AC Fische – Neptun in Schütze
Die Erscheinung der Person (Ego) im Aszendenten ist schwer zu greifen, zurückhaltend, entzieht sich. Dabei spürt die Person in die hintergründige Welt hinein, verschmilzt geradezu mit ihr, geht in ihr auf, hat kaum Abwehr, will helfen und retten, flüchtet, sofern man sie ergreifen will – in die Weite und in die Welt der Philosophie oder der Religionen[1].
„Der Sinn für Praktisches dürfte in dieser „Anordnung“ unterentwickelt sein. Das Interesse richtet sich überwiegend auf Übersinnliches. Sie sind überaus sensitiv, eindrucksfähig und leicht beeinflussbar. Gelenkt von Ahnungen und Visionen neigen sie zu einer streng ideellen Glaubenshaltung und Weltanschauung. Manche haben mediale Fähigkeiten.“ So lautet ein Text auf einer der vielen Astro-Seiten im weltweiten Netz. Schauen wir einmal, ob wir dergleichen bei unseren Beispielen finden.
Bevor Neptun entdeckt wurde, war Jupiter in der tradierten Astrologie Herrscher des Zeichens Fische. Jupiter ist seit jeher das „große Glück“. Auch Neptun bringt „in guten Aspekten“ Glück und Erfolg – heißt es noch bei Karl Brandler-Pracht[2]: Und wenn Neptun Jupiter aus günstigen Aspekten anblicke, deute er auf Vermögen durch eine Erbschaft, einen wohlhabenden Eheteil und Erbschaften durch denselben. Neptun im 9. Haus und im Schützen verheiße Unglück auf Reisen, bringe Wechsel und kritische Perioden. Ungeeignet konstelliert und aspektiert werde er für medial veranlagte Menschen fatal. Jupiter wiederum in Zusammenhang mit dem 12. Haus, mit Fische oder Neptun verkünde Erfolg im Handel mit großen Tieren, verleihe dem Geborenen eine starke Anziehungskraft. 1920 war Neptun noch wenig in seiner „astrologischen Wirkung“ erforscht.
1816, als der Mann, um den es später gehen wird, geboren wurde, war Neptun noch vollends unbekannt. Mit seiner Entdeckung am 23.9.1846 „öffnete“ sich nach der 65 Jahre zuvor erfolgten Entdeckung von Uranus eine nächste Schwelle zwischen dem begrenzten irdischen Dasein und den kosmischen Energien des Universums, die dem menschlichen Bewusstsein bis dahin verschlossen geblieben waren. Möglich nun die „Identität mit dem Wirklichen“ und zwar in allem Bewusstsein.
Die transsaturnischen Planeten liegen jenseits der Einflusssphäre des Individuums und konfrontieren dieses mit gesellschaftlichem Karma. Neptun insbesondere macht folgendes aus: Er wirkt subtil und erhebend und lässt alle bekannten Strukturen, Gedanken- und Gefühlsmuster schmelzen, schenkt völlig neue Erfahrungen. Schnell wähnt man sich auf höheren spirituellen Ebenen und gibt sich vielleicht stattdessen doch „nur“ seinen Illusionen, Tagträumereien und der Selbsttäuschung hin. Mangelnde Erdung ist hier eine Gefahr und wer mit Neptun-Energien umgehen will, braucht eine gründliche, kritische und ehrliche Selbsterforschung und eine tiefe Verbundenheit mit den Erfordernissen des alltäglichen Lebens und des persönlichen Karmas (Erdung) – mithin einen Saturn. Ein unverstandener, unentwickelter Jupiter ist dabei wenig hilfreich, wenn es darum geht, die Gefahren der Neptun-Auflösung zu bannen. Er führt eher noch mehr in Versuchung, die Weltflucht und die Sehnsucht nach Reinheit ins Äußerste zu treiben. Im spirituellen Eifer wird Jupiter Verkünder seiner „erkannt“ geglaubten Wahrheit. Im Jupiter-Neptun findet sich der Guru als der „Lehrer der göttlichen und allumfassenden Erkenntnis“ – da Schütze (wie das Zeichen Jungfrau) ein 3. Zeichen in seinem Tierkreis-Verbund ist, können wir vorsichtig auch hier von einer „Verwertung“ im Sinne von Anwendung als Funktion sprechen – wenn er sein Maß denn überschreitet. Jupiter kann so maßlos wie Neptun grenzenlos sein kann. Jupiter verschmilzt zwar nicht mit dem Überpersönlichen, aber er verschmilzt Anschauungen, Ideen und Bilder zu einer vereinheitlichten „Weisheit“ (einer Gebildetheit), einer Lehre oder zu einem „Weltbild“ zusammen.
