oder
Der Königsmutter auf der Spur
Königin: Habt ihr mich ganz vergessen?
Hamlet: Nein. Beim Kreuz!… Ihr seid die Königin, Weib eures Mannes Bruders, und – wär’s doch nicht so! – Seid meine Mutter.Shakespeare
Iokaste ist keine Nebenfigur, alles andere als unwichtig – sie ist die Mutter von Ödipus und sie war es, die ihrem Sohn (ahnte sie, dass es ihr Sohn war, der vor ihr stand?) sagte: „Erfahre niemals, wer du bist!“ Und das, wo doch am Tempel des Apoll die Aufforderung an jeden steht: „Erkenne dich selbst!“ Verhinderung von Leben geht nicht deutlicher. Und sie spielte – halbwissentlich – ein doppeltes Spiel; ob sie sich an einer patriarchalischen Gesellschaft rächen wollte – sei jetzt einmal dahingestellt.
Inzwischen sieht die Zusammenstellung so aus:
Lilith und der Anti-Ödipus sind dazugekommen. Jetzt ist aber auch gut!
Demnächst werde ich die auf dieser Seite stehenden Texte aktualisieren – es hat sich etliches noch anders gefügt.
Wer war Iokaste, auch einst eine Tochter, und was ist ihre Geschichte? Dieser Frau und in ihr so einigen anderen Frauen unserer Tage (den verhinderten Königinnen, und Mütter von Söhnen) möchte ich auf den nächsten Seiten – fragmentarisch und doch so systematisch wie möglich – auf die Spur kommen.
Iokaste – Mutter von Ödipus. Laios, dem König von Theben, und ihr prophezeit ein Orakel, dass, wenn ihnen ein Sohn geboren wird (auf den sie lange gewartet haben), dieser seinen Vater töten und seine eigene Mutter heiraten würde. Nach der Geburt ihres Sohnes glaubt Iokaste, dem vom Orakel vorausgesagten Schicksal dadurch zu entkommen, dass sie das Kind töten bzw. aussetzen lässt. Sie übergibt Ödipus einem Hirten, der ihn im Wald mit zusammengebundenen und durchstochenen Füßen zurücklassen soll. Aber der Hirte hat Mitleid mit dem Kind und übergibt es einem in den Diensten des Königs von Korinth stehenden Mann, der es wiederum seinem Herrn bringt. Der Junge wächst in Korinth heran, ohne zu wissen, dass er nicht der echte Sohn des Königs von Korinth ist. Das Orakel von Delphi verkündet ihm später, dass es sein Schicksal sei, seinen Vater zu töten und seine Mutter zu heiraten. Daraufhin beschließt der junge Mann, diesem Schicksal zu entgehen, indem er nicht zu ihnen, die er immer noch seine Eltern glaubt, zurückkehrt. Auf dem Rückweg von Delphi gerät er in einen heftigen Streit mit einem alten Mann, verliert die Selbstbeherrschung und tötet diesen Mann.
Nun gelangt Ödipus nach Theben, wo die Sphinx junge Männer und Jungfrauen der Stadt verschlingt und damit erst aufhören wird, wenn sich jemand findet, der die richtige Antwort auf ihr Rätsel weiß. – Wer anders kann das sein als jemand, der ebenfalls sphinxhaft ist? – Die Stadt Theben hat versprochen, den, der das Rätsel löst und so die Stadt befreit, zum König zu machen und ihm die Witwe des Königs zur Gemahlin zu geben. Ödipus findet die Antwort, die Sphinx stürzt sich ins Meer, die Stadt ist erleichtert. Ödipus wird König und heiratet Iokaste.
Exkurs: Was oder wer ist die Sphinx?
Die Sphinx hielt sich auf dem Berg Sphingosin (westlich von Theben) auf und gab den vorbeikommenden Reisenden immer das gleiche Rätsel auf. Wer das Rätsel der Sphinx nicht lösen konnte, wurde von ihr erwürgt und dann verschlungen. Man findet sie als ein Mischwesen mit einem Menschenkopf und einem geflügelten Tierkörper (Stiertorso und Pranken eines Löwen) dargestellt. Nur ein Hellsichtiger, einer, der tiefer blicken kann – s.u. R. Steiner – kann das ganze Viergetier (Viergestalt, Tetramorph), das alle vier Sphinxbestandteile (Mensch, Adler, Löwe und Stier) in sich vereinigt, erblicken. Gelegentlich sind sogar noch ein Drachen- oder Reptilienschwanz zu sehen, der auf eine sehr frühe Entwicklungsstufe des Menschen hinweist.
„Der Hellseher hat in der Tat das vor sich, was in der Sphinx festgehalten ist, wo die Sphinx insbesondere den ausgeprägten Löwenleib hat, dann die Adlerflügel, aber auch etwas Stierartiges – bei den ältesten Darstellungen der Sphinx war sogar der Reptilienschwanz vorhanden, der auf die alte Reptiliengestalt hinweist –, und nach vorne haben wir die Menschengestalt, die die anderen Teile harmonisiert.“ Rudolf Steiner (Lit.: GA 106, S. 102)
Die Sphinx jedenfalls stellt nun Ödipus die Frage nach dem Menschen, und damit danach, was bzw. wer er denn sei. Die exoterische Antwort auf ihr Rätsel nach dem, der sich gefragtermaßen wie fortbewegt, kennen Sie vermutlich: Am Anfang des Lebens krabbelt der kleine Mensch auf allen Vieren, in der Mitte des Lebens geht er auf zwei Beinen, und am Ende nimmt der alt gewordene Mensch noch einen Stock zu Hilfe. Die Antwort lässt aber auch eine symbolische Deutung zu, und diese hat Steiner wie folgt beschrieben:
„[…] Tatsächlich weist das Rätsel der Sphinx noch auf eine tiefere okkulte Wahrheit. Sie ist ein Hinweis auf die menschheitliche Entwicklung von tierähnlichen Wesen, allerdings nicht im Sinn der modernen materialistischen Evolutionslehre, zum heutigen Menschen und weiter zum künftigen Venus- oder Vulkan-Menschen mit drei „Fortbewegungsorganen“, nämlich den beiden „Flügeln“ der zweiblättrigen Lotosblume an der Nasenwurzel und der zur Hand umgebildeten linken Körperhälfte.“
„Später werden nur noch drei Organe da sein: Das Herz als Buddhiorgan, die zweiblättrige Lotusblume in der Augenmitte und die linke Hand als Bewegungsorgan. Auf diese Zukunft bezieht sich auch die Angabe Blavatskys von einer zweiten Wirbelsäule. Die Zirbeldrüse und die Schleimdrüse organisieren eine zweite Wirbelsäule, die sich später mit der anderen vereinigt. Die zweite Wirbelsäule wird vom Kopf vorn heruntergehen.“ Rudolf Steiner (Lit.: GA 093a, S. 37f)
Nehmen wir mit: Der Mensch – auch Ödipus wie er vor die Sphinx tritt – in seinem derzeitigen „zweibeinigen“ Zustand ist unvollkommen und unfertig, er ist versehrt, und immer [noch] in Entwicklung begriffen. Das Rätsel gibt den Hinweis darauf, wie der Mensch nun werden soll und werden kann. Der Mensch und das Luziferische werden bei Steiner als ein Grunderlebnis der vierten nachatlantischen Kulturperiode so hingestellt, dass, wenn der Mensch sein äußeres normales Leben auf dem physischen Plan nur ein wenig durchbricht, er mit der Sphinxnatur, die mit Luzifer nun an ihn herantritt, in Berührung kommt und er mit der Erkenntnis seiner Unvollkommenheit fertig werden muss. Die Sphinx stellt Ödipus (der das Sphinxhafte in sich trägt) ebenso wie sein in Delhi erhaltenes Orakel vor ein Rätsel. Dieses Rätsel meistert er, das seines Lebens bleibt ihm (noch) verborgen.
Ödipus wird in dem gestellten Rätsel mit der Unvollkommenheit des Menschen konfrontiert. Er begegnet, so könnte man sagen, ihm allerdings allein mit dem Intellekt, mit sachlicher Kühle und unbeteiligt. Den dahinterliegenden, angedeuteten Abgrund hat er weder gesehen geschweige denn verstanden. Nachdem er den Lohn für seine Antwort erhalten hat, meint er, allem Schlechten entkommen zu sein und stellt keine weiteren Fragen.
Weiter im Mythos: Eine ganze Weile regiert Ödipus offensichtlich mit glücklicher Hand, doch dann wird die Stadt von einer Pest heimgesucht, die zu beenden ihm nicht gelingt. Der blinde Seher Tereisias enthüllt, dass die Pest die Strafe für ein von Ödipus begangenes zweifaches Verbrechen ist. Dann erscheint auch noch ein Bote aus Korinth, und bringt die Botschaft vom Tode Polybos‘, dem König, der Ödipus großgezogen hat, was Ödipus Verdacht schöpfen lässt, dass er nicht sein Vater gewesen sein kann. Er setzt die verschiedenen erhaltenen Hinweise zusammen und versucht verzweifelt, die Wahrheit – dass er seinen Vater (Laios – den ersten Mann von Iokaste) getötet (Vatermord) und seine Mutter geheiratet hat (Inzest) – zu leugnen. Schließlich aber muss er sich beides eingestehen und blendet sich selbst. Iokaste begeht Selbstmord. Die Tragödie: Ödipus hat ein Verbrechen begangen, das er geradezu in bester Absicht hatte vermeiden wollen. Wir entgehen unserem Schicksal eben nicht – heißt die Deutung, die uns generell vorgesetzt wird.
Der dritte Vater des Ödipus
Der Mann, der Ödipus über den Mythos und die griechischen Sagen hinaus bekannt machte, ist – natürlich!? – Sigmund Freud. Er hat sich der Tragödie angenommen, und sie im Lichte seiner Zeit und seiner eigenen Geschichte zur Erklärung von psychischen Störungen des Kindes aus Rivalitäten zwischen Vätern und Söhnen herangezogen.
Es gibt viele Definitionen dieses vielzitierten und herangezogenen „Komplexes“. Eine davon: Der Ödipus-Komplex beschreibt in der psychoanalytischen Theorie das wichtige Entwicklungsstadium, in dem das Kleinkind einen rivalistischen Kampf gegen den Vater (die Vaterinstanz) um die Mutter (die Mutterinstanz) austrägt. Der günstige Ausgang des Ödipuskonflikts bedeutet, dass das Kind die Vaterinstanz und ihre Autorität anerkennt. Im ungünstigen Fall begeht er „Vatermord“ und geht eine Beziehung mit der Mutter (im übertragenen Sinne natürlich) ein, bzw. die Mutter beauftragt den Sohn mit dem „Mord“ am Vater und setzt den Sohn an die Stelle des Vaters. Mit diesem Auftrag der Mutter ist – vgl. Wolfgang Döbereiner – der Sohn nicht nur unerziehbar (mit allen möglichen und unmöglichen Folgen für seine „Sozialisation“), sondern besetzt. – Freuds „Sphinx“ übrigens war Ödipus. Er hatte sich rein vordergründig in ihm verfangen. Vorgreifend sei hier schon einmal darauf verwiesen, dass dieses „Nicht-Sehen“ mit dem Ausstechen der Augen korrespondiert, mit dem Ödipus sich bestrafte, und das Ausdruck einer Abspaltung ist.
