Was ist die geeignete Form für einen wichtigen und unbedingt mitteilenswerten Inhalt? – Ich trage nämlich einen solchen mit mir herum. – Male ich ein Bild? – Das kann passen, aber manchmal ist ein Bild eben nicht genug, es muss ausgesprochen werden. In diesem Fall wäre das Malen ganz bestimmt nicht angeraten – und mir auch zu schmerzhaft. Es käme mich an, als würde ich noch zusätzlich ins Durcheinander unserer Gegenwart einen Gedanken setzen, den man missverstehen kann, könnte und wird. Schreibe ich einen Brief? – Eine gute Idee. Briefe an sich selbst oder an einen Menschen, dem man vertraut, und dem man auch mal seine Selbstzweifel und Ängste anvertrauen kann, helfen, die Gedanken zu ordnen. Ich verwerfe es. Heute kein Brief. Höre ich Musik? Aus einer vergangenen Zeit, als ich jung und die Horizonte weit und offen waren? Flute ich mich mit Erinnerungen, die sehr wahrscheinlich in diesem Moment wenig hilfreich sind, weil sie für die Gegenwart keine Lösung bieten. Mehr noch, die mich den Weg zurückschauen lassen und mich damit konfrontieren, dass da viel Ungelebtes liegt, Liegengelassenes, Ausgelassenes. Das zieht nur herunter und macht noch schlechtere Stimmung, und das hilft nun wirklich nicht weiter. Ja, brauche ich denn eine Lösung für die Gegenwart? Muss ICH eine Lösung finden? – Wie wäre es einfach mal mit NICHTS tun? Auch keine Alternative. ES muss raus. Nächste Möglichkeit: ICH SCHREIBE EIN BUCH. Herzhaft gelacht. Alle mitlachen. Ja, man kann um schwere Tagesgedanken und um das herum, was sich hier in unserem Land so abspielt, tatsächlich ein ganzes Buch schreiben. Mehrere Bücher. Machen auch viele. Das ist die Crux. Aber so leicht ist das Bücherschreiben allerdings auch nicht, und wenn man eines fertig hat (irgendwann muss man die Dinger abschließen und den letzten Punkt setzen), geht der innere Dialog noch weiter. Habe ich genug gesagt, oder zuviel? Habe ich es freundlich genug gesagt, oder zu hart? Nein, heute fange ich kein neues „Buch“ an, was ohnehin falsch formuliert ist: Man fängt ja mit einem Gedanken an – erst am Ende steht das materielle Gesamt mit Einband, das dann Buch genannt wird. Besser, ich fasse mich heute kurz. Ein Aphorismus vielleicht? Aber – ach geh – mir ist heute nicht nach kurz, nicht nach diesem „Kurz“.
Ich warte jetzt einfach, bis der AC auf die 0° Waage kommt, oder der IC auf die 0° Steinbock – dann fällt mir bestimmt etwas ein. Bis dahin lass ich dies hier zurück. Ist entstanden, als ich vor dem Abschluss eines sehr wichtigen Buches stand, und sich etwas für mein Leben entscheiden sollte: Trete ich einem bestimmten Club bei, oder nicht?
Besuch im Olymp
Ambrosia-Gesänge erreichen
von sehr weit her und
schmeichelnd Sirenenlocken dringt an
mein für Vieles offne Ohr:
komm, Tochter, verlorene, komm zurück
in unsern mächtgen Olympioniken-Chor.
Hör ich recht? Oder ist es Täuschung?
– Oh, ich weiß Bescheid…
Zu Zeiten bittrer Not hätt
ihrer dringend ich bedurft,
haben diese mich nur verachtet und
jene unerbittlich mich verkannt:
geh, Tochter, abtrünnige, geh,
und in den Hades mich verbannt.
Verraten habt ihr mich!
– Und jetzt bin ich gefeit.
Einen Platz nun haben für
mich sie geschaffen,
feine Aufgaben bereitgestellt, auf
daß ich mich soll nützlich machen.
Nur du, Tochter, zurückgekehrte, nur du
bist die Richtge in diesen Sachen.
Nein, danke, ich verzichte –
– Und doch bin ich bereit!
Wohl werd ich sie besuchen,
in ihrem schal geword`nen Glanz,
den ständig müssen sie polieren,
doch werd ich wieder scheiden:
bleib, Tochter, widerspenstige, bleib.
Nein, Euer Willkürlichkeit, nein,
ich will und muß nicht wieder leiden.
– Denn jetzt bin ich befreit.