An diesem Punkt, wenn also Neptun auf das Zusammengefügte tröpfelt und es in einer chemischen Reaktion auflöst, entsteht noch einmal Neues. In die Welt der (verschiedenen), miteinander und nebeneinander bestehenden oder ineinanderverwandelten Bestandteile könnten eine Illusion und eine Täuschung – oder eine klare Sicht – eindringen. Gehe ich vom schlimmsten Fall aus, entstehen Pseudo-Gebildetheit, in die Anweisung zur Fügung schleichen sich Irrtümer und Fantastereien ein, die Anweisung zur Anschauung dessen, was in die Gegenwart gelangen soll, wird geschönt, idealisiert, die Ordnung zerfließt. Im besten Fall kann es sein, dass Neptun alles Oberflächliche durchdringt und den unbeirrten Blick bis auf den hintersten Urgrund freigibt.
Die Fische am AC aus dem 1. Haus in den IV. Quadranten laufend (nach der MRL ist dies die Richtung im Sinne des Fügungsrhythmus) – Pluto im 1. Haus – die Mine im Meer, der Torpedo im Unbewussten – gehört zur Selbstdurchsetzung, bzw. zur sehr subtilen Selbstdurchsetzung durch aufgelöste Durchsetzungsmöglichkeit. Etwas treibt diesen Mann an, was, werden wir noch herausfinden. Dieser Pluto kommuniziert direkt mit dem Neptun kurz vor dem MC in Haus 9 – worüber sprechen die beiden? – Sie sprechen nicht, sie verständigen sich über „Wellen“, die der eine aussendet, und der andere empfängt. Der Pluto auf 23° Fische, alias Nähe GSP 22°30‘ ist Sonne-Uranus-haltig, eine versenkte Vorstellung von Größe, der Neptun steht auf einem Mond-Uranus-GSP – es wird also eine aufgehobene Lebens-/Wesenswelt anschwingen. Es wird noch darauf zu achten sein, was Mond und Sonne in diesem Leben bedeuten, und was Uranus.
Der Pluto ist mit Anhang gekommen: er ist der Schatten der Sonne – quasi das Gegenlicht, oder die Dunkelheit, die das Licht absorbiert. Das reine Prinzip des Neptun in der Selbstdurchsetzung – das Geschehenlassen und Gwähren, die Abkehr vom Direkten und Vordergründigen – könnte man sagen, wird durch die Bindung an Partner verunreinigt und möglicherweise als Trägersubstanz missbraucht.
Herrscher von 8 in 1: Selbstdurchsetzung mit unbedingter Leitbildhaftigkeit. Durch die Bindung an Bilder und Partner setzt man sich in der realen Umwelt durch.
Pluto hat eine Opposition zu Mars. Der stammt wiederum aus dem Mitherrscher von 1:
Herrscher von 1 in 7: Alle Anlagen zur Begegnungsfähigkeit und Herausforderbarkeit. Über eigene Zweckdienlichkeit oder subjektive Triebwünsche hinaus begreift man den anderen in seiner Art. – Begegnung, Hingabe (Ideen.
Das, was an Selbstdurchsetzung in die Defensive „verbannt“ ist, tritt von außen – wo man es sucht und als Partner akzeptiert, ja herausfordert – wieder an einen heran. Allerdings unharmonisch, mit Interessenkonflikten. Erst durch Begegnungen, durch Bildaufnahme und durch das Denken wird man „durchsetzungsfähig“ – in der aggressiv-vorstellungsgebundenen Reaktion gegen das Bekämpftwerden.
Nun zum nächsten Zeichen: Pluto wird im Gang des Verbundes im nächsten Zeichen an den Saturn „weitergereicht“ und der steht im Wassermann in Haus 12 – eine sich entwickelnde Bestimmung wird im 12. Haus zum Urgrund, bleibt aber selbst verborgen. Der Herrscher von Haus 11 ist der Steinbock und das Endzeichen des Aszendentenverbundes.
Herrscher von 11 in 12: Auflösung der bewussten Anpassung und Vernunft. Unabhängigkeit und Auflösung von Vordergründigkeit durch Aufhebung bisheriger Grenzen, Maßstäbe, Unterschiede und Traditionen. Die Aufhebung bisheriger Grenzen findet man in der Auflösung der bewussten Anpassung und Vernunft, indem man indirekte Zusammenhänge aufspürt und Inhalte findet.
Der Wassermann schöpft nun seinen Uranus mit dem daran hängenden, und verborgenen Saturn (ob der wohl mitzieht oder „lieber“ der Unwerdende bleibt?) ins 9. Haus und in den Schützen:
Herrscher von 12 in 9: Einsicht und Erfassen außerpersönlicher Zusammenhänge (Weltanschauungen) u. Lebensfunktionen anderer, Erfassen deren indirekter Zusammenhänge und Hintergründe. Indem man indirekte Zusammenhänge und Hintergründe weltanschaulicher Art für Andere einsetzt, hat man Einsicht in deren Funktionen.