Schauen wir kurz in die astrologischen Anlagen Sigmund Freuds. – Er hat eine Stier-Sonne mit einer Uranus-Konjunktion (auf einem GSP Sonne-Pluto). Sonne-Uranus: der Bezug zum Neurologischen … Dieser Sonne-Uranus befähigt ihn, Abstand zu sich selbst zu wahren. Uranus hat ein Spiegelquadrat zu Pluto – der Sonne-Pluto und auch der Pluto-Uranus werden unten noch besprochen. Halten wir auch den Neptun in den Fischen, unter der Herrschaft von Wassermann im 4. Haus, fest. Die Rivalität mit dem Gleichgeschlechtlichen und die Dominanz eines anderen Mannes sind ihm ebenso eingeschrieben wie seine Beschäftigung mit dem Kollektiv (im Begegnenden) mit seinen Wertungen und dem Zwang in den Bedingungen, die durch das Gemeinschaftliche festgestellt werden (Pluto in Stier in 6). Sein Standort ist mit Herrscher von 1 – das 6. Haus.
Mit Merkur in 7 beschreibt Sigmund Freud die Umstände des Lebens, vor allen Dingen dessen Verhinderungen und bringt dies zur Darstellung ins Bewusstsein. Mars steht in der Waage im 11. Haus: im Ursprung steht die Aggression – könnte man sagen.
Dieser Mars hat ein Quadrat zu Saturn: das Ankämpfen gegen die Bestimmung und eine Opposition zu Jupiter in 5 in Konjunktion zu 0° Widder. Da fügen sich Neuanfänge mit Fanfaren und man ist auch schon mal missionarisch – eine Königschaft ist möglich. (Soweit diese sehr gekürzte und statische Deutung.)
Freuds Mutter Amalia Nathansohn Freud ist eine Löwe-Sonne vom 18. August 1835, geboren in Brody.
Ihre Sonne (auf einem GSP Merkur-Uranus) steht in Opposition zu Uranus im Wassermann. Ihr Mars steht auf dem Mars des Sohnes – mit 2° Abweichung. Ihr Mond steht im Zwilling, seiner ebenso. Eine Konjunktion von 3°-Radius. Blick auf den Pluto: er hat eine Opposition zu Saturn, beim Sohn steht Saturn in Quadrat zu Mars. Lesen wir vorsichtig und mit Notwendigkeit zur Vertiefung (Quelle!), wie der Sohn seine Beziehung zur Mutter beschreibt:
„Sigmund Freud führte seinen beruflichen Erfolg unter anderem auf die Liebe seiner Mutter zurück: „Wenn man der unbestrittene Liebling der Mutter gewesen ist, so behält man fürs Leben jene Zuversicht des Erfolgs, welche nicht selten wirklich den Erfolg nach sich zieht.“ Sein Frauenbild ist von ihr geprägt worden. Er soll gesagt haben: „Vor allem sucht der Mann nach dem Erinnerungsbild seiner Mutter, wie es ihm seit den Anfängen seiner Kindheit beherrscht.“
Mit ihrem Ehrgeiz spornte sie ihren Sohn Sigmund an. Sigmund Freud besuchte seine Mutter regelmäßig jeden Sonntagvormittag und traf sich mit den übrigen Mitgliedern der Familie. Er fühlte sich durch die Familientreffen belastet, was Magenschmerzen und Unwohlsein bei ihm hervorrief.
Er fühlte sich seiner Mutter gegenüber verpflichtet, gegen seine Gaumenkrebs-Erkrankung anzukämpfen und nicht aufzugeben. Nach ihrem Tod zeigte er sich in diesem Sinne erleichtert und beschrieb „… ein Gefühl der Befreiung, der Losgesprochenheit, das ich auch zu verstehen glaube. Ich durfte ja nicht sterben, solange sie am Leben war, und jetzt darf ich.“ [mehr hier].
Ödipus – ein Sonne-Neptun bzw. ein Mars-Pluto?
Schauen wir uns jetzt Ödipus, den Vatermörder, an. In Horoskopen mit einem Sonne-Neptun sprechen wir von der Königskonkurrenz und der Geschlechtsangst: Da bereits das eigene Prinzip in einer anderen Person an der Macht ist, wagt der Träger der Konstellation es nicht, in sein eigenes Leben zu treten. Der Träger sucht damit unbewusst die Verhinderung, bleibt hormonell getarnt oder zelebriert die Selbstverneinung. Inbegriffen auch ein Wunsch nach „Reinheit“ – d.h. sich am Leben nicht schuldig zu machen, begleitet mit einer tiefen Angst vor dem Bösen. Zu Sonne-Neptun gehören auch die Rückseite Mars-Pluto, der aussagt, dass ein Missverhältnis zwischen Kind und Verband (Familie) vorliegen. Das Kind stört die Interessenlagen, ist rechtlos, wird verfolgt, ausgesetzt, getötet… Als Endkonsequenz liegen schließlich ein Neptun-Mars und ein Sonne-Pluto vor.
Bei Sonne-Pluto ist die Psyche nicht in der Lage, das Verhalten zu tragen, weshalb es zur Mobilisierung des Verhaltens aus der Vorstellung heraus kommt. Es besteht ein Erfüllungszwang über das Verhalten und man lebt die Vorstellung von sich. (Orakel: die Vorstellung mit dem Erfüllungszwang.) Gleichzeitig muss das Kind/der Heranwachsende/der erwachsen Gewordene zwanghaft die eigene Vorstellung auf die Umwelt übertragen, was sich in einem Ehrgeiz und im Drang zur Macht niederlässt. Sonne-Pluto beim Sohn lässt nach dem Vater fragen: Lebt er sein Königsein oder ist der Sohn (von der Mutter oder einer anderen Person aus der Familie) zum Gegenkönig aufgebaut?
Auch der Sonne-Pluto bei der Tochter rührt von der väterlichen Familie her; auch sie wird ständig in Konkurrenzen verwickelt. In den Astrologisch-homöopathischen Erfahrungsbildern zur Diagnose und Therapie von Erkrankungen, Band 2 zeigt Wolfgang Döbereiner etliche Beispiele. Wer das Buch vorliegen hat, kann z.B. auf Seite 24-26 (männlich) oder S. 35 ff (weiblich) Auswirkungen rund um die Konstellationen nachlesen.
Folgen Sie mir zu mehreren Sprüngen: Bei einem gegebenen Sonne-Neptun sind in der oberen Reihe gleich drei Prinzipien „ausgefallen“ – Uranus, Saturn und Jupiter. (Warum müssen wir nur immer so negativ denken, fragen sich manche. Sonne-Neptun hat doch auch positive Seiten? Zweifellos.) Erinnern wir uns – der II. Quadrant steht für die dreigegliederten Anlagen des Verhaltens als unterschiedliche Stadien:
- Das Empfinden (Orientierung aus sich selbst heraus – in Richtung Haus 5, und mit den Assoziationen des Fühlens in Richtung Haus 3) = Mond/Krebs
- Der Antrieb zum Erleben (das Aus-sich-Heraus-Leben, der Ausdruck, die Gebärde des 5. Hauses) = Sonne/Löwe
- Die seelische Aussteuerung (gegenüber den gegebenen Umständen, den Bedingungen, die gesetzt werden, Aussteuerung als Bewusstmachung zum Schutz des Subjektiven, die Vernunft, die zu Ver-Halten führt) = Merkur/Jungfrau.
Wenn das Prinzip des Neptun in Aspekt zu einem der Planeten des II. Quadranten zu stehen kommt, hebt er die Eigenart in der Konfrontation aus sich heraus. In die bestehende Dualität des subjektiven Erlebens bricht Übersubjektives – was notwendig wird, wenn sich das Kind durch seine Eigenart gefährden würde. Die Sonne in Beziehung zu Neptun ist Hinweis auf eine Gefährdung des Kindes, und die Vorleistung, die mit der Geburt ergeht, dient dem Selbstschutz des Kindes. Die Sonne in Beziehung zu Uranus ist ebenfalls eine Gefährdung. Die Angst, sich zu empfinden, zu erleben oder sich gemäß seiner Eigenart zu verhalten (die dann in Therapien wegtherapiert wird bzw. die man versucht, wegzutherapieren, und das Kind der Situation, in die es hineingeboren wurde, hilflos ausliefert) ist zwar nicht gesund im Sinne der Medizin, aber eine notwendige Reaktion und Schutz.
Bei Sonne-Neptun (auch Sonne in den Fischen, Neptun in 5) liegt eine Rollenkonkurrenz vor. Die Konkurrenz bezieht sich auf die Ähnlichkeit des Anlageprinzips in einem gleichgeschlechtlichen Familien-/Verbandsmitglieds. Der Schwächere hat zu weichen – in den meisten Fällen eben dem Vorstand und Inhaber der Macht in diesem Verband. Das Neugeborene ist der schwächere Konkurrent und „spürt“ die Gefährdung, die ihm angezeigt wird. Glücklich für das Neugeborene, wenn das Anlageprinzip durch den vorherigen Tod seines Trägers weggefallen ist, und jetzt es als der neue „König“ erscheint. Unglücklich für das Neugeborene, wenn es zu Überschneidungen kommt. Unterhalb der Bewusstseinsschwelle wird nun der an der Macht seiende König an sein Ende gemahnt.
Deshalb kann man annehmen – der „Fluch“ König Laios‘? – dass der Sohn wohl einen Sonne-Neptun gehabt haben dürfte. Warum, werde ich weiter unten nochmals aufgreifen. Der Vater musste ihn aussetzen, um selbst weiter an der Macht bleiben zu können. Und die Mutter?
In der neuen Umgebung, in die der kleine Sonne-Neptun nun gerettet wurde, lernte der Königssohn bald, dass er sich hormonell und auch psychisch nicht notwendigerweise zu tarnen brauchte, ihm drohte keine Gefahr vom „fremden König“, Polybos, der ihn an Sohnes Statt aufgenommen hatte. Über die Kindheit von Ödipus wissen wir weiter nichts. aber Frank Lassner deutet in seinem Buch „Ödipus: An den Wurzeln der Zivilisation“ an, dass diese Kindheit der Kindheit Sigmund Freuds geähnelt haben könnte. Angstfrei wird es nicht zugegangen sein, auch wenn kein ähnliches Anlagenprinzip vorlag, in Konkurrenz wird er dennoch gezogen worden sein. Blockiert war das Kind auf jeden Fall, es war körperlich stigmatisiert, seine Füße Klumpfüße, das Gehen sollte ihm schwergefallen und – damals nicht anders als heute immer noch – den anderen Kindern Angst gemacht und sie dazu gebracht haben, ihn wo immer es geht, spüren zu lassen, dass er böse sei. „Faustisch“ wird das Kind gewesen sein – mit einem unruhigen Blick. Ein Merkur-Pluto also noch dazu.
Sohn sucht Vater
Schauen wir beim Verhältnis Vater-Sohn nach. In etlichen musikalischen Kompositionen beschwören und suchen Söhne ihren ihnen unbekannt oder fremd gebliebenen Vater, in anderen haben sie ihn erkannt. Ein Sohn – ich werde es weiter unten nochmals aufgreifen – dessen Vater ihn nicht anerkennt, hat keine Heimat. Das äußert sich sehr oft darin, dass die Söhne das Land verlassen. Nicht selten sind bereits diese Väter „verdrängt“ und hatten wiederum keinen Bezug zu dem ihren.
Eine verdrängte Wahrheit trug auch Ödipus mit sich herum, und ihm war sein Ursprung abhanden gekommen. Woher er kam, sagte ihm niemand – erst ein Hinweis, ausgerufen von einem Zweifler, er sei nicht der rechtmäßige Sohn von Merope und Polybos, machte ihn misstrauisch. Er ging nach Delphi, um selbst das Orakel zu befragen.
