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ZWISCHENZEITLICH X

Eine Spur hinterlassen

 

Am Anfang wähnen wir uns wichtig,
Die ganze Welt freut sich, uns zu sehen.
Alle und alles dreht sich nur um uns,
Wir sind ihr Zentrum,
Sie unser Kosmos.

Unmerklich bringen sie uns bei,
Der Welt unseren Tribut zu zollen,
Und freudig suchen wir die Orte
Dessen, der allem Sinn verleiht,
Mit auf.

Über den einen oder anderen Unglück
Bricht herein alsbald,
Da gerade er zu denken beginnt.
Was aber ists, das er getan,
Etwas wie diese Strafe auf sich zu ziehn?

Verloren der Glaube an Gerechtigkeit,
Tot der Glaube an eine gutmeinend lenkende Hand,
Zerstört der Glaube an die eigene Bedeutsamkeit.
Der Welt ist egal,
Ob ich lebe oder sterbe…

Es folgen Wüstenzeiten und die Leere,
Hader und ungerichteter Zorn
Verzweiflung und unendliche Trauer
Selbstverachtung und selbst-zerstörerischer Haß.
Staubkorn im Wind – wir: weniger als Nichts!

Keine Spuren hinterlassen?
Für nicht einen Menschen wichtig sein?
Umsonst gelebt?
Vergessen und der Nachwelt unbekannt?
Warum dann überhaupt geboren?!

An der Schwelle zum Verweigern,
Schließlich ein ganz schwaches Licht:
Verrat ich die, die einst das Geschenk mir anvertrauten?
Denn Geschenk ist mein Leben, werf ich es weg,
Verliert einer vor allen – nämlich ich.

Zurück den Weg,
Am Ariadnefaden neuerwachter Zuversicht,
Ich gehöre mir, geboren
Um zu leben,
Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Die Dinge sind nicht da für mich,
Aber ich bin da für die Dinge?
Nicht sklavisch ihnen mich unterwerfend,
Doch klar sehend durch der Unterscheidung Kraft,
Was kann ich wollen und was nicht!?

All das ist wert, gesehen,
All das ist wert, gehört zu werden,
All das ist letzlich auch gleich-gültig,
Und keins ist besser als das andere,
Es kommt allein auf meine Stellung dazu an.

Jenseits des Kämpfens um Gut oder Böse,
Jenseits des Vergleichens in der Welt,
Jenseits des schlafenden Getaumels
Und jenseits des Wollens dessen,
Das nicht in meiner Macht –
Findet sich Seelenruhe ein.

Zuständig für bestimmte Dinge,
Und ohne Macht für andere um mich herum,
Die gehen mich in der Tat nichts an;
So hab ich Einfluss nur auf meinen Frieden,
Nicht den Charakter meines Nebenmanns.

Es gibt sich alles zu erkennen
In der Welt, wenn die Täuschung fällt,
Und in dieser unerschütterlichen Ruhe
Der jetzt gelebten Gegenwart
Ist das Vertrauen wiederhergestellt.

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