Uranus hebt Fügungen auf, die ohne Bestimmung in die Anschauung geraten, bzw. deren Ordnung sich im Verborgenen und Unsichtbaren befindet. Damit verlassen wir das Anlagenbild und befinden uns im Übergang zum Sonnenverbund. Mit dem Jupiter wird diese sich fügende Fügungsaufhebung in Haus 8 zu einem „Sinne eines Bauplanes Anzufertigendes“, es wird in der Gegenwartslosigkeit betrachtbar. Jupiter – im 2. Haus des III. Quadranten und dem Stier gegenüberliegend – kann auch das aus verschiedenen Materialien Gefertigte sein. Die Sonne in der Jungfrau und im 7. Haus ist handwerklich geschickt, sie verwertet das Entgegenkommende im Sinne der Absicherung ihres Subjektiven.
Carl Zeiss war Mechaniker, der sich mit der Entwicklung optischer Geräte einen Namen machte. Sein Verdienst war insbesondere, dass es ihm gelang, den Bau dieser Geräte systematisch und methodisch fundiert herzustellen. Zeiss entwickelte eine „Idee“ bzw. eine Theorie der Optik eines Mikroskops (zusammen mit Ernst Abbé), die ab 1846 bzw. 1866 den Bau präziser Geräte ermöglichte.
Ein gewöhnliches und einfaches Mikroskop besteht aus zwei Sammellinsen – einem Objektiv (auf der Objektseite) und einem Okular (auf der Seite des betrachtendes Auges). Es dient dazu, kleine, mit bloßem Auge kaum sichtbare Gegenstände oder Strukturen zu vergrößern. Diese Gegenstände befinden sich in der Nähe, nicht wie beim Fernrohr, das in der Ferne klein erscheinende Gegenstände vergrößert, weit entfernt. Man braucht eine Lichtquelle, deren Licht das Objekt, das sich auf einem Objektträger befindet, durchdringt. Durch das Objektiv werden die Lichtstrahlen vergrößert. Dieser sehr kleine Gegenstand, dessen Sehwinkel auch bei einer Annäherung von etwa 15 cm vor das Auge noch zu klein ist, wird durch diese erste Linse mit kurzer Brennweite auf ein Zwischenbild B‘ abgebildet. Dieses Zwischenbild B‘ wird mit einer als Lupe verwendeten zweiten Linse (Okular) vom Auge betrachtet. Der Vergrößerungsfaktor ist das Verhältnis der Winkelweite a, unter dem das Bild B‘ (mit Mikroskop) auf die Augenlinse trifft, zur Winkelweite a0, unter dem es ohne Linsen aufs Auge treffen würde.
Mithin: Zwei Linsen befinden sich hintereinander in einem durch die Länge des Tubus (ein lichtundurchlässiges Rohr) bestimmten Abstand und bewirken, dass eine sehr kleine Struktur beim Eintreffen auf der Netzhaut unseres Auges als Bild groß erscheint. Saturn in Haus 12 (verbogen, fast unsichtbar), wird im Uranus vergrößert. Zeis interessierte sich früh für Maschinen und Maschinenbau, spezialisierte sich schließlich auf die Fertigung wissenschaftlicher Feinmechanikgeräte. Über die Jungfrau Zeiss liest man, dass er von sich keinerlei Aufhebens gemacht habe. Das wiederum habe dazu geführt, dass man ihn manchmal unterschätzte und seine Bedeutung für die Firma nicht immer voll würdigte (z. B. Auerbach, 1918). In seiner äußerst knapp bemessenen Freizeit entwickelte Zeiss sich zum Bücherwurm. Daneben liebte er die Gartenarbeit und hatte sich besonders auf die Zucht von Rosen spezialisiert. Als Arbeitgeber leitete er seine Firma patriarchalisch und forderte hohe Präzision (Perfektion), schaffte aber ein gutes Betriebsklima und sorgte für seine Angestellten (Bewirtung in seinem Garten, Betriebsausflüge, Einstellungsgespräche bei einem Glas Wein) und zahlte treue Mitarbeiter großzügig. Stier im 2. Haus – im Revier stellt er Ansprüche an die Arbeitstüchtigkeit, verlangt viel; Mond im Stier – genießt aber auch gutes Essen und Trinken. Sein Arbeitsumfeld – das 6. Haus der Umstände – ist vom Löwen bestimmt, aus den Bedingungen macht er eine Erlebniswelt, in der er selbst die (im Fisch) liberale und doch strukturierte Haltung vorgibt. Seine Vorstellung von Qualität demonstriert die Anekdote, nach der er Geräte, die nicht zu seiner Zufriedenheit zusammengebaut waren oder nicht funktionierten, wortlos persönlich auf dem Amboss zerstörte und „mit mächtigen Schlägen zu unförmigen Metallmassen zusammenschlug“. Der „Pionier“ Mars im 7. Haus wird in Zeiss‘ Leben zu einem beharrlichen (selbstdurchsetzerischen) Alter Ego (vermutlich entgegengekommen in Ernst Abbé[3], dessen Saturn-Venus-Konjunktion auf Zeiss‘ Neptun und an seinem MC standen, und dessen Mond den Mars in der Jungfrau mit der Venus in Konjunktion „moderierte“.