Das sodann ausgesprochene Orakel, er werde seinen Vater erschlagen, seine Mutter heiraten und mit ihr Kinder haben, heizte die Unruhe an. Das Erlebnis des Ausgesetztwerdens, vom Kind als Tötungsversuch erlebt, die Versehrung der Beweglichkeit (die Füße durchstochen) hatten von jeher im Kind im Neptun-Uranus versunken und vom Bewusstsein abgespalten ein Eigenleben geführt. Der kleine Junge dürfte in einer Scheinwelt gelebt haben, in der er sich Situationen ausgeliefert sah, anstatt sie selbst zu initiieren. Spätestens jetzt aber musste Ödipus handeln: er verließ seine vermeintlichen Eltern, um dem Orakel keine Chance zu geben.
Als er schließlich in „großem Zorn“ (einem Gerechtigkeitszorn wie im Mars-Mond?) den ihn beleidigenden und von oben herab behandelnden alten Mann erschlug, war es Mars, der aufgestanden war: Mars-Pluto, der Königsmörder. Mars als Erscheinungsseite von Neptun im Neptun-Uranus: Uranus-Mars als das schwache Vaterbild, die ungewusste Nichtanerkennung und Missachtung durch den Vater, seine Verweigerung der Zuständigkeit. Und Ödipus traf den Richtigen.
Ein anderer Sohn. Alexander von Humboldts Sonne steht auf dem GSP Uranus-Neptun, sein Uranus in Haus 5. Aus Uranus-Neptun wird, wenn der Erkenntnis der Zugang zum Bewusstsein chronisch verweigert wird, ein Uranus-Pluto. Die Mutter von Wilhelm und Alexander (Marie-Elisabeth von Humboldt (geboren am 8. Dezember 1741 in Berlin) hatte großen Einfluss auf ihre Söhne, aber besonders über den jüngeren Alexander, seine Berufswege und Studieninhalte bestimmte sie. Erst als sie starb, konnte er frei werden. Eine Parallele zu Sigmund Freud ist da nicht weit.
Mit dem geerbten Geld finanzierte Alexander von Humboldt seine Südamerika-Expedition, die ihn ja dann weltweit bekannt machte. Seine Besteigung des Chimborazo ist beispielhaft für seinen Willen, hoch hinauszugelangen und sich alles abzuverlangen. Der Vater war gestorben, als der Sohn 10 Jahre alt war. Doch Alexander von Humboldt war nicht der strahlende Universalgelehrte, als der er dargestellt wird. Er war ein akribischer Vermesser und gut darin, die dafür notwendigen Werkzeuge und technischen Geräte anzufertigen – als Forscher war er eher mittelmäßig und verstand es nicht, die vielen gesammelten Informationen wirklich gut zu systematisieren. Als junger Mann setzte er alles daran, sich in autoaggressiven Experimenten selbst zu eliminieren (vgl. Andrea Wulf: „Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur“).
Die Trennung von sich selbst im Uranus-Pluto
Ein Erscheinungsbild der Konstellation Uranus-Neptun/Uranus-Pluto wird im ICD – dem internationalen Code für mentale Krankheiten – als Autismus-Spektrum-Störung bezeichnet. Demgemäß liegt den Symptomen eine lebenslange komplexe Störung des zentralen Nervensystems zugrunde – insbesondere im Bereich der Wahrnehmungsverarbeitung – die bereits im Kindesalter beginnt. Im Zentrum steht eine schwere Beziehungs- und Kommunikationsstörung. Deutlich aber ist, dass in hermetisch abgegrenzten Gegenwelten fernab der realen, unperfekten, schmutzigen Welt gelebt wird, dass die Menschen seelisch unbeteiligt sind, und Neurasthenien entwickeln. – Die Auswirkungen eines Uranus-Pluto behindern auf vielfältige Weise die Beziehungen zur Umwelt, die Teilnahme am Leben in der Gemeinschaft und die Fähigkeit zur Eingliederung in die Gesellschaft, da sowohl kognitive als auch sprachliche, motorische, emotionale und interaktionale Funktionen betroffen sind.
Die Uranus-Pluto-Verbindung ist die Kompensationsverbindung schlechthin; sie entspricht der Entfernung und Trennung von sich (und der Quelle) und zeigt sich in einem Vorstellungs-Fanatismus, der „die psychische Enge im Mutterleib“ signalisiert. Enge (Angst – angustus – ENGE) macht etwas mit dem Kind – aber es ist auch bereits mit der Mutter etwas geschehen, das sie eine ganz bestimmte „Einstellung“ und Gefühlslage zu ihrem Ungeborenen einnehmen lässt.
Bei Uranus-Pluto ist die Mutter vom Vater des Kindes enttäuscht. Diese Enttäuschung mag von außen gesehen ungerechtfertigt sein, zeigt aber, dass Vorstellungen (Erwartungen als Konsequenz und damit einhergehend – Beteiligung von Jupiter – auch Hoffnungen) vorherrschten, denen „gefühlt-subjektiv“ nicht entsprochen wurde und aus denen die Frau gedemütigt herausgeht. Nun hat sie sich aber entschieden, das Kind auszutragen, es zu gebären, auch wenn sie gleichzeitig dem Prinzip des Männlichen nunmehr feindlich gegenübersteht. Dass sie sich das so nicht eingestehen wird, gehört mit zur Schärfe dieser Konstellation. Die Ablehnung des Kindes muss aus dem Bewusstsein verdrängt werden. Aber natürlich wirkt sich die Ablehnung unterbewusst auf den Schwangerschaftsverlauf und den Geburtsvorgang aus.
Nun kann die Mutter die vorliegende Situation in mindestens drei (Extrem-) Kompensationen leben: sie wird eine überfürsorgliche Mutter, die gar nicht erst den Verdacht aufkommen lassen möchte, dass sie das Kind ablehnt. Oder sie misshandelt und schlägt des Kind. Oder sie lässt das Kind (Söhne sind dabei mehr gefährdet) links liegen. Im letzteren Fall kann das langfristig sogar die Rettung für einen Sohn sein.
Die Mutter des Mannes (Jahrgang 1965) aus dem Horoskop links leidet an starken Schuldgefühlen dem Sohn gegenüber, und fürchtet um – letztlich ihretwillen – sein Leben. Jede seiner Krisen löst bei ihr die Erinnerung an die Umstände seiner Zeugung und der Zeit der Schwangerschaft mit ihm aus. Nach außen hin wird der Tod ihrer Mutter, der ins erste Viertel der Schwangerschaft fiel, herangezogen, aber im Hintergrund steht der Wunsch des Vaters nach einem Stammhalter; obwohl es der Mutter nicht gut ging und viele Anstrengungen (nach ihrem Empfinden unwürdige) unternommen werden mussten, wollte er unbedingt einen Sohn, nachdem das erste Kind eine Tochter gewesen war.
Die Uranus-Pluto-Konjunktion in 12 beim Sohn mit einer Opposition zu Saturn als Mitherrscher des 4. Hauses in den Fischen in 6 zeigt, dass hier aus „der Tiefe“ heraus eine Verunsicherung zu einem Fundament der Verhinderung führen kann. Die versenkte Demütigung und Enttäuschung (mütterlich) darf nicht auftauchen, denn sie würde das Bürgerliche und das Gelungene in Frage stellen, das Verhalten aber – als Jungfrau wahrnehmend, aussteuernd, warnend – darf sich selber nicht trauen, ist im Prozess des Entstehens (Sonne in 11) mit dem Merkur (in 11)-Neptun (in 2)-Quadrat wenig fähig, sich in der Realität zu binden. Mars und Neptun stehen im zweiten Haus: die Ergreifung des Reviers, die Auflösung des Reviers… d.h. hier stehen Erfahrungen unterschiedlicher Stufen an. Letztlich ist die Entstehung einer Erscheinungsform gehindert – dem Leben fehlt die Existenz und das Material, das Materielle. Saturn in 6 erschwert die Aussteuerung, eine „Anpassung“ (an ein von der Familie angefordertes bürgerliches Leben) ist nicht möglich.
Im gezeigten Horoskop liegt kein Sonne-Neptun oder Sonne-Pluto vor, doch die Sonne hat eine Spiegelkonjunktion zu Mars, was darauf hinweist, dass der Träger sich aufgrund des Merkur-Neptun in einer Minderheitensituation befindet und aufgrund der Mars-Sonne als im ungeeigneten Verband befindlich das Selbstopfer durchführen muss. Als gefährliche und potentiell mögliche Selbstzerstörungssportart wurde das Motorradfahren gewählt. Merkur-Neptun bedeutet Saturn-Mars auf der Rückseite, und die Konkurrenzhaltung ist tatsächlich stark ausgeprägt, die widerststandsorientierte Energie, die im Existenzkampf zu Existenzkrampf werden lässt und zu Unfähigkeit zur Entspannung. In Treuehaltung die ungeeignete Partnerin geheiratet, und in Vorgängen aufgetaucht als Spiegelung anderer, bis zur Erkrankung an Diabetes. Im Diabetes (Typ I) zeigt sich ein Großteil der Autoaggressivität gepaart mit dem Aufscheinen in den Vorgängen, die von anderen gesetzt werden. Man ist fremdbestimmt.
Die Konkurssituation, die schwache Rechtsposition im Saturn-Neptun äußerte sich in der Aussage, dass er meinte, kein Recht auf das eigene Leben zu haben, in einer Selbstbestrafung, die dazu führte, dass er jahrelang eine Arbeit auf einem (KFZ-)Schrottplatz annahm und sich allen Mitarbeitern unterordnete bei gleichzeitig fleißigem und beflissenem Arbeiten. Bei Durchlaufen des 6. Hauses und Überlauf des Saturn Verlassen der Ehe und neue Partnerschaft, die durch den Tod der Partnerin (Herzinfarkt) dann jäh beendet wurde.
Mutter und Sohn. In der Münchner Rhythmenlehre heißt es: wenn die Mutter den Sohn (Mutter Hs 10 beim Sohn) nicht anerkennt, hat er kein Schicksal, wenn der Vater den Sohn (Vater Haus 4) nicht anerkennt, hat er keine Heimat. Im obigen Fall wird die Anerkenntnis des Vaters durch Leistung erreicht. Diese wurde vom Vater auch eingefordert, anschließend auch anerkannt. Die Arbeit erfolgte im familiären Betrieb, dem gleichzeitigen Zuhause. Für die Mutter ist der Sohn verbunden mit ihrem Verlust der Heimat und der Eltern, die Trennung von ihren Wurzeln (Krebs eingeschlossen in 10 und Mond in Krebs), der Erfahrung der Ablehnung in der Vaterfamilie und der nicht zugegebenen Enttäuschung ihres Lebens. Man kann sagen, er ist das Opfer, das sie gebracht hat.
In einem anderen Leben (Horoskop nebenstehend) spielt die Mutter nach Erzählung der Tochter eine geringere Rolle als der Vater. Die Tochter (ebenfalls Jahrgang 1965) weist eine Sonne mit Quadrat zu Neptun bei Konjunktion zu Merkur auf. Neptun steht in Konjunktion zum MC, noch im 9. Haus. Der Pluto – Herrscher vom MC – steht in Konjunktion zu Uranus in Haus 8 am Übergang zu Haus 7 … steht also vor den Toren in die Gegenwart. Ihr Vater hat sich um diese Tochter nie gekümmert, nach einer ersten verunglückten Ehe (in der sie einen Steinbock-Sohn mit AC Löwe gebar) hat sie ihr Heimatland verlassen und in eine bürgerliche deutsche Familie eingeheiratet.
