stellten der religiös verankerten Jenseitigkeit des Menschen (Fische/12. Haus) seine Diesseitigkeit gegenüber. Ziemlich eindeutig ist dies die Wirkung von Neptun in seinem Durchlauf durch den II. Quadranten. Da macht sich das Subjekt selbst zum Übersubjektiven, zum Himmel auf Erden. Jean Jacques Rousseau: Freiheit, so sein Gedanke, sei die Grundlage des Menschseins, und alle Menschen seien von Natur aus frei und gleich, was ein Staat von nun an gewährleisten müsse. Für ihn ist das Menschenrecht auf Freiheit die Basis des Staates, ohne die Freiheit des Menschen der Staat nicht denkbar. Aber gleichzeitig sind die Menschenrechte in dieser Vorstellung von Rousseau gegenüber dem Staat nicht einklagbar.

Als Sturm und Drang bezeichnet die Kulturwissenschaft die literarische Rebellenzeit der Aufklärung mit einem Ideal des rauschhaften Gefühls. Der tragische Held und das Genie wandten sich gegen die Ratio, lehnten den Verstand, damit auch in gewisser Weise den Fortschritt und die Technisierung ab. In der Phase der Empfindsamkeit ging es ebenfalls um Gefühle, was diese Phase jedoch keineswegs zum Gegenteil der rationalen Aufklärung machte, sondern diese um den Aspekt vielmehr erweiterte und individuelle Empfindungen zum Ideal erhob. Neben ihrer Gefühlsbetontheit waren eine starke Naturverbundenheit und Frömmigkeit typische Merkmale der Empfindsamkeit. An dieser Stelle werde ich die entsprechenden Begriffe Vernunft, Verstand, Empfindsamkeit noch im Lichte der Münchner Rhythmenlehre betrachten.

In diesem Neptun-II-Quadranten-Durchlauf bildeten sich ein neues Verhältnis des Individuums zur Gesellschaft, eine neue Rolle des Staates gegenüber dem Individuum und soziale Umwälzungen heraus. Es ging um Menschen- und Bürgerrechte, um Regierungsformen, das Verhältnis zur Obrigkeit und – um Freiheit. Das gipfelte in zwei äußerst wirksamen Ereignissen. Im amerikanischen Unabhängigkeitskampf mit der Unabhängigkeitserklärung (1776) und der Verfassung (1783) für die USA und in der französischen Revolution (1789 ff), die als Wendepunkt in der neuzeitlichen Geschichte gesehen wird. Wie bereits gezeigt – Pluto in den Zeichen des IV. Quadranten ist für diesen Teil der Wende zuständig, der dann für die nächste „Rund“ verbindlich und Gesetz wird. Am Vorabend der Industrialisierung ging Einiges verloren, das derzeit (in den Jahren 2021-25) mitklingt.

Im Buch, an dem ich gerade schreibe, erzähle ich von bekannten Personen aus dem 18. Jahrhundert. Ich tue das anhand ihrer Horoskope, ihrer Familiengeschichten, ihrer Freundschaften, Affären, Reisen und einschneidenden politischen Ereignissen. Ausgegangen bin ich ursprünglich von Johann Wolfgang von Goethe. Eine berühmte Person, jemand, der wie noch einige anderer seiner Zeit für vieles stand: Genie des Sturm und Drang, Mitbegründer der Weimarer Klassik, Politiker, Geologe, Naturwissenschaftler und Privatmensch, fehlbar und Grenzgänger des Lebens, mitteilungsbedürftig und auch darin maßstäblich. Längst ist mehr aus der Grundidee geworden. Und je mehr ich über die griechische Mythenwelt herausschäle, um so mehr verstehe ich, was alles mit dem Menschsein in Thüringen – für Europa in fernen Ansätzen, für andere Regionen, gar Kontinente kann ich nicht sprechen – und seine Entwicklung zum Vorgang vor sich gegangen ist. Eine kleine, von mir auserwählte Personengruppe erzählt mit ihren Leben und Verfehlungen über das Erwachen des modernen Menschen – und ich erlaube mir, beim Schreiben immer wieder Bezug auf  tägliche Ereignisse – wir leben ja derzeit wieder in einem gesellschaftlichen Umbau – zu nehmen, so dass eine Betrachtung der Gegenwart in der Vergangenheit entsteht.

Das ist aber noch nicht alles. Ich drücke es einmal negativ aus: Dies ist kein Buch für Anfänger in der Kunst der Astrologie. Ich nehme keine Rücksicht auf jene, die über die Grundkenntnisse nicht hinaus sind. Ich beschreibe viele Konstellationen, verwende verschiedene Techniken (alle übrigens aus der Münchner Rhythmenlehre). Kein Vermischen verschiedener Deutungssysteme – ich bleibe bei dem einen, das sich hervorragend eignet, wie ich immer wieder feststelle. Es wird viele Kapitel geben, und weil sie verschiedene Personen zu unterschiedlichen Zeiten behandeln, kann es auch zu Wiederholungen und Überschneidungen kommen. Das macht nichts – der Leser sollte ohnehin viel Zeit mitbringen, und Geduld mit mir und sich.

Ich hatte nicht vor, ein Kaleidoskop zu schreiben, aber das scheint es nun doch zu werden. Aber damit entspricht es auch wieder mir – und das ist tröstlich.

Hier sind ein „Trailer“ und eine Leseprobe.

 

 

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