Sonne im Quadrat zu Neptun: Wir lesen hier eine Verbindung zum „Königtum“, zum Königtum des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach, der Sohn (Karl Friedrich) des „Busenfreundes“ Goethes wurde der Patenonkel vom kleinen Karl. Der Erbprinz übernahm nicht nur die Patenschaft, sondern verlieh ihm bei der Taufe auch noch den Namen des Thronfolgers (Carl Friedrich) und ging, da er sich für das Kunstdrechslerhandwerk interessierte bei August Zeiß in eine „Lehre“. Auch so kann ein Neptun-Sonne sich zeigen, wenn der Neptun im Schützen und am MC steht.
Den Perfektionismus und den programmatischen Durchblick, der sehr kleine Strukturen durch den Blick durch eine „Tube“ (einen Tunnelblick) vergrößert, finden wir vermutlich bei folgender Person nicht. Doch wir haben eine Sonne in Konjunktion zum Pluto, mit einem Mars dabei – das ist für diese Person noch mit Zutat von Uranus im Öffentlichen zu leben. Sie ist eine Person des öffentlichen Interesses.
Der Aszendenten-Verbund beginnt auch hier in Haus 1 (allerdings ist Widder nur Untermieter, nicht Mitherrscher). Alle drei Zeichen sind leer, wie sich überhaupt auf der Ostseite des Horoskops lediglich Jupiter (in 10) und Mond (in 3) befinden. Auch hier beginnt das Leben für die Person mit einer geschwächten Durchsetzung, in einer empfindlichen Konstitution, einer Allergie- bzw. Abwehrschwächen-Disposition. Diese mündet darin, dass indirekte Zusammenhänge aufgespürt die Person ideell herausforderbar für andere (psychologisches Interesse) machen. Uranus in 7 und in der Waage stehen unter der Vorgabe von Jungfrau, der Sonne-Mars, Sonne-Pluto wie auch Merkur-Uranus noch dabei wird sich neben einer intensiven Bildabgabe auch mit den gesundheitlichen Belangen der „Selbstverletzung“ und Aggression gegen sich selbst beschäftigen.
Der Saturn aus dem Steinbock, der von Haus 11 ins 10. Haus überleitet und den Jupiter auf exakt 00°13‘ trägt, steht im 4. Haus und in den Zwillingen. Der Mond – an der IC-MC-Achse gespiegelt, steht in den Zwillingen auf dem Saturn. Wir haben also Mond-Saturn-Merkur – ein hohes Potential für die „Flucht“ in die Sachlichkeit, die unbeheimatete Seele, die Geborgenheit nicht nur nicht kennt, sondern sie auch nicht sucht. Stattdessen kennzeichnet sie die Neutralisierung, stellt „kalte“ Gefühle dar, die die Geschichten eines Lebensausdrucks erzählen.
Herrscher von 11 in 4: Seelische Entfaltung und Besinnung auf das Wesentliche. Suche nach einer seelischen Ausdrucksform unter Aufhebung bisheriger Grenzen, Maßstäbe und Traditionen. Indem man bisherige Grenzen, Maßstäbe und Traditionen aufhebt, findet man eine seelische Ausdrucksform und identifiziert sich mit ihr.