Als Steinbock-AC mit Saturn in Haus 1 hat sie „hart“ und leistungsorientiert ohne Rücksicht auf sich selbst gearbeitet, während sie gleichzeitig für die Nöte ihrer Mitmenschen immer einen Rückzugsort bereitstellte (Krebs in 7). Mond im Spiegelquadrat zu Pluto-Uranus: die Geschlagenen, Gedemütigten und Vertriebenen fanden bei ihr ein Heim. Herrscher von 4 in 1 – das machte sie aus. Gleichzeitig selbst eine Suchende und Getriebene, die aufbauen und fügen wollte (ein Geschäft mit Folklore-Artikeln aus ihrem Heimatland), doch im Akt der Selbstverhinderung, der verneinten Königinnenschaft, einen Standort wählte, der am Rande der Einkaufswege lag. Jupiter-Neptun in Opposition und beinhaltet Mond-Neptun (Angst des Kindes vor der Dominanz von Gleichgeschlechtlichen, hier also Frauen, die Sehnsucht nach Heimat, die Scheinheimaten, die man sich baut, Übernahme von fremden Erlebnisrollen und Identitäten und auch der Auftrag der Mutter, den König zu stürzen – Wolfgang Döbereiner hat darauf immer wieder hingewiesen). Mond-Mars: du bist in dem Verband, in dem du geboren bist, in den Werten, die du in die Welt trägst, nicht gelitten. Mars-Jupiter: eine schnelle Auffassungsgabe, scharf in der Beobachtung und der Verwertung der Beobachtung – aber eine richtungslose Fügung ohne Mitte und Maß. Alles wird auf die Spitze getrieben. Starke Vorstellungsgebundenheit mit paranoiden Zügen, mündend in Engelserscheinungen. Empfindungen des „Verbrennens“. 2007 im Juli unter der Auslösung von Krebs/Mond der Zusammenbruch einer Täuschung (alle Pläne gescheitert), die Überforderung in der Wandlungsnotwendigkeit, und die Ankündigung des Selbstmordes, der dann 14 Tage später unter Mars-Jupiter erfolgte. (Genauere Daten bzgl. des 7. Septars und der Transite lege ich hier nicht vor.)
Im Vergleich zum männlichen Horoskop, bei dem zumindest vordergründig die Eltern ZU ihrem Sohn „stehen“ und er „gemäßigt“ einen Teil der Gesundheit und eine Partnerin „opfert“, sind im Fall des weiblichen Horoskops sowohl der Vater als auch die Mutter in ihrer Zuständigkeit ausgefallen, die Tochter hat weder Heimat noch Schicksal, dringt nicht durch zu ihrem eigenen Leben. Die Venus aus dem Stier im 4. Haus im Wassermann (die Mutter hier als Vorlage) hebt die Figuration eines Zuhauses, das Ruhen im Empfinden, aus dem Bestand des Seelischen hinein in Vorgänge des Schöpfens, eines Pseudoschöpfens, das bis zur Erschöpfung ausgedehnt wird, ohne je Lösung zu finden, sichtbar an der Person. Das Erwirkte (Skorpion und Uranus als Ursprung gebunden und gefesselt an Pluto, Neptun – der Königvater, der aus Fisch kommend das Revier und die Figuration des Lebens beherrscht) ein Auflösen der Erscheinung und eine Bereinigung im Sinne von Neptun-Pluto? Schicksalsmäßig entsteht nämlich ein Neptun-Pluto, der die Reinhaltung des Prinzips zur beherrschenden Vorstellung macht. Da sie nicht Königin werden konnte, musste sie sich selbst hinwegnehmen. Von der Reaktion der Eltern ist mir nichts weiter bekannt, wie auch jeder andere Kontakt zu ihren Söhnen (auch der zweite Sohn ein Steinbock mit AC Löwe) abbrach. Sie starb durch Erhängen.
Pluto-Uranus ist mit Sauerstoff, Sauerstoffmangel und Luftzufuhr assoziiert. Atemwegskrämpfe, und unter der Geburt die Nabelschnur um den Hals geschlungen – da wird die Luft zum Leben knapp. Kommt zur Konstellation noch eine Mond-Neptun-Verbindung hinzu, ist auch an eine Schilddrüsenüberfunktion zu denken. Mond-Neptun (oben im weiblichen Horoskop indirekt gegeben) ist die dominante Mutter, der Pluto-Uranus der eingeimpfte Männerhass. Trägt eine Frau den Pluto-Uranus, ist das anderes als bei einem Mann.
Frauen mit Uranus-Pluto tragen häufig als „Verhaltensmaske“ das Männliche in die Welt. Sie verhalten sich wie ein Mann und geraten mit dem Männlichen in Konkurrenz. Das Weibliche wird von der Luft abgeschnitten und führt ein inoffizielles Leben. Entsprechende körperliche Folgen sind (können sein) sowohl Amenorrhoe als auch Frigidität als Verneinung des Frauseins – im Auftrag der Mutter, die sich vom Vater gedemütigt fühlt. Die Tochter wird unterbewusst in jedem Fall die Erfahrung der Demütigung suchen und sich Männer wählen, die sie unterwerfen, entwürdigen oder quälen. Die Anziehung zu einem Mann (als Liebe bezeichnet) setzt sie in Beziehung zur Bestrafung, die er ihr zukommen lässt. Sie hat einen Zwang, das Männliche zu vernichten und nimmt im Vertrauensmangel (ausgefallener, von der Mutter schlechtgemachter Vater) den eigenen männlichen Anteil, ihren Animus nicht an. Bei gleichzeitig gegebenen Mond-Neptun und/oder sonne-Neptun muss diese Frau eine Ambivalenz leben: Sie muss das Weibliche (in sich) anlocken und auch gewissermaßen „vorspielen“, um es dann durch das Männliche in sich demütigen zu können, und dies unter Zuhilfenahme des Sexualtriebs.
Das zweite, weibliche Horoskop bezeugt beides: bei Vorlage eines „katastrophalen Männerbildes“ und dem unbewussten Drang zur Demütigung wurden Männer gesucht und gefunden, die sie schlugen, missbrauchten und als Hure behandelten. In ihrer Verstelltheit erkannte sie hinter der bürgerlich-sauberen Fassade der älteren Männer, mit denen sie sich einließ, deren Beweggründe nicht und wunderte sich später, wie es zur Eskalation hatte kommen können. Die Männer jedoch, die sie „ordentlich“ behandelten, verachtete sie. Mit einem solchen Mann lebte sie im letzten Jahr zusammen, und er musste miterleben, wie sie jeden Abend zum „Streunen“ auf die Straße ging.
Ein Sohn mit Pluto-Uranus wächst in einem Klima heran, in dem er den Hass der Mutter spürt und sein Leben bedroht ist. Er ist von Beginn an nicht angenommen, weswegen er nun im Aufwachsen versucht, von der Mutter akzeptiert zu werden. – Er traut sich nicht, Mann zu werden (das würde ihn gefährden), er bekommt Schuldgefühle, sofern er es doch wird. Folglich entwickelt er Angst vor Müttern und Frauen. Er setzt seinerseits eine Verhaltensmaske auf – nämlich die des Weiblichen. Damit glaubt er sich vor den Frauen in Sicherheit. Sein inoffizielles Ich (verdrängt und in ständiger Enge) wird vom offiziellen Ich in einer Vorstellung des Männlichen bevormundet und kann sich auch nur im Inoffiziellen leben. Nach außen verbindet sich der Mann mit einer Frau in der Verhaltensmaske des Männlichen (die „strafende Mutter“), während er bei inoffiziellen Partnerinnen die liebende, ihn akzeptierende Mutter sucht, bei der er sein als Mann Gedemütigt-Sein dahingehend vergelten kann, dass er sie zwingt, ihm Geborgenheit zu geben, d.h. indem er sie unterwirft. So oder so kommt es zu Schuldgefühlen und noch mehr Angst. (vgl. Döbereiner, Erfahrungsbilder, Bd. 1, 193 ff)
Diese Teilung in inoffizielles und offizielles Ich liegt deutlich im Falle des ersten Horoskops vor, bei dem sowohl die erste als auch die geheiratete zweite Partnerin im Verhalten männliche Frauen waren. Die „Ausstiegsluke“ in Gestalt der dritten Partnerin war keine, die eine männliche Verhaltensmaske trug – und wurde in der Beziehung krank, begann zu trinken und starb. Auch die Tochter im zweiten Horoskop lebte eine offizielle und eine inoffizielle Seite von sich, nur war sie selbst es, nicht ihr Partner, die den Weg zu sich nicht fand.
Das Wesen des Pluto-Uranus können wir aktuell an den Jahrgängen 1965-1968 beobachten (das sind die heute 49-52-Jährigen), sowie an den unter dem derzeitigen Pluto-Uranus-Quadrat Geborenen bzw. deren Eltern (sehr viele aus den Jahrgängen 1985-1988). Was genau ist hier am Werke? – Eine Gemeinsamkeit, die sich durch die Geschichten der damals Geborenen zieht, ist die „erzwungene Heirat“ – bei der einer der Partner sich über die Heirat Täuschungen hingibt, den Partner täuscht oder sogar mit falschen Tatsachen lockt (Schwangerschaft, die dann sogar noch ein Kuckuckskind verdecken soll). Womit wir beim Vogel sind, Luft, der eingesperrt im Container des Käfigs sein Dasein nicht mehr hat. Uranus-Pluto (mit der Erscheinungsseite Venus-Sonne, eine gut ins Gemeinschaftliche „integrierte“ Sonne) ist der versteinerte Saturn-Neptun, dem der Ursprung (Münchner Rhythmenlehre) verloren gegangen ist, denn das Schöpferische des 11. Hauses wird zum Zeugenden – und in dessen Sinne zum Vater – und wo das nicht zugelassen ist, wo der Ursprung aufgehoben wird, versteinert sich etwas.
Ein drittes Horoskop zeigt wiederum einen Sohn. Seine Sonne steht in Haus 11. Der Schütze-Skorpion-Waage-Verbund läuft aus dem I. Quadranten in den IV. Quadranten und in das 10. Haus hinein. Da wird eine reale Erscheinung einer Prüfung (im Sinne des Prinzips in Haus 12) unterzogen und das Ergebnis dieser Prüfung bringt eine Enttarnung bzw. eine Entlarvung hervor, die im 10. Haus bestimmend wird. Dieser Mann blickt tief, redet Klartext und hat mit Autoritäten wenig am Hut. Geworden ist er ein Entertainer, ein („alberner“, veralbernder) Alleskönner im Fernsehen (aber das ist nicht alles). Besprochen habe ich Stefan Raab bereits in „Die ägyptische Gefangenschaft“. Ich hole ihn jetzt wieder heraus, weil auch er als Jahrgang 1965 die Pluto-Uranus-Konjunktion (in Opposition zu Saturn) ins Leben zu tragen hat. Bei ihm steht nun wieder die Mutter am MC – als eine Jungfrau mit dem Merkur in Konjunktion zu Neptun im 12. Haus. Am MC drängeln sich Pluto-Uranus, die somit zur Mutter „gehören“. Wie steht ein Sohn mit Pluto-Uranus am MC zu seiner Herkunft? Und was erwirkt sich in seinem Leben?
