Umbruchzeiten seien es, schrieb ich 2008. Und dass wir nicht wissen, wohin sie führen. Nun – 12 Jahre später – wissen wir es. Oder?
Warum schreibt eine moderne Frau ausgerechnet an den Papst? – Die Antwort ist einfach wie naheliegend: Indem sie an den „Vater“ schreibt und immer wieder Erinnerungen aufwirft, befreit sie sich von dem übermächtigen Vater in sich selbst und tritt damit in eine neue Lebensphase.
Inhalt
Das Alte, wie wir es kannten, greift nicht mehr. Neues ist noch nicht in Sicht. Das ist die übergeordnete Ebene, auf der sich die Themen in den Briefen abspielen. Wenn man Fragen hat, wendet man sich an jemanden, der es wissen muss. Gott zu fragen, wäre eine Möglichkeit, sein Vertreter auf Erden könnte vielleicht auch ein Ohr haben. Gott ist so wenig greifbar, der Papst ist ein Mensch, hat ein Amt und ein Gesicht… Es war also einen Versuch wert. Ein provokanter Versuch.
Eine ungehorsame Briefeschreiberin stellt Fragen und findet selbst Antworten, manchmal aber auch nicht. – Vielleicht haben nicht alle Frauen einen übermächtigen, einen geheiligten, Vater, aber diejenigen, die ihn haben, kämpfen meistens lange, um von der Heiligkeit ihres leiblichen Vaters und der der Väter in der Welt, die sie immer wieder anziehen, loszukommen.
Die 12 Briefe haben jeweils Vorfälle des Alltags zum Anlass, am Ende des 12. Briefes tritt die Schreiberin erwachsen in ihre eigenen Fußspuren. Zu lesen, dass eine Tochter es mit knapp 50 Jahren endlich schafft, kann vielleicht Mut machen.
Gibt es Freiheit? Die ewig alte und doch immer neue Frage: Haben wir Menschen eine Wahl? – Der Leser erfährt viel Privates, aber vor allen Dingen bekommt er Anregungen, seine eigenen Fragen zu stellen. Es ist ein philosophisch-nachdenklich-abrechnendes Bauch-Buch (weiblich), und etwas unbequem, hier und da… und auch amüsant. Es beschäftigt sich mit Menschen und geht über sie hinaus.