Nun ist diese seelische Ausdrucksform belastet. Saturn in den Zwillingen, lässt mich an ein Insekt denken, an den Kafka-Käfer namens Gregor Samsa. Im Falle des astrologischen Saturn-Merkur bleibt das „unfertige Insekt“ in der Verpuppung stecken. Die Metamorphose wird nicht beendet; spielt sich diese „Situation“ im 4. Haus eines Horoskops ab, muss tatsächlich von einer familiären Veranlagung und Vererbung ausgegangen werden. In den Deutungen des IC im 1. Band der Chroniken habe ich versucht, zu zeigen, dass hier mit dem Zeitpunkt der Zeugung Inhalte mit auf dem intrauterinen Weg gegeben werden.[4] Bei der Tochter finden wir am IC die „Mutter“, der II. Quadrant beschreibt sie, ihr Milieu und ihre Ausübung in diesem Milieu. Wir könnten – abgesehen vom Akt der Zeugung – schlussfolgern, dass unsere Person die Belange ihres Seelenlebens auf ungewöhnlich wissenschaftlich-methodische Weise analysiert, und diese Analyse öffentlich macht. Saturn in 4: kommt vielleicht „locker-flockig“ daher, ist aber zutiefst ernst und sich selber nicht zugänglich. In der Begegnung stellt sie ihre seelische Befindlichkeit dar, und ist damit nicht unumstritten. Merkur-Uranus, ebenso wie Merkur-Saturn hat „Schwierigkeiten“ damit, eine Imperfektion zu akzeptieren: Merkur-Saturn verweigert die Entwicklung bzw. die volle Entfaltung seiner Anlagen, hält sie zurück in Passivität, geht die volle Zeitlichkeit nicht ein. Er bleibt in der Einheit des Gegenwarts- und auch Zeitlosen. Mit Sonne-Pluto neigt die Person dazu „zeitlos“ und jung zu bleiben, ungelebt altert man nicht, ja, man bleibt vielleicht sogar im Zustand des Ungeborenseins. Die Verneinung der Annahme der Bestimmung (Uranus zu Saturn) führt zur Unterwerfung unter Regelungen einer Ausübung, so dass letztlich eine bestimmungslose, geschlechtslose Form entsteht. Diese ist – ohne eigene Identität – Erscheinung anderer ohne Eigenständigkeit, taucht nurmehr gespiegelt auf, und ist damit fremdbestimmt und führt Formen fremder Identitäten (Merkur-Venus) aus. Uranus zu Merkur – eine Diagonale des Engramms des Ungeboren-Seins. Kürzel ist „die geregelte Bestimmung“ bzw. „die Erscheinung in der Spiegelung anderer“. Mond-Saturn beinhaltet neben „ungeboren“ auch noch „ungeborgen“.
Erscheinungsseite | Merkur-Mond (I. Quadrant zu II.) |
Diagonalen | Jupiter-Merkur und Mond-Saturn |
Rückseite und Lösung | Jupiter-Saturn |
Schotts | Saturn-Merkur und Jupiter-Mond |
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In der Verbindung von Uranus zur Jungfrau hebt sich Merkur-Uranus aus den Abhängigkeiten der Vernunft heraus, erschwert die Entscheidungsfähigkeit, muss sich nicht entscheiden. – Gleichzeitig will man sich die „Finger nicht schmutzig machen“, d.h. es entsteht ein Drang zur Nicht-Berührung, zur Unberührbarkeit mit einer Sehnsucht nach Reinheit. Zusammen mit Mars-Pluto wächst die Vorstellung der „Säuberung“ am eigenen Körper zu einem Bild heran, das in der Öffentlichkeit vertreten wird. Mars stammt aus dem 2. Haus – Geld, Finanzen, Bestand, Körper – wird an den „Mann“ und in die Öffentlichkeit gebracht. Auch diese Person hat ein Unternehmen gegründet – und ist auf dem Markt „neue“ Wege gegangen.
Der Sonnenverbund beginnt am MC, der Jupiter in 10: Sie hat damit ein glückliches „Händchen“ – sie beginnt ihren Eintritt in die Gegenwart (in der Richtung des Verbundes) aus dem Jenseitigen mit einer guten Fügung – Voraussetzungen, die sie aber auch verführen – auf 0° Steinbock ist Jupiter in ihrem beruflichen Werdegang maßgeblich, begünstigt Umbrüche, fordert aber auch Festlegungen, und jagt nach mehr. Auf der „anderen“ Seite angekommen, steht Neptun auf 3° und fügt dem Schützen das „All-Eine“ hinzu. Anschauung des Heiligen mit Täuschungsalarm. Der Skorpion als Durchführungszeichen ist die „Bühne“. In der Musik und in Symphonien mit 3 Sätzen[5] ist der mittlere Satz meistens als langsam komponiert, ist die Ausführung des Hauptsatzes und bereitet die Reprise vor, in der quasi die „Auflösung der aufgebauten Spannung und der „Ausgang“ erfolgt.[6]
Gwyneth Paltrows Wandel von der Schauspielerin zur Lifestyle-Göttin begann mit einem Blog, auf dem sie Rezepte und Restauranttipps für ihre Fans zusammenstellte. Sie wurde damit Stilvorlage für Millionen wohlsituierter Frauen, ihr blondierter Wegweiser auf der Suche nach Mental Health und Natural Beauty. Gwyneth Paltrow ist so perfekt, dass sie daraus ein Geschäftsmodell gemacht hat. Ihr an Obsession grenzender gesunder Lifestyle probiert Ernährungs- und Fitnesstrends aus, wandelt ab und setzt neue Maßstäbe. Sie selbst ist das Aushängeschild für den Erfolg ihrer Anstrengungen. Mit 44 Jahren ist sie so jung, fit und glücklich wie es nur geht und ist ihre eigene Marke (Venus in Löwen in Haus 6). Mit ihrer digitalen Plattform „Goop“ hat sie einen Ort geschaffen, an dem sie ihren gesunden Lifestyle vermarktet – in Form von Ernährungstipps, Rezepten, Fitnesstrends und gesammeltem Expertenwissen, das sie bündelt und weitergibt.