Dass es am Skorpion-AC liegt, dass man kaum etwas über ihn als Privatmensch weiß und in den Medien liest, ist sehr wohl möglich. Auch der Fisch an der Spitze von Haus 4 behält sein Zuhause lieber verdeckt, versteckt, vor allem, wenn dort Saturn als Herrscher über das zweite Haus mit einem „ängstlichen“ Mond sitzt. Der Mond sagt als Saturn-Mond schon etwas über den Hang zur Blödelei aus wie auch über die Mutter bzw. den familiären Hintergrund (steht auch noch auf einem Mars-Saturn-Punkt). Man kann sagen: Dieser Mann trägt die perfekte Maske und lässt niemanden dahinter schauen. Stattdessen spielt er, den Wassermann aus 3 lässt er am MC, im 10. Haus stehend, bestimmend werden: Homo ludens. Der spielende Junge, der nicht erwachsen geworden ist, jedenfalls solange er im TV herumalberte. Fans hatte er sicher nicht bei den erwachsenen, in Zuständigkeit getretenen Zeitgenossen, wohl aber bei all jenen, die sich vor den gleichgeschlechtlichen Königen verstecken mussten oder den Pubertierenden. Bei Frauen hat er sich etliche Feindinnen gemacht. Sein schnoddriges Mundwerk bescherte ihm auch bei den Boulevardblättern Ärger. Machtstrukturen haben ihn dazu provoziert, sie, wo immer sie sich zeigten, zerstören zu müssen. Zwanghaft. Sein Lebenselixier und auch – das Erwirkte: Herausforderung an die Eltern, den Vater wie die Mutter. Dem Vater „verdankt“ er den Neptun in 12, beim Merkur aus 10 von der Mutter.
Standorte im 12. Haus sprechen von der Entfernung aus dem Realen, hinein ins Hintergründige, in die Vorzeiten und in das Noch-zu-Schöpfende. Sie machen ungeeignet für die Welt der Ego-Starken, aber geeignet für das Artikulieren (Merkur) des Noch-Unendlichen. „Bleib sauber!“ – Streng wird es zugegangen sein, vermutlich dogmatisch und das Kind mit Sonne-Spiegelkonjunktion-Mars eine Störung der Interessenlage. Mars steht im 9. Haus auf 4.4° Jungfrau – die aggressive Anschauung, der Schnitt in die Gefüge, die über den Pluto-Uranus, das verdickte Blut ohne Sauerstoff, die Luftenge, in die Zeit gelangen und als gefügtes Geschehen und Erlebniswelt (Jupiter in Löwe) in 8 „eingehend-skorpionisch-diabolisch“ geprüft wieder ins 12. Haus zurückgeschickt werden. Das mit einer Sonne, die wie Sisiphos den Stein bergan schiebt, immer wieder aus 12 in 11 neu schöpfen muss.
Über die Venus, im Weg der Aphrodite angetroffen, ist der Zugang in den I. Quadranten – dort wird Venus-Mond sichtbar, wird Erscheinung auf der Bühne eines Steinbocks: regelnd-belehrend, versachlichend Gefühlsübereinstimmung herstellend. Die Empfindungswelt in der Kulisse. Das Leben in der Kulisse, das sich solange wiederholt, wie man sich in Vorgängen und Ausübungen spiegelt. Uranus-Jupiter ist die Rückseite und es fehlt ihm der Saturn. Mit dem Füllen dieser Lücke sollte sich wohl die Bestimmung zu eigenem Dasein auftun. Die geheime, inoffizielle Welt, in die er sich zurückgezogen hat, könnte Beleg dafür sein, dass er den von den Eltern ins Nest gelegten Pluto-Uranus als Verdrängung eines Ursprungs, ausgepackt hat oder zumindest jetzt dabei ist, es zu tun.
Söhne und Töchter im Spiegel der Psychoanalyse
Jetzt komme ich endlich in die Nähe von Iokaste, der Mutter, die Thema eines Buches von Christiane Olivier aus den 80er Jahren ist (Untertitel: „Die Psyche der Frau im Schatten der Mutter“, claassen, 1987). Dass man Bücher vor dem Hintergrund der Zeitqualität lesen muss, in der sie geschrieben wurden – ist jetzt schon klar, oder? Als ich die ersten Seiten las und – natürlich – mit der Libido im Freudschen Sinne und der kindlichen Sexualentwicklung mit deren Verirrungen konfrontiert wurde, musste ich schmunzeln. Olivier nun möchte dem Ödipus-Komplex einen Gegen-Komplex (den der Mutter Iokaste) zur Seite stellen. Wo Kinder sind, ist auch eine Mutter, die sowohl ihre Tochter als auch ihren Sohn (den gegengeschlechtlichen Teil) sexuell orientiert, oder eben nicht.
Olivier – und wir mit ihr in den nächsten Absätzen – fasst Freud zusammen und erinnert daran, dass die Mutter in seinen Augen die Wegbereiterin der Erotik schlechthin ist – mit ihrer Zärtlichkeit wecke sie den Sexualtrieb des Kindes (S. 69). Das Kind nun antworte mit seiner Lust auf die Lust der Mutter … ihr eigenes genitales Begehren werde sich entscheidend auf die sexuelle Entwicklung des Säuglings auswirken. Dass sich die Mutter nun gleichermaßen um Söhne wie Töchter kümmert, erzeuge allerdings eine Asymmetrie der Geschlechter. Das männliche Geschlecht verfüge über ein adäquates Sexualobjekt und das von Geburt an, während das weibliche Geschlecht warten muss (S. 70). Es muss auf die Begegnung mit dem Mann warten, und diese fehlende Befriedigung präge den Charakter von Frauen zutiefst.
Soweit ich Freuds Theorie und Olivier verstehe, strukturiert der Ödipus den Sohn, während sich das Mädchen nicht strukturieren kann (S. 71). In der ersten Zeit seiner Entwicklung wird der Körper, das Geschlecht des Mädchens von niemandem begehrt. Arme Mädchen. Und was hat der Sohn? Er hat die elementare ödipale Situation auszuhalten, denn von Anfang an beugt sich eine gegengeschlechtliche Person über ihn – sie wird sein Liebesobjekt. Und die Mutter? In ihrem Sohn hat die Mutter die einzigartige Gelegenheit, sich in männlicher Gestalt zu sehen; dieses aus ihr hervorgegangene Kind ist von anderem Geschlecht … der alte Traum der Bisexualität wird ein Stück weit wahr. (S. 72). Eine Frau, die einen Sohn „hat“, hält also das Glück schlechthin in den Armen? Der kleine Junge nun hat besondere Schwierigkeiten: Er muss sich aus dem Ödipus herausretten, gegen seine Mutter, die allerdings weder möchte, dass er sich entfernt, noch dass er sie ganz verlässt. Hier beginnt das längste und subtilste Kämpfen gegen das weibliche Begehren, hier beginnt der ödipale Krieg der Geschlechter. Mit seiner Mutter.
Aus dem Ödipus herauszukommen, ist gefährlich und unsicher; der Mann bleibt auf ewig gezeichnet vom Misstrauen gegenüber der Frau. Entweder das Kind hat so sehr der Mutter widerstehen wollen, dass es darüber vergessen hat, sich selbst zu leben – und sein Begehren getötet, genichtet. Es hat sich vom Begehren befreien müssen. Oder das Kind wird aggressiv, widersetzt sich Autoritätspersonen, Lehrern, jedem – weiblich wie männlich. Es will sich als der Stärkste erweisen, stärker als alle sein, will die Mutter und ihre Kontrolle überwinden, indem er sich beweist. Das Problem des männlichen Ödipus ist die Furcht des Aufeinandertreffens der Geschlechter durch die Geburt des Mannes in die Hände einer Frau, denn hier entsteht für den Mann die zärtlichste aller Lieben, gefolgt vom längsten aller Kriege (S. 77). Der Mann entrinnt ihm nur, gezeichnet von Misstrauen, Schweigen, Frauenfeindlichkeit – mit all dem, was Frauen ihm dann vorwerfen.
Eine Tochter wächst anders heran. Sie wird als Kind geliebt, aber als Mädchenkörper nicht begehrt, für die Mutter ist sie sexuell kein genügendes Objekt. Der Vater könnte der Tochter nun die geschlechtliche Anerkennung zuteilkommen lassen – komplementär zu seinem Lustempfinden… doch das bleibt aus (über die Entwicklung der Gesellschaftsformen seit dem Neolithikum zu recherchieren und die Rolle patriarchaler, patrilinearer, matriarchaler und matrilinearer Gemeinschaften zu lesen, steht demnächst an) und ist auch nicht erwünscht. Das Mädchen wird sich – als nicht-ödipales Objekt der Mutter – als ungenügend empfinden. Die Mutter ist mehr noch sogar die erste, die der Tochter das Lustempfinden versperrt, das Schweigen einführt, das diese Lust umgibt (S. 80). Dem kleinen Mädchen wird die eigene Kindheitssexualität verweigert. Es geht natürlich um die Klitoris (!), die nicht erwähnt werden darf noch überhaupt „zählt“. Das Drama des kleinen Mädchens ist, dass sein Körper ein NiemandesKörper ist (S. 82).
Die Mutter ist nun für die Tochter kein Identifikationsobjekt, und gleichgeschlechtliche Liebe zwischen Mutter und Tochter ist ebenfalls kein mögliches Konzept. Stattdessen wird sie Objekt von Neid und Eifersucht, weil sie etwas besitzt, was dem Vater an ihr gefällt – an der Tochter jedoch nicht. Dem-Mann-Gefallen ist ein wichtiges Stichwort. Frauen vertrauen anderen Frauen nicht, wenn es um ihre Anerkennung geht. Sie fürchten unter Frauen die Rivalität wieder anzutreffen, die sie bei ihrer Mutter erfahren haben. Der Krieg mit der Mutter, mit Iokaste wie Olivier es artikuliert, hat das Misstrauen inthronisiert und nicht die gleichgeschlechtliche Solidarität.
Frauen sind da sehr misstrauisch, noch heute ist es nicht selbstverständlich, dass sie untereinander vorbehaltlos solidarisch sind. Die Körperlichkeit von heranwachsenden Frauen ist eine andere als die heranwachsender Männer, und die große Anzahl junger Mädchen mit Magersucht lässt bei nicht wenigen Psychologen und Therapeuten die Hypothese entstehen, dass sie dem Gefallen der anderen sogar entfliehen wollen. Sobald in der Pubertät die Ausformung des Körpers beginnt, empfinden nicht wenige Mädchen dies als Verlust ihrer eigenen Identität zugunsten einer äußeren Identität. Ein Missverhältnis von offiziellem Ich und inoffiziellem Ich als Reaktion auf die Notwendigkeit überhaupt, eine „Verhaltensmaske“ (vgl. Döbereiner) zu entwickeln, ist die Folge. Deshalb tun sie alles, um die äußeren Blicke auf sich zu vermeiden, und verstecken sich sowohl hormonell als auch physisch. Magersüchtige, oder die sie Behandelnden, geben nicht selten der Mutter bzw. der Beziehung zur Mutter die Schuld an ihrer Verneinung des Weiblichen, denn sie war es schließlich, die ihnen eine asexuelle Rolle zuerkannt hat. Sie lehnen die Rolle der Frau ab, die für sie zu spät und mit Bedingungen verknüpft daher kommt. Welche astrologische Konstellation dies ist, deute ich an dieser Stelle nur an.
Söhne wie Töchter sind nach Olivier gleichermaßen von der ödipalen Spur gezeichnet. Wie ich in meinem Aufsatz „Steht am Ende der Aufklärung der Schleier?“ oder Zana Ramadani in ihrem Buch, formuliert auch Olivier den Satz „Töchter werden Mütter, und wenn sie Mütter werden, haben sie wiederum Töchter oder Söhne […]“. Die Frau, die die wiedergutmachende Liebe des Mannes sucht, wird auf die kastrierende Liebe desjenigen stoßen, der endgültig entschieden hat, dass sie nie wieder herrschen wird.