„Fast schon meditativ streicht Gwyneth Paltrow in langen Strichen über ihre Arme. Dazu hört man das „Schrappen“ der Bürste, an dem man merkt: Hier wird schon ordentlich geschrubbt. Eine reine Streicheleinheit ist das nicht. Die aktivierende Massage reinigt und verschönert nicht nur die Haut, sie soll die Durchblutung und den Kreislauf und den Lymphfluss anregen. Und das helfe dann beim Entschlacken und sei gut fürs Immunsystem. Zusammen mit einer Detox-Kur soll das die „Achtsamkeit kultivieren, den Körper zurücksetzen und das allgemeine Wohlbefinden unterstützen“, schreibt Paltrow.“[7]
In dem, was sie tut, ist sie sehr erfolgreich. Ihre Waage-Sonne mit dem Pluto lebt sie als Modell ihrer selbst. Den Neptun aus dem AC macht sie im Funktionsbereich derer, die ihr entgegenkommen, zu ihrer „Religion“ – die einige Kritiker als „zersetzend“ bezeichnen. Sie geht ungewöhnliche Wege und ist dabei auch schon selbstverletzend. Für die meisten Frauen (insbesondere jüngere) ist sie eine Jüngerin der Schönheit, vielleicht auch die Jüngerin einer Wahrheit.
Prometheus, einer der Titanen der griechischen Mythologie, schuf die Menschen aus Erde und hauchte ihnen Leben ein, indem er ihnen die guten wie auch schlechten Eigenschaften von Tieren verlieh. Er war es, der sich anschließend um sie kümmerte, ihr Lehrmeister wurde, ihnen unter anderem das Feuer verschaffte (indem er es den Göttern stahl), damit der Bringer der Urzivilisation genannt werden kann, und wegen dieses „Vergehens“ an einen Felsen im Kaukasus angekettet wurde. Die Mythen werden je nach antiken Dichtern und Philosophen immer ein wenig erweitert und unterschiedlich berichtet. Aesop erzählt in einer Fabel von Prometheus, der eine Frauenfigur, die er Aletheia nennen sollte, aus Ton formte. Bevor er sie brennen konnte, wurde er von der Arbeit weggerufen und ließ seinen Schüler Dolos („List, Betrug“) in der Werkstatt zurück. Dolos formte nun seinerseits eine Kopie der Prometheus-Figur nach und zwar identisch bis auf die Füße, für die ihm das Material fehlte. Als Prometheus zurückkam, soll er sehr erstaunt über die perfekte Kopie seines Schülers gewesen sein und erweckte beide Frauengestalten zu Leben. Die echte Aletheia begann sich zu bewegen, ging (mit unbekanntem Ziel) davon und war bald aus den Augen, die kopierte Aletheia, die den Namen Apate (Täuschung) erhielt, war ohne Füße unfähig, sich fortzubewegen, blieb am Ort und in der Sichtbarkeit des Raumes. Die täuschend ähnliche Kopie verharrte unbeweglich und unverändert, das Original aber wandelte (sich). Wahrheit (und das ist die Bedeutung des griechischen Wortes von Aletheia) geht, Täuschung bleibt.
Die Füße – ich fange hinten an – sind in der Zuordnung der Körperteile zu den Tierkreiszeichen den Fischen zugeordnet. Fische – IV. Quadrant, dorthin legen Astrologen auch die der Zeit und der Sichtbarkeit noch verborgenen Gestalten des Lebens (zu dem sie dann im II. Quadranten werden). Auch die Wahrheit wird im IV. Quadranten und sogar im 12. Haus gefunden: das Verborgene, das sich erst entbirgt und dann entfernt. Aletheia ist also die entborgene Wahrheit. Martin Heidegger, um es jetzt gänzlich schwierig zu machen, übersetzt Aletheia mit Unverborgenheit und sogar als Unvergessen (= Erinnerung). Das ist allerdings nicht dasselbe. Zunächst zum Unverborgenen: Im 12. Haus liegt alles noch in Einheit zusammen. Nichts ist wirklich vereinzelt oder voneinander getrennt, die weltlichen Augen können das dort Liegende weder sehen noch ermessen – es ist für die weltlichen Augen unsichtbar. Auch das Selbst, das Bewusstsein reicht dort nicht hin, wohl aber braucht der Mensch, um Selbsterkenntnis zu erlangen, das Verborgene aus dem 12. Haus. Es muss dort heraus.[8]
„Auf diese Weise erweisen sich die Erkenntnisfrage und die Freiheitsfrage als untrennbar verknüpft: wirklich frei kann der Mensch nach Steiner nur sein, wenn er – durch Einübung in das imaginative Bewusstsein – dazu in die Lage versetzt wird, intuitiv die karmischen Hintergründe seines Wollens zu durchschauen, d.h. wenn er erkennt, warum er will. Wer seine seelisch-geistige Existenz nur aus äußeren Faktoren, ohne Kenntnis früherer Inkarnationen verstehen will, gleich nach Steiner einem, der seine physische Existenz zu begreifen sucht ohne die biologischen Vererbungsgesetze anzuerkennen.“[9]
Ohne Selbsterkenntnis kann es weder Freiheit geben noch ein Weiterkommen, eine Entwicklung. Allerdings bedeutet diese Selbsterkenntnis, die die „Angelegenheit“ eines Einzelwesens ist, dass es nicht nur eine Wahrheit, sondern viele Wahrheiten geben kann, denn sie wandelt (sich) von ihrem Ursprungsort und -zustand in einen dem jeweiligen Menschen zugedachten (hier folgen dann anschließend an die Fische der Wassermann im Ursprung, und der Steinbock in der Bestimmung). Das Wollen ist übrigens die „Vorderseite“ des Zeichens Fische; beide sind am Anfang noch untrennbar miteinander verbunden. Und wie die Wahrheit eines Menschen sich auf ihrem Weg ins Bewusstsein (des 7. Hauses) mehr und mehr „entbirgt“, formt der Weg der Entbergung (als Wirkendes im III. Quadranten fortgesetzt) seine sichtbare Erscheinung wie sie auch seinen Seelenkörper wirkt.
Ihren Namen „verdankt“ Aletheia (in einer anderen Erzählweise ist sie die Tochter von Zeus) dem Fluss (und der gleichnamigen Göttin) Lethe. Wer von seinem Wasser trinkt – und das sind alle Sterblichen nach dem Tod und vor der Geburt – wird eingehüllt vom Vergessen. Auch das ist das 12. Haus. Aletheia ist in diesem Kontext jene, die sich erinnert, die das Vergessene, das Verborgene offenbart, die ans Licht bringt, was geheim ist und im Dunkeln liegt. Sie verweist auf das Wesentliche: Der Verweis darauf ist ein wichtiges Stichwort. Im Wesen liegt das Wesentliche – im 4. Haus bzw. mundan im Krebs. Aletheia muss im wahrsten und guten Sinne eine Mond-Neptun-Verbindung darstellen, bei der im Empfinden (nicht im (denkerischen) Bewusstsein) die Wirklichkeit „hochsteigt“ – Wasser des Meeres aller zu Wasser der Seele des Einzelnen. Sie ist die Identität mit dem Wirklichen. Und die beinhaltet weder Betrug noch Täuschung (Apate) noch Falschheit. Dass Aletheia nicht viel mit Erinnerung zu tun hat, versteht sich wiederum aus der Beobachtung, wie sehr uns unser Gedächtnis täuschen kann.
Lethe (Vergessen) führt mich noch einmal zurück zu „Unbewusstheit“ (seiner selbst) – im Lethe-Vergessen ist sich die Person selbst abhanden gekommen. Eine Demenzerkrankung ist – könnte man schlussfolgern – nicht nur der Verlust der Erinnerung, sondern der Verlust der Wahrnehmung seiner selbst. Lethe ist die Abwesenheit von Bewusstsein, was heißt: im 7. Haus kommt aus dem 12. Haus nichts an, das zu einem Bild werden könnte, zu einem Denken. Insofern ist ein Neptun in 7 in Gefahr „unbemerkt“ in den Begegnungen zu bleiben, der Aufmerksamkeit (sich selbst, aber vor allem auch der anderen) zu entgehen. Das griechische Wort letho (ein Verb) hat nicht zwangsläufig nur mit Vergessen von etwas zu tun, das wir einmal wussten (also dem Verlust der Erinnerung), sondern mit der Abwesenheit von Wahrnehmung. Oder noch anders: Die im Wort aletheia enthaltene „Abwesenheit“ (die Vorsilbe a- zeigt dies an) könnte in der Abwesenheit von Verborgenheit zu einem Versagen der Wahrnehmung oder Bewusstheit führen. Mehr jedenfalls als die Abwesenheit des Vergessens und das Vorhandensein von Erinnerung.[10]
Es ergeben sich nun zwei Fragen: Wie konnte Prometheus zulassen, bzw. was fuhr in ihn, dass er auch der unvollständigen Kopie Leben eingehaucht wurde? – Und was hat das mit unserem Thema zu tun? Es geht um Original und Kopie – ein wichtiges Thema in den freischaffenden Berufen, auch unter Astrologen: jemand schreibt etwas, und andere schreiben ab, plagiieren und stehlen die Idee. Doch wie perfekt auch immer die Kopie nach außen hin sein mag – eine Kleinigkeit wird immer fehlen, weil der Plagiator und Kopist letztlich das wirklich entscheidende Fünklein dessen, was vor der Inspiration liegt, nicht hat. Es ist der Neptun in ihm, der ihn von den Nachahmern unterscheidet.