Die von Iokaste erlebte Geschichte rufe sowohl die Eifersucht unter Frauen bei der Eroberung des Mannes als auch die Frauenfeindlichkeit des Mannes hervor, so dass der Frau schließlich von beiden Geschlechtern misstraut werde und sie dem Krieg nicht entkommen könne (S. 88f). – Soweit der Abstecher in die oral-anale Welt der Madame Olivier und der Psychoanalyse. Brauchen wir sie? Schauen wir uns Iokaste von anderer Seite an.
Iokaste – eine Mutter mit (uns unbekannter) Vergangenheit
Der mythischen Geschichte von Iokaste, der Königin von Theben, können wir entlesen, dass die Verbindung mit Laios kinderlos bleibt, und König und Königin um Nachwuchs anfragen. Dass Iokaste schließlich doch ein Kind empfängt, ist mit einer Bedingung, ja, eigentlich einem Fluch verbunden: Das Kind wird, erwachsen geworden, seinen Vater töten. Sie „will“ das Kind trotzdem, nimmt damit in Kauf, dass sie einen Vatermörder heranziehen und ihren Partner verlieren wird. Bald nach der Geburt überlegt sie (oder doch der Vater?) es sich anders, entscheidet sich für ihren Partner (oder wird gezwungen?) und gibt das Kind weg. Damit wäre dieser Teil der Geschichte beendet. Offensichtlich vergessen sowohl Laios als auch Iokaste, dass es dieses Kapitel in ihrer Geschichte gegeben hat.
Den Tod ihres Mannes bringt Iokaste jedenfalls (lassen wir es etwa 20 Jahre später sein) zunächst nicht mit dem früheren Orakel in Verbindung, und auch das Auftauchen eines jungen Mannes, der todesmutig der Sphinx entgegentritt, um das Rätsel zu lösen, erweckt noch keinen Verdacht. Ödipus erscheint auf der Bühne als Retter, dem die versprochene, ausgeschriebene Belohnung zusteht, und das ist die Witwe des Königs (auch wenn diese viel älter ist als er). Wie mag Iokaste sich nun gefühlt haben? – Sie gebiert diesem jungen Helden vier Kinder, zwei Söhne und zwei Töchter. Endlich kann sie ihre Mutterschaft, nach langen Jahren des Wartens, genießen. Ob sie sie genossen hat? Die Töchter heißen Antigone und Ismene, und werden im späteren Teil der Geschichte erleben, dass ihr Vater Inzest mit seiner Mutter begangen hat, und sie die Töchter ihres eigenen Bruders sind. Antigone ist dem Mythos nach bei Ödipus geblieben, nachlesen kann man dies in den ausführlichen Lexika der griechischen und lateinischen Mythologien. Die beiden Brüder (Zwillinge) übernehmen zunächst – nachdem endgültig das Rätsel um all die Orakel und Begebnisse gelöst ist – die Herrschaft über Theben, zerstreiten sich dann aber. Ödipus sticht sich die Augen aus und geht als blinder Bettler in die Berge ins Exil.
Iokaste tötet sich selbst. Sie erhängt sich (!), als sie das Ausmaß der – ja, was ist es? – Verdrängung erkennt. Die Tragik ihrer Geschichte sehe ich weniger in der möglicherweise zu verurteilenden (und biologisch auch nicht unproblematischen) Tatsache, dass sie eine inzestuöse Beziehung eingegangen ist und ihrem eigenen Sohn Kinder geboren hat, sondern in der Erkenntnis, dem Schreck, dem Schock, dass ihre erste Entscheidung für das Kind, ihre dann nachfolgende Entscheidung gegen das Kind Konsequenzen, denen niemand hat ausweichen können, für alle Beteiligten hatte.
Die Kinder, die sie mit Ödipus hat, sind mitnichten frei von einem „Fluch“, den sie zweifellos in sich tragen, doch sind sie sicher freier als Ödipus, was seine Entstehungsgeschichte angeht, selbst es war. Er war das Ergebnis der mütterlichen wie väterlichen Vorstellung von einem Kind, das die Eltern „erzwingen“ wollten. Ein Kind zum Zwecke der Fortführung der Königschaft. Und darin liegt die Bedrohung. Der Wunsch, der Drang nach einem Stammhalter, einem Ebenbild, einem Nachfolgekönig, erzeugt doch nachgerade ähnliche, wenn nicht sogar identische Anlagenbilder. Es muss eine Königskonkurrenz im wahrsten Sinne des Wortes entstehen. Die Mutter, die einstmalige Komplizin Iokaste, wird dieses ersten Kindes spätestens bei der Geburt der später geborenen Kinder gedacht haben. Hat der junge König sie für mit unzugelassenen Schuldgefühlen gefüllte Jahre entschädigt? Es geht hier nämlich um einen Verrat, den sie begangen hat und auf dessen Ablass sie wartete.
Iokaste ist, kommt mir da in den Sinn, an einem Sonne-Uranus gescheitert. Der Verrat bei dieser Konstellation besteht darin, dass der Uranus (der Ursprung) dem Subjektiven untergeordnet und der Selbstleuchtung dienstbar gemacht wird. Bei Sonne-Uranus ist angezeigt, dass das Verhalten sich dem Fließenden (des Lebens, des Kommenden, Nichkommenden) nicht in den Weg stelle. Die Sonne aber will sich „groß“ machen auf Kosten des Schöpferischen, also jenem, was über das eigene Leben hinausgeht und durch das eigene Leben in die Welt gelangt, und indem Iokaste und Laios a) handelnd und nicht erduldend-akzeptierend erzwingen, dass sie doch noch einen Sohn bekommen (mit mitgelieferten Bedingungen) und b) später diese Bedingung wiederum nicht akzeptieren und den Ablauf beeinflussen, haben sie den ursprünglichen Lauf der Dinge (kinderlos zu bleiben) nicht zugelassen. Damit haben sie den Uranus verneint. Das Orakel – wie alle Orakel in dieser Weise zu verstehen sind – war ein Hinweis darauf, dass das Maß einer Bestimmung verlassen wurde.
Sonne-Uranus – oder Uranus im 5. Haus oder die Sonne im 11. Haus – deutet die Aufhebung des Erlebens an. Döbereiner (Erfahrungsbilder, Bd. 1, S. 185):
„Da es sich um eine genetische Vorleistung handelt, scheint es, als solle eine mit dem Leben nicht vereinbare Erfahrung, die im Empfinden hochgetragen wird, zum Schutze des Neugeborenen nicht in das Erleben gebracht werden.“
Z.B. die Erfahrung im Leib der Mutter, die abtreiben wollte und damit das Leben des Ungeborenen gefährdete. Oder die Erfahrung eines Unfalls der Mutter, eine Ablehnung durch die Umwelt oder den Verband, in den das Kind geboren werden wird. Das bewusste Verhalten (die Sonne) versucht diese Erfahrung im Kind nicht hochkommen zu lassen, weswegen die Bedrohungserwartung es in einen Alarmzustand versetzt, der verhindert, dass es sich auf Dinge wirklich konzentrieren kann. Der Versuch, sich gedanklich auf eine Sache zu konzentrieren, erhöht die Angst und die Unruhe bis zur Panik.
Im bereits erwähnten Krankheitsbild des ICD-10 – Autistoide und Autistische Störungen – ist immer auch ADHS (Aufmerksamkeitsstörung – u.a. F90) aufgeführt. Das ist die Sonne-Uranus-Seite der Pluto-Uranus-Versteinerung.
Eine Frau mit Sonne-Uranus im Geburtsbild oder mit einem Überlauf von Uranus über die Sonne wird schwanger. Es werden in der Auslösung, in der neuen Erfahrung ihre eigenen, alten, vorgeburtlichen und auch alle dem nachfolgenden Uranus-Sonne-Erfahrungen hoch-geschwemmt, zur Lösung bereitgestellt. Man könnte jetzt die eigene Wirklichkeit entstehen lassen. Die Schwierigkeit, die zunächst zu überwinden ist, aber besteht darin, dass nunmehr die Bedrohungserwartung weder kontrollier- noch beherrschbar ist, und man sich als Subjekt aus jedem Zusammenhang wie zwanghaft herauslösen muss.
Ein Selbstmord in Panik vor der psychisch kaum aushaltbaren Herausforderung ist nicht auszuschließen, ebenso wie Angstzustände „unerklärlicher Art“, die zu gefährdeten ersten Schwangerschaftsmonaten führen können. Im Falle von Iokaste und Laios ergeht das Orakel: Dieses Kind wird seinen Vater erschlagen und seine Mutter heiraten. Die Mutter entscheidet sich zunächst für das Kind – das erwähnte ich bereits oben – und lässt es dann fallen, weil sie den Vater retten will. Sie hat damit den Urheber, den Zeuger, geschützt und das Kind verraten. Sonne-Uranus beinhaltet den Aspekt eines Sonne-Venus (die Abhängigkeit vom Familienverband, in den Regelungen der Mutterwelt) und beinhaltet als weitere Komponenten die Schotts Venus-Uranus /Sonne-Pluto (die Aufhebung des Raumes in Ortlosigkeit, Verlust des Ortes und die Verneinung des Lebens) und den Venus-Pluto (die „Welt in der Welt“ als autistoide Schutzanlage vor der Welt, die man als bedrängend und fremd empfindet) als diagonales Pendant – dazu später.)
Es ist mythologisch vermutlich irrelevant, doch will ich es erwähnen: Da wächst ein Kind heran, die Mutter spürt es in all seinen Bewegungen und seinem Wachstum über den Zeitraum der Schwangerschaft. Kein Verhältnis aufzubauen ist keine Option – und wenn es das Verhältnis der Ablehnung ist. Das hatten wir schon: Pluto-Uranus. Wenn es Ablehnung ist, dann ist es vermutlich „gut“, dass die Mutter das Kind nach der Geburt weggibt. Seine Anlagen hat es trotzdem, und die unter dem Sonne-Uranus-Signum habe ich soeben beschrieben. Wenn da keine Ablehnung ist, und sie gibt das Kind dennoch weg, dann hat die Mutter ein nächstes Problem, denn sie hat sich unterworfen. Ich sage nun nicht, dass Iokaste genau dies widerfahren ist – ich assoziiere, und weil ich das tue, schaue ich mir jetzt die Horoskope von weiteren Müttern (und Söhnen) an.
Verletzte Mütter, die ihre Kinder verraten
„Öffentliche und begabte Mütter“ und ihre nicht weniger begabten Söhne könnten wir in Hülle und Fülle finden. Eine dieser bekannten Mutter ist Alice Miller, erst Psychoanalytikerin, dann aber Abkehr von der Psychoanalyse und Autorin von Büchern mit Titeln wie „Das Drama des begabten Kindes“ (ein Buch, das mir in vielerlei Hinsicht die Augen öffnete), eine andere Grace Kelly und ihr Leben für Film und den monegassischen Hof; eine nächste wäre Lady Diana Spencer, die so sehr in der Öffentlichkeit stand, dass sie nachgerade zu Tode gehetzt wurde.
Alice Miller, diese Aufdeckerin und Versteherin von Kindesleid und Traumatisierung, soll nach Aussagen ihres Sohnes ihre eigene Geschichte nie aufgearbeitet und den Sohn nicht als das gesehen haben, was er war. Betrachten wir die Frauen aus dem Blickwinkel ihrer Mutterschaft.
Alice Miller weist eine Sonne auf 21.2° Steinbock alias Jupiter-Mars-GSP mit einem Quadrat zu Saturn in der Waage auf. Sonne-Saturn, der abgedunkelte Scheinwerfer, der sich nicht traut, in voller Helle zu scheinen, ernst, verhalten, ja, auch verformt und depriviert. Mangel zieht sich durch das Leben. Die Sonne hat auch eine Spiegelopposition zur Venus (aus der Waage Herrscherin über den Saturn) – da sind die Gegenwart und das Bewusstsein Überpersönlichem anheim gestellt – sie das Subjekt wird über sich selbst hinaus maßgeblich, mit einem Spiegelquadrat zu Uranus findet das Verhalten darüberhinaus eine Kompensationsmöglichkeit der erlebten Ich-Schwäche. Sie erhält die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen. Uranus steht in den Fischen, d.h. außerhalb aller Zeit, der Ursprung – der Erzeuger? – unerreichbar und damit ausgefallen, mit einem Quadrat zu Venus: du bist nicht in deinem eigenen Gefüge – bei gleichzeitigem Wunsch, dazuzugehören – muss man sich stark geben, eine Maske der Stärke anlegen.
„Alice Miller charakterisierte ihren Vater als einen „erfolglose[n] Bankier“ und ihre Mutter als eine Hausfrau, die „einst“ „ein rechtloses, von ihren Eltern und Brüdern unterdrücktes Mädchen“ „gewesen war“, das mit „Worten über Liebe, Moral und Pflicht“ „großgezogen wurde“. Das Paar heiratete im Juli 1921. Miller kam achtzehn Monate nach der Hochzeit zur Welt; nach weiteren vier Jahren wurde ihre jüngere Schwester geboren. Über ihre Mutter schrieb Miller, sie „hatte ihre bewährten Vorstellungen, wie man sie damals zu haben pflegte, u.a. daß jede Mutter ex definitione nur ‚das Beste für ihr Kind wolle‘,[…]“. Die Schulhefte ihrer Tochter stellte die Mutter „ihren Freundinnen als Beweis ihrer pädagogischen Talente zur Schau“. Über ihre Situation in der Familie schrieb sie 1988 „Die Entdeckung, daß ich ein mißbrauchtes Kind war, daß ich vom Anbeginn meines Lebens unbedingt auf die Bedürfnisse und Gefühle meiner Mutter eingehen mußte und gar keine Chance hatte, meine eigenen zu fühlen, hat mich sehr überrascht.“ gefunden hier.
Mars – die Durchsetzungsenergie – steht ebenfalls in den Fischen und wird dort viel Dampf ergeben, feucht-heiße, weiße Luft im Kampf mit dem Mondknoten in der Jungfrau: da geht es um die sexuelle, sexualisierte Energie zum Zwecke der Einnahme seines Platzes im Leben. Der aufsteigende Mondknoten zeigt den Wunsch nach einer heilen Welt und die Suche nach dem verlorenen Paradies durch die Konfrontation mit der nüchternen Wirklichkeit an. Das wird immer wieder zu Enttäuschungen führen und Ohnmachtsgefühle auslösen, die sich in Verbindung mit Mars gewalttätig äußern können.
Millers Mond (beim Tagesstand von 12.00 Uhr) weist ein Quadrat zu Neptun aus: die Konkurrenz zu Gleichgeschlechtlichen, die Dominanz der Mutter, die über die Hormone und das Heranwachsen der Tochter wacht. Neptun steht im Löwen (dem Zeichen der Identität mit sich selbst als Lebensgeschehen, der Souveränität, der Königlichkeit) – eine ganze Generation, die dem unzensierten Lebensausdruck viel zu opfern hat. Bei Miller steht er im Spiegelquadrat zu Merkur: mehr oder weniger verdeckt ist die Unfähigkeit zur Aussteuerung, die Unfähigkeit zur Wahrnehmung von Umwelt, die Unklarheit in den Orientierungen. Man ist Minderheitenfall mit Existenzangst und der Kompensation in Unberührbarkeit (Merkur in Wassermann) – Versachlichung und Neutralisierung, von der Peripherie her beschreibend. Zaungast im eigenen Leben?
„[…] hier kommt vieles zusammen. Analog zu ihrer Mond-Stellung blieben fremde Kinder und fremde Eltern (Jupiter = Fremdes) auch Alice Millers übergroßes Thema. Durch den Schütze-Herrscher mit der an sich so optimistischen Venus im Schützen selbst ins Fegefeuer der Visionen dessen getaucht, „was irgendwo fehlt“ (Pluto). Gleichzeitig wird aller Seelen-Stoff energetisch geläutert, aus der reinen Empfindungs-Ebene geholt und zum Thema eines „heiligen Krieges“, zur Fackelträgerinnen-Mission, gemacht.“
Es ist eine Ironie des Schicksals, dass Alice Miller ausgerechnet in berühmten Tätern Opfer-Anteile besser als jede andere ausmachen konnte und stets brilliant herleitete, wie aus dem zerstörten Kind ein zerstörendes Kind wird (ESSAY Die Kindheit Adolf Hitlers – vom verborgenen zum manifesten Grauen). Dafür wurde sie auch heftig kritisiert. Ihr skorpionisches Empfinden, diese maßlose Einfühlung und das Schwingen der seelischen Seite in jeden Schmerz, der nicht eigen war und kontrolliert werden musste, gestattete ihr, eigenes Erleben in anderen zu fühlen.“ Weiterlesen hier.
Pluto steht im Krebs… im Geburtsmonat von Miller auf Mond-Uranus-GSP. Der Pluto beinhaltet (über sein Zeichen Skorpion) sowohl den Mond als auch den Jupiter: auch wenn die beiden keinen Aspekt zueinander eingehen, sind sie im Pluto enthalten als große Erwartung und Hoffnung auf die Lösung jenes Knotens, der die Entstehung des eigenen Lebens verneint. Pluto-Mond (leidenschaftlich unter großem Verneinungsdruck mit Besitzergreifung des Liebesobjekts, voller Groll und Zorn) und Pluto-Uranus. Fast drängt sich mir auf, dass die Geburtszeit bei etwa 9:00 Uhr MEZ liegen könnte: Pluto in 5, ein Wassermann-AC mit Uranus und Mars in 1. Der DC im Löwen, der auf die Kinderwelt blickt und der Sonne in 11 zu in ihrem Ursprung verhelfen will. Doch das ist ungewiss und bedarf der Überprüfung anhand von Lebensdaten.
Die nächste Mutter ist ebenfalls bekannt, sogar mit Geburtsstunde. Bekanntermaßen hat sie zwei Söhne (21.06.1982 um 21.03 Uhr, 15.9.1984 um 16.20 Uhr, beide in London); auch ihr Leben kann nachgelesen werden, es ist vielfach veröffentlicht. Lady Dianas Sonne steht im Krebs – also im Gegenzeichen zur Sonne Millers – dem Leben zugetan, eine Quelle des Lebens, im Empfinden stehend, unverquert und unverstellt, wahrhaftig – wenn nichts dazwischen kommt. Begabt ist diese Sonne allerdings mit einem Uranus-Pluto-GSP, d.h. sie trägt eine Demütigung, die Erfahrung einer Unterwerfung und die Abwesenheit des Ursprungs in die Welt. Das Kind weiß nicht, wie ihm geschieht – das Verhalten hat keine Stütze, keinen Ausgang, es steht unaspektiert für sich. Das Vaterprinzip ist aufgehoben und steht nicht zur Verfügung, was in Haus 10 bestimmend wird.
Der Mond, auf dessen Basis sich die Sonne verängstigt verhält, steht im Wassermann auf Merkur-Uranus „zwischen den Stühlen“ in einem Revier, das von außerpersönlichen Maßstäben bestimmt – nein – geregelt wird. Das Empfinden hebt sich aus sich selbst hinaus, wird unpersönlich, wird bei Mond-Venus-Quadrat eine gelebte Kulisse – wiederum auf Merkur-Uranus – in zwei Welten, in zwei Erleben, in ein offizielles und ein inoffizielles Leben. (Irgendwann einmal wurde ihr eine bipolare Störung attestiert, später ein Borderline-Syndrom.) Mond steht nicht nur im Wassermann, sondern hat auch eine Opposition zu Uranus im Löwen. Auch hier: Entfernung aus dem dualen Erleben – weg vom Subjektiven (dem es nicht erlaubt ist, zu wachsen) hin zur Unberührbarkeit. Sie wohnt nicht in sich selbst, ist überlagert und lebt im Auftrag, das Leben einer anderen Frau zu rechtfertigen. Ureigentlich muss sie das Mutterprinzip ablehnen. Lady Dianas Mutter Frances (geboren am 20. Januar 1936 in Park House, gestorben am 3.6.2004) verließ die Familie, als die Tochter 6 Jahre alt war.
„1967 begann Frances Ruth Spencer mit dem verheirateten Tapetentycoon Peter Shand Kydd, den sie im Sommer 1966 anlässlich einer Londoner Soiree kennengelernt hatte, eine außereheliche Affäre. Als ihr Ehemann sie im September 1967 mit seinem Verdacht konfrontierte, bat sie ihn um eine Trennung auf Probe. Es erwies sich für Frances Spencer als schwierig, in dem darauf folgenden juristischen Prozess die Oberhand zu gewinnen, zumal nachdem Peter Shand Kydd von seiner Frau geschieden und aufgrund seines Verhältnisses mit Viscountess Althorp des Ehebruches für schuldig befunden worden war. Der Sorgerechtsstreit über Lord und Lady Althorps gemeinsame Kinder konnte von John Spencer entschieden werden, nachdem Lady Ruth Fermoy zu Ungunsten ihrer Tochter ausgesagt hatte. […] Einen Monat nach ihrer Scheidung 1969 heiratete Frances Spencer ihren neuen Lebensgefährten Peter Shand Kydd.“ (gefunden hier)
Der Schütze-AC ist ein Standort der Anschauung (der Vielfalt), einer großen Welt, der mit Erwartung begegnet wird. Der Schütze lebt von der Bewegung – Stillstand sorgt für Gleichgewichtsverlust, der Jupiter in 2 im Wassermann (auf GSP Merkur-Uranus!) kann sich innerhalb der vorgegebenen Grenzen bewegen und fügen, was er aus dem 12. Haus „mitbringt“. Träume, Illusionen, Täuschungen. Jupiter-Neptun ist als Quadrat gegeben – ein Prinzip, das nicht zum Ursprung gekommen ist (es fehlen hier Saturn und Uranus), kann nicht im Sinne des Schützen anschaulich, sondern muss Zeichen werden. Anfälligkeit für Heilslehren und Heilsbringer, z.B. auch in Form von Sekten – oder der Esoterik bzw. dem Religiösen.
Rückseitig haben wir hier Jupiter-Mars als aggressive Weltanschauung, die missionierend in die Welt hinein gehen wird. Die Fata Morgana wird Erscheinung, ist aber nicht Gestalt und damit als Endpunkt Mond-Jupiter ohne Mitte und Maß. Fragt sich – bei einer Sonne auf Uranus-Pluto, der eine chronifizierte Traumatisierung bestätigt – was um alles in der Welt ist dem Neptun zugestoßen, und wo sitzt die Verdrängung, wie rächt sie sich?
Widder am IC – der „Feind“ im eigenen Fleisch/Heim, Mars mit Pluto in der Jungfrau in Haus 8: geboren, um Fanal der Störung und deshalb angefeindet zu werden; das Kind dem ausgesetzt, unfähig, sich auszusteuern oder gar zu fliehen. In der Panik vor dem unsichtbaren Feind und in den Regelungen des Verbands gefangen, können das Kind und die heranwachsende Frau nicht anders, als sich selbst zu vernichten. Ein zorniges und intensives Kind einerseits, ein trotziges und störrisches Kind andererseits. Sie übernimmt selbst die Anfeindungen derer, die sie verdrängen wollen – Mars-Mond: hört auf zu essen, entwickelt eine Anorexie, dann eine Bulimie, und zerstört, was zur Welt der Mütter gehört, einschließlich der bürgerlichen (königlichen) Fassade mit dem guten Benehmen. Sie verlässt schließlich diese Welt, wie es die Konstellation von Beginn an verlangt, will das Inoffizielle zum Offiziellen machen – und kommt bei einem Autounfall ums Leben.
„Der bemühte Vater konnte die Mutter nicht ersetzen, er war physisch und psychisch oft abwesend, und Diana reagierte auf seine sporadische Abwesenheit extrem ängstlich mit wachsender Furcht vor Verlassenwerden. Ihre labile Psyche wurde immer weniger belastbar und nach der Heirat mit Prinz Charles begannen die schweren Symptome. Diana sagte über sich selbst: „Ich fühlte mich immer anders als alle anderen, vollkommen losgelöst… Ich hatte ständig den Eindruck, eigenartig zu sein. Ich wusste aber nicht, warum… Es war, als lebte ich in der falschen Schale.“
[Lady Dianas] Depressionen, Angstattacken, Bulimie und Aggressionen verstärkten sich zusehends, hinzu kamen Selbstverletzungen. Ihre Zerrissenheit stellte alle vor ein Rätsel: Sie konnte Freunden und Hilfsbedürftigen gegenüber gütig und mitfühlend sein, doch bei der leisesten Enttäuschung erfasste sie eine grausame Wut. Ihre Emotionen schwankten zwischen untröstlichem Kummer und heftigem Zorn. Sporadische psychologische Therapien zeigten keine Wirkung, da das wahre Leiden, eben die Borderline-Erkrankung, nicht behandelt wurde.“ (gefunden hier.)
Die Suche nach der inneren Königin
Die nächste Mutter (im nebenstehenden Horoskop) ist keine Person des öffentlichen Lebens. Im Jahr 2003 machte sie sich mit einem Büro für Hausverwaltung selbständig; ihr stellte sich die Frage, ob ihre Familie (Mann und Sohn) das aushalten würde. Rhythmisch lief sie damals durch den Steinbock, ab Oktober 2003 sogar doppelt, im oberen wie im unteren Weg. Der Saturn steht in 7 in Opposition zum Mondknoten und im Quadrat zu Neptun in 5, nah am Übergang zu 5. Er steht auch im Quadrat zum Mond, und der hat eine Opposition zu Neptun. Die Befürchtung berechtigt, denn das Auflösen (Neptun) der bisherigen Fremdbestimmung (tendentiell Saturn in 7) und der Eintritt in die Selbständigkeit ändert das gesamte Gefüge. Welches Gefüge besteht hier und welche Art „Mutter“ ist sie?
Sie ist mit einem Sonne-Uranus im 2. Haus, fast am Übergang zu Haus 3 geboren. Dies vorausgeschickt, ich schrieb bereits über die Bedrohung des ungeborenen Kindes während der Schwangerschaft. Doch schauen wir systematisch, sagen wir nach der Verbunddeutung. Der Verbund beginnt mit Krebs in Haus 12. Dort, noch vor dem Krebs steht der Mars und meldet – wie das Kürzel heißt, dass der Vater nichts von einem hält.
Widder auch noch am MC – in Konjunktion zu 0° – auf 0,3°. Bei 0° Widder treffen sich der Anfang und das Ende des Zodiaks. Wenn das 9. Haus im Fisch steht und das 10. Haus im Widder beginnt, wird diese „Spalte“ genau des Erwirkte: Ausgang und Eingang, eine Drehtür. Der Schritt in die eigene Freiheit führt in eine Isolation. Man wird dorthin „geschickt“, um im Unbewussten und Ungeschehenen Verborgenes aufzuspüren, um es artikulierterweise in die Darstellung des dritten Hauses zu bringen. Mars steht mit 29.1° Zwillinge nah an den 0° Krebs – ebenfalls einem Kardinalpunkt: Er enthält die Möglichkeit auf vergrößerte Eigenständigkeit; Gründungen von Niederlassungen; Leben aus der Echtheit; Empfinden des Verqueren – wenn der Mars dort steht, steht man damit auf Kriegsfuß oder geht die Dinge mit Energie an.
Der Mond als Verbundsanführer steht ebenfalls im IV. Quadranten – im Stier (da sucht er die Sicherheit eines Bestandes, einer Gemeinschaftsform), aber in Haus 11, knapp hinter der Häuserspitze 10 zu 11, und auf einem Gruppenschicksalspunkt Sonne-Pluto. Mond-Pluto: besetzte Mentalität, der Beginn des Lebens in einem Modell. (Sie ist die älteste Tochter von fünfen, als wäre sie angelegt als „Mistkugel“ für die folgenden Geschwister.)
Auch der AC-Stand ist plutohaltig: 28° Mars-Pluto und auch Saturn-Merkur in minimalem Radius. Ein Kind, das in einen Container hineingeboren ist, einem Modell zu entsprechen hat, dessen Empfinden und auch Erleben von der Vorstellung „wie das Leben zu sein hat“ bestimmt ist (Skorpion in 5) – Pluto in 3: in der Bewegung eingeschränkt, in der Jungfrau im Zwang der Bedingungen, sicher, Vorgaben nachahmen zu müssen. Mit der Gesindekonstellation (man wird Vorgang des Umkreises) ist sie die Unscheinbare, die man nicht wahrnimmt. Außerdem besteht das Angebot, sich im Saturn-Merkur in den Identitäten anderer zu spiegeln.
Der Mond mit Neptun-Opposition erzählt wiederum von der Dominanz der und der Angst vor anderen Frauen, vor einer starken Frau in der Familie. Das Kind ist in eine familiäre Verzichtsposition hineingeboren, die ihm Schuldgefühle macht, sobald es beginnt, sich selbst zu leben. Tatsächlich wird hier eigenes Dasein für andere geopfert, d.h. dem Kind erscheint es schließlich sogar selbstverständlich dies zu tun und übernimmt, da es nichts anderes kennt, die angebotenen Rollen, in die es dann schlüpft.
Mond hat auch noch ein Quadrat zu Saturn im 7. Haus. Einerseits eine große Treue und Gebundenheit ans Wort und an Begegnendes. Empfindungen und das Heimatlich/Häusliche sind verpflichtend, genauso wie Partnerschaften nicht leichthin genommen werden. Die Verpflichtung an die Mutterwelt ist groß, die Hemmschwelle, ins eigene Leben geboren zu werden hoch. Man bleibt in der Verpflichtung eines Verbandes, auch wenn er nicht zum eigenen Wohle ist. Die Mutter war, wie zu erfahren war, in der Vaterfamilie wenig akzeptiert und wurde geschnitten, weshalb dieselbe Mutter die Tochter ganz für sich beanspruchte. die Rollen waren vertauscht: die Tochter musste für die Familie sorgen, die Mutter fiel aus. Als Kind lernte sie, die Regungen der Mutter zu lesen, um Unebenheiten in der Familie und im Verband glattzubügeln. Sein Leben ist mit dem der Mutter sehr verbunden. Was Partnerschaften angeht, hat sie Schwierigkeiten, schließlich findet sie Begegnungen vor, die ihre Umstände mit bedingen und bestimmen. Daraus entsteht der Drang, sich ganz aus der Welt zurückzuziehen. Der Körper drückt dies in Rückzugsphasen aus. In der Ehe entwickelt sie eine endogene Depression. Beidem versucht sie mit dem Sprung in die Selbstständigkeit zu entrinnen.
Die Sonne in 2 – wenn auch im Löwen – ist doch unbeweglich und dem Gemeinschaftlichem, auch dem Finanziellen verbunden, sie macht es zu ihrem Beruf, beschäftigt sich mit Besitz und Immobilien, wenn auch mit dem der Anderen. Waage und Venus stehen in Haus 4: das Heim. Zuhause möchte sie es harmonisch und schön haben. Hier ist das Revier, in dem man sich traut, seine Empfindungen zuzulassen, soweit dies überhaupt möglich wird. Dass man als Tochter im mütterlichen Milieu aufwächst, also in dem von der Mutter Ererbten, wird in diesem Fall noch betont. Die Mutterwelt regelt hier die Bewegung in den Umraum und auch das Denken. Die Mutter selbst ist in ihrer Welt isoliert, woran sie möglicherweise auch in ihrem Leben leidet.
Nach mehreren Gesprächen wurde klar, dass die Frage nach der Ehe und dem Sohn fast schon beantwortet war: sie hatte sich für den Aufbau einer eigenen Firma entschieden. Sich selbstständig zu machen birgt in unserem Land nicht wenige Risiken. Einer der Sätze, die existenzgründenden Frauen entgegengebracht wird, lautet: „Steht Ihr Partner hinter Ihnen?“ Ob Männer dasselbe gefragt werden, wenn sie einen Finanzierungsplan bei der Bank oder der Handelskammer vorlegen, weiß ich nicht. Eines ist – abgesehen von der finanziellen Seite – allerdings eine Wahrheit: Wenn einer von beiden, die sich bisher in einer Partnerschaft arrangiert haben, über diese hinauswächst und die „Komfortzone“ verlässt, wird der andere „gestört“ und Steine in den Weg legen. Er wird den Ausstieg verhindern wollen. So war es auch in diesem Fall. – Aber sie verließ Mann und Sohn, um in ihr eigenes Leben zu gehen. Zu diesem Zeitpunkt war der Sohn bereits 20 Jahre alt.
Der Sohn ist ein doppelter Skorpion mit dem Herrscher von 1 in 12 (in Quadrat zu Mars in 3) und der Sonne auf 22° Skorpion alias Saturn-Mondknoten. Nach Aussage der Mutter verweigerte er das Leben bis etwa zum 19. Lebensjahr bzw. machte das Leben seinen Eltern „zur Hölle“. Als Mars-Pluto angetreten, den „König zu stürzen“, d.h. in diesem Fall den Vater, der in der Erziehung des Jungen kaum eine Rolle spielte, dem aber die Mutter in Treue verpflichtet war. AC auf Merkur-Uranus-GSP, darin angelegt die „Gespaltenheit“, d.h. eigentlich der Ritt auf der Hecke, der Grenze – ein Kind, dessen Eltern nicht zusammenpassen, und das in seinen Impulsen gehemmt und in seiner eigenen Figuration gelähmt ist. Neptun-Venus-Konjunktion in 2 auf 0°Steinbock. Neptun-Venus, Teil eines Neptun-Uranus, einer Erkenntnis, die nicht aufsteigen darf. Eine Aussteuerung nicht möglich, ein dauernder Kampf gegen jedwede Autorität, Schule, Verweigerung von Ausbildung. Einer, der nicht akzeptiert wird, weil er das Zeichen der „Unwertigkeit“ = Mond-Mars trägt. Der Mond in der Nähe des AC seiner Mutter (26° Krebs), Saturn-Merkur – in der Spiegelung und in der Regelung seines Empfindens durch die Mutter. Der Vater zeichnet verantwortlich als Wassermann am IC – Uranus-Merkur im Schützen in 2. Einer, der eher nicht greifbar ist, weit und offen, aber unberechenbar, der Räume und Anschauungen in Frage stellt und mit Neptun aus den Fischen 5 in 2 sich aus der Realität und der Notwendigkeit sich im Revier behaupten zu können, herauszieht. Das dem Sohn als Anlage mitgegeben.
Teile der Texte auf dieser Seiten finden sich im kleinen Büchlein
Mütter wie Iokaste
Format: DIN A6 hoch, Softcover
236 Seiten, Preis: 15,00 Euro
Bestellung über mich