Ich habe in diesem Kapitel zwei Fische-AC mit dem Neptun im „göttlichen“ Erkenntniszeichen Schütze besprochen. Carl Zeiss und Gwyneth Paltrow haben beide, auf völlig unterschiedliche Weise, eine Aletheia ins 9. Haus gesetzt und das „prometheisch“, weil sie Neues geschöpft haben, das die bisherigen Normen verließ. Prometheus war (ich weiß nicht, was Heidegger, Steiner oder andere dazu sagen würden) begeistert von der von Dolus (List und Betrug) geschaffenen Figur, weil ihm damit aufging, dass die Menschen die Möglichkeit zu scheitern haben sollten. Er, der Lehrmeister, wollte sie vielleicht lehren, insbesondere am Beispiel der „Wahrheit“ zu lernen, die Kopie zu erkennen. Der Teufel – hat übrigens zwar Füße, aber es sind die Hufe eines Ziegenbocks. Daran erkennt man ihn. Man schaue also auf die Füße.
Auszug aus „Chroniken des Tierkreises, Teil 3“. Das Ganze ist in fieberhafter Überarbeitung.
[1] „Religionen“ sind die Ausübung einer Anschauung, meistenteils als „Scheinreligion“ – die man daran erkennt, dass sie drohen. Dazu gehören auch die Sekten, die sich unter Neptun-Jupiter (weitergehend im Pluto-Jupiter) bilden. D.h. hier geht es um das Instrumentalisieren einer Erkenntnis, die aus dem IV. Quadranten stammt. Aus dem 12. Haus stammen die „Gestalten des Lebens“, die als Bilder ins Bewusstsein gelangen, nie aber als Gestalten. Im Jupiter-Neptun will der Jupiter die Gestalten selbst anschaulich machen. VGl. WD, Weg der Aphrodite, S. 95
[2] Astrologische Bibliothek, Bd. II, 1920
[3] Geboren am 23. Januar 1840 in Eisenach, Sachsen-Weimar-Eisenach.
[4] Ich nehme an dieser Stelle vorweg: von 1969 bis 1972 (das Geburtsjahr unserer Person) spielte die Mutter am Broadway in einem Theaterstück mit dem Titel „Schmetterlinge sind frei“.
[5] Der Satz z.B. einer Sonate (meistens drei oder vier Sätze) ist vergleichbar mit dem Kapitel eines Romans. Eine Sonate steht in einer übergeordneten Tonart, die von dem ersten und dem letzten Satz repräsentiert wird. Der oder die Mittelsätze können in anderen Tonarten stehen, haben aber meistens einen funktionalen Zusammenhang zur Haupttonart.
[6] Beim Sonnenverbund Schütze-Skorpion-Waage und insbesondere unserer Person fällt mir Astor Piazolla ein: Bandoneon Concerto II.-Moderato als der Skorpion. Der 3. Satz – die Waage? – ist dann wieder Presto. Hier nimmt der Jupiter aus dem Schützen noch einmal richtig Fahrt auf. Pluto-Sonne: die Vorstellung von Leben ist gestau(ch)tes Leben.
[7] Warum Gwyneth Paltrow sagt, dass wir uns alle die Arme bürsten sollten, 14. Januar 2022 (Quelle: vip.de)
[8] In den letzten Monaten habe ich etliche Horoskope von Personen gefunden, deren Neptun im 12. Haus verblieb, und zwar entweder, weil er keinerlei Anknüpfung an das Außen hatte oder weil er in 12 auch noch rückläufig war: die Person empfand sich mit Schlafkrankheitssymptomen des Lebens unfähig.
[9] Steiner und das Grundproblem der Freiheit, in: DIE GEBURT DES MODERNEN MYSTERIENDRAMAS AUS DEM GEISTE WEIMARS: ZUR BEDEUTUNG GOETHES UND SCHILLERS FÜR DIE ERKENNTNISTHEORIE, ÄSTHETIK UND DRAMATURGIE RUDOLF STEINERS, Christian Clement, 2005
[10] Lying and Poetry from Homer to Pindar: Falsehood and Deception in Archaic Greek Poetics, Louise H. Pratt